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Sport: Wenn das Licht angeht ...

Oft schon haben sie in Dortmund verächtlicht gelacht, wenn die Zuschauerzahlen bekannt wurden, mit denen sich der große FC Bayern bei Spielen unter der Woche im Olympiastadion begnügen musste. Weniger als 20 000 in der Champions League oder gar nur 4000 beim DFB-Pokalspiel gegen den VfL Wolfsburg.

Oft schon haben sie in Dortmund verächtlicht gelacht, wenn die Zuschauerzahlen bekannt wurden, mit denen sich der große FC Bayern bei Spielen unter der Woche im Olympiastadion begnügen musste. Weniger als 20 000 in der Champions League oder gar nur 4000 beim DFB-Pokalspiel gegen den VfL Wolfsburg. "So viele kommen bei uns schon, wenn der Platzwart das Flutlicht anknipst", spotten da die Fans in Schwarz-gelb gerne. Manager Michael Meier verweist in diesem Zusammenhang meist auf das "größte Stammpublikum Europas, über das wir beim BVB verfügen."

Ganz so ein Selbstläufer ist Fußball in Dortmund aber nicht: Zum 4:0 im Viertelfinalrückspiel des Uefa-Pokals gegen Slovan Liberec kamen 36 500 Schaulustige ins Westfalenstadion. Für Dortmunder Verhältnisse eine magere Kulisse. Zum Vergleich: Für die Bundesligapartie gegen Cottbus am Sonntag sind bereits über 60 000 Karten verkauft. Und im Uefa-Cup-Halbfinale am 4. April wird gewiss kein Sitzplatz im Stadion frei bleiben, empfängt die Borussia dann doch den AC Mailand (Rückspiel am 11. April im San Siro). "Es wird ein Kräftemessen auf hohem internationalen Niveau. Wir freuen uns auf diesen Gegner, hätten aber lieber zuerst in Mailand gespielt", verkündete Borussias Sportmanager Michael Zorc. Und Spielgestalter Tomas Rosicky gibt sich siegessicher: "Wir sind stark genug, auch den AC Mailand zu schlagen."

Nun ja, Slovan Liberec ist nun mal nicht der AC Mailand. Die Stadt liegt hinter den böhmischen Bergen, weit entfernt von den europäischen Fußballzentren. Diejenigen, die Mittwochabend nicht auf der heimischen Couch verbrachten, erlebten trotzdem ein unterhaltsames Spiel, aus Dortmunder Sicht allerdings erst in der zweiten Hälfte. Bis dahin trumpften die tschechischen Gäste läuferisch und fußballerisch eindrucksvoll auf, und manch einer auf den Rängen fragte sich, ob das 0:0 aus dem Hinspiel ausreichend zum Weiterkommen sei. Dortmunds Manndecker Christian Wörns entdeckte gar Gegenspieler, "die gerannt sind, als ginge es um ihr Leben". Und Trainer Matthias Sammer hat "selten eine Mannschaft gesehen, die physisch in einem solch unglaublichen Zustand ist".

Nur dem Umstand, dass die Dortmunder ihren Kontrahenten läuferisch Paroli bieten konnten, war es zu verdanken, dass sie sich am Ende deutlich behaupteten. So sah es zumindest Mittelfeldakteur Lars Ricken: "Nur wenn du permanent dagegenhältst, setzt sich am Ende deine spielerische Klasse durch." Das war nach der Pause der Fall, als die Dortmunder das Handeln übernahmen. Dass der Erfolg am Ende noch derart deutlich ausfiel, war die Folge der überdurchschnittlichen individuellen Fähigkeiten, mit denen einige Akteure des BVB gesegnet sind. Vor allem Marcio Amoroso hatte eine ganze Reihe brillianter Szenen. Der brasilianische Torjäger erzielte nicht nur die Führung für seine Elf (51. Minute), sondern war mit seinem herausragenden technischen Vermögen auch entscheidend an der Vorbereitung der Treffer zwei und drei durch Jan Koller (57.) und Lars Ricken (70.) beteiligt. Als sein brasilianischer Landsmann Ewerthon in der Nachspielzeit für den 4:0-Endstand sorgte, hatte der Zauberer Amoroso seine Schicht bereits beendet und unter dem Jubel der Fans die Bühne verlassen.

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