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Sport: Wenn aus Vertrauen Misstrauen wird (Kommentar)

"Wir erwarten von einem Analytiker, dass er analysiert." Dieser Satz stammt von Rüdiger Nickel, beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) Vorsitzender des Bundesausschusses Leistungssport.

"Wir erwarten von einem Analytiker, dass er analysiert." Dieser Satz stammt von Rüdiger Nickel, beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) Vorsitzender des Bundesausschusses Leistungssport. Das entscheidende Wort hat er nicht ausgesprochen. "Nur analysiert" müsste es heißen. Denn Wilhelm Schänzer hat es als Leiter des Kölner Dopinglabors nicht bei der Analysearbeit bewenden lassen. Zum Verhängnis wurden ihm seine in der Öffentlichkeit abgegebenen Einschätzungen zur Schuld oder besser gesagt Unschuld des unter Dopingverdacht stehenden Dieter Baumann. Künftig wird der DLV keine im Training entnommenen Dopingproben mehr in Köln untersuchen lassen. Andere Verbände dürften folgen.

Viel wird jetzt darüber spekuliert werden, ob es einzig und allein die Aussagen des Kölner Professors waren, die zum Vertrauensentzug geführt haben. Hat Schänzer beispielsweise auch selbständig Überprüfungen vorgenommen, womit er seine Pflicht zur Unvoreingenommenheit und Unparteilichkeit verletzte? Der DLV und die Anti-Doping-Kommission des Deutschen Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees bekunden jedenfalls demonstrativ ihr Misstrauen.

Dies hat für das Kölner Dopinglabor weitreichende Folgen. Vertrauen ist die Basis im Anti-Doping-Kampf. Dieses Vertrauen ist nachhaltig gestört. Fatal ist die Außenwirkung für das von Schänzers Vorgänger Manfred Donike zu einer weltweit anerkannten Instanz aufgebaute Labor. Neben Kreischa ist Köln das zweite vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) akkreditierte Dopinglabor in Deutschland. Die Frage lautet jetzt: wie lange noch?

seb

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