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Sport: Weniger Gastarbeiter?

Der DFB will in der Bundesliga eine Ausländerquote und bittet die Fifa zur Kasse

Berlin (Tsp). Jetzt haben sich alle wieder lieb. Der Streit zwischen Bayern Münchens Vorstandsvorsitzenden KarlHeinz Rummenigge und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) sowie der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist beigelegt. Bei einem Gespräch in Reinbek bei Hamburg sagten DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder und DFL-Chef Werner Hackmann Bayern-Chef Rummenigge ihre volle Unterstützung zu.

In den Tagen zuvor hatten die von Rummenigge erhobenen Forderungen nach einem Gehaltsausgleich für die Vereine bei Abstellungen ihrer Spieler für die Länderspiele für Dissonanzen gesorgt. Rummenigge sagte, dass weder er noch Bayern München das gute Verhältnis zum DFB in Frage gestellt hätten. „Die Bayern werden den DFB nach wie vor tatkräftig unterstützen.“ Der ehemalige Nationalspieler war zufrieden mit dem Ausgang des mehrstündigen Gesprächs, zumal Mayer-Vorfelder in vielen Punkten seine Bereitschaft erklärt hatte, Rummenigges Anregungen in die Tat umzusetzen.

Der DFB-Präsident will bei der Europäischen Fußball-Union Uefa und dem Weltverband Fifa eine offizielle Eingabe machen, um zu erreichen, dass künftig bei Welt- und Europameisterschaften die Verbände den Klubs einen Gehaltsausgleich für die an den Turnieren teilnehmenden Profis zahlen.

Vor dem Gespräch hatte der 70-Jährige diesem Ansinnen noch wenig Chancen eingeräumt: „Das sehe ich skeptisch, die Chance ist gering. Die Fifa hat nur eine Einnahmequelle, das ist die WM. Aus diesen Mitteln werden die ganzen Förderprogramme und der ganze Apparat für vier Jahre bezahlt. Die Fifa schwimmt nicht im Geld.“ Rummenigge widersprach: „Es kann nicht sein, dass bei einer WM zwei Milliarden Euro verdient werden und die Klubs in die Röhre schauen.“

Mit Blick auf das Thema Gehaltsübernahme hatte der Präsident das System des DFB verteidigt. Der DFB habe in seinem Grundlagenvertrag eine Regelung gefunden wie kein anderer Verband: „Die Spieler sind individuell versichert, wir zahlen 3000 Euro pro Spieler für die Abstellung, zudem gehen die TV-Einnahmen des DFB zu 25 Prozent an die Vereine. Das entspricht einer Größenordnung von rund elf Millionen Euro.“

International möchte Mayer-Vorfelder aber neben den finanziellen Regelungen auch andere Änderungen durchsetzen. Er will sich dafür einsetzen, dass die Doppel-Spieltage künftig anders als bisher terminiert werden. Demnach sollte so schnell wie möglich statt samstags und mittwochs künftig mittwochs und samstags/sonntags gespielt werden, damit die Profis „spätestens am Montag“ wieder bei ihren Vereinen sind. „Das wäre ein Riesen-Fortschritt, auch für die Trainer der betroffenen Vereine“, sagte Rummenigge.

Ein weiteres Thema des Gesprächs war die Talentförderung des DFB. Sie soll so ausgebaut werden, dass künftig besonders begabte Junioren an zentraler Stelle ausgebildet werden. Entwicklungsfähige junge Spieler, die bei ihren Arbeitgebern noch nicht den Schritt in die Stammformation schaffen, sollen vermehrt an andere Klubs ausgeliehen werden. Als gutes Beispiel nannten Mayer-Vorfelder und Rummenigge Philip Lahm, der von den Bayern zum VfB Stuttgart ausgeliehen wurde und sich bei den Schwaben in die erste Elf spielen konnte. „Da müssen wir einen moralischen Ehrenkodex entwickeln“, forderte Rummenigge.

Auch über die so genannte „Ausländerquote“ wurde geredet. Zur unter anderem von Mayer-Vorfelder geforderten Beschränkung von ausländischen Spielern in der Bundesliga wird eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Sie soll die Situation in den beiden deutschen Profiligen untersuchen und die Praktiken in den europäischen Ligen analysieren. Danach werde überlegt, ob man unter Einhaltung des europäischen Rechts Lösungen finden kann, um eine Beschränkung zu erreichen.

Derzeit beträgt die Ausländerquote in der Bundesliga 60 Prozent. „Auch da werden wir eine vernünftige Lösung finden“, sagte DFL-Chef Hackmann.

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