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Sport: Wenn das Unvermeidliche eintritt

Bayern München bezwingt Hansa Rostock nach einem 0:1-Rückstand noch 3:1

München - Die Freude währte nur kurz, dann wandelte sich sein erleichtertes Lächeln in eine Miene voll grimmiger Entschlossenheit. Lucio hatte soeben das 1:1 für seine Bayern gegen Hansa Rostock erzielt, kurz vor der Pause, artig Dank gen Himmel gesendet, ehe er seinen Kollegen mit einem beherzten Spurt zur Mittellinie signalisierte: Los jetzt gefälligst, weitermachen. Nicht zu gewinnen „wäre eine Katastrophe gewesen“, wie Bayerns Trainer Felix Magath nach dem Abpfiff bekannte, und Lucio schien das begriffen zu haben. Nach frühem Rückstand hatte sich angedeutet, dass die Partie gegen Hansa Rostock eine sehr unangenehme Angelegenheit werden könnte, doch letztlich sicherten sich die Bayern die drei Punkte noch standesgemäß souverän. 3:1 hieß es am Ende, der Katastrophenschutz hatte passable Arbeit geleistet.

„Genau das hatte ich erwartet“, sagte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach dem Spiel, „wenn man am Freitag nur das Thema Chelsea hat, dann ist es schwer für die Mannschaft, sich auf den so genannten grauen Alltag zu konzentrieren.“ 20 Stunden, nachdem die Auslosung den Münchnern die Londoner Luxustruppe für das Champions-League-Viertelfinale serviert hatte, war der Alltag sehr grau für die Münchner. Die Wolkendecke hing dicht über dem Olympiastadion, und mit den Rostockern beschäftigte die Bayern ein Team, das die Hausherren ebenfalls nicht zu übermäßigem Spieltrieb ermunterte.

Ungünstig auch, dass die Rostocker gleich den ersten ihrer sehr spärlichen Vorstöße zur Führung nutzten. „Da kommt eine verunglückte Flanke rein, einer hält den Kopf hin und drin war er“, sagte Magath, und wenngleich die Hereingabe von Michael Hartmann ziemlich gewollt aussah und Uwe Möhrle seinen Kopfball sehr präzise platzierte, war es tatsächlich ein unerwartetes Gegentor. Möhrle, nicht eben republikweit gefürchtet für unerhörte Torgefährlichkeit, schaute nach seinem Husarenstück so ungläubig, als hätte ihm Bundestrainer Jürgen Klinsmann gerade eine Stammplatzgarantie für die WM 2006 ausgesprochen. Er war offenbar selbst höchst überrascht.

Bayern war zwar überlegen, kam aber außer einem von Roy Makaay an die Latte gesetzten Freistoß und zwei Kopfbällen zu keinen großen Gelegenheiten. „Wir haben Glück gehabt, dass wir noch vor der Pause den Ausgleich geschossen haben“, sagte Magath, „danach wussten wir: Die haben mit so einem hohen Aufwand gespielt, das können sie nicht 90 Minuten durchhalten.“ Lucio war in Hansas Strafraum plötzlich völlig frei an den Ball gekommen und hatte souverän abgeschlossen.

Das 2:1 der Bayern durch Claudio Pizarro leitete aus Jörg Bergers Sicht das Unvermeidliche ein. „Wenn man im Vorwärtsdrang leichtfertig den Ball verliert und deswegen das 1:2 kassiert, dann ist das vermeidbar“, sagte Hansas Trainer. Das 3:1 kurz vor Schluss durch einen von Michael Ballack herausgeholten und verwandelten Elfmeter rückte die gezeigten Leistungen letztlich in ein stimmiges Zahlenverhältnis. „Wir haben noch eine kleine Chance auf die Meisterschaft. Wenn Schalke stolpert, müssen wir parat stehen“, sagte Rummenigge. Dem Konkurrenten können die Münchner am Sonntagabend in Ruhe zuschauen. „Wir haben die drei Punkte gemacht, das war nicht einfach“, sagte Bixente Lizarazu und ergänzte in einer drolligen Mischung aus Deutsch und Englisch mit französischem Akzent: „Now thö pressure is on Schalkö.“

Daniel Pontzen

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