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Sport: Wenn der Gegner helfen muss

Der VfB Stuttgart gewinnt durch ein kurioses Eigentor 2:1 gegen Hannover

Es muss Hanno Balitsch eine Portion Mut gekostet haben, sofort nach diesem wirklich bemerkenswerten Missgeschick in den Zeugenstand zu treten. „Ich will noch mit dem Kopf dran, er ruft Leo und drin war er“, sagte Balitsch zu dem Tor, das den VfB Stuttgart in der 74. Minute zum glücklichen Sieger machte. Der, der „Leo“ rief, was im Sprachgebrauch von Fußballspielern so viel bedeutet wie „Hau ab, ich hab ihn“, war sein Teamkollege Dariusz Zuraw, von dessen Körper der Ball ins Tor von Hannover 96 zum 1:2 abprallte. „Es tut mir leid für die Mannschaft, dass wir durch ein solches Tor verloren haben. Wir haben hier ein gutes Spiel gemacht“, sagte Balitsch. Damit mag er zwar richtig liegen, am Ende aber passierte eben dieser verhängnisvolle Fehler vor 53 000 Zuschauern, die sich überwiegend über den 2:1 (1:0)-Erfolg der Schwaben freuten.

Nun können die Stuttgarter darauf verweisen, nach den Toren von Roberto Hilbert und dem 1:1 Ausgleich durch Steven Cherundolo weiter eine gute Position im Kampf um die Champions-League-Plätze und die Meisterschaft zu haben. Hannover dagegen muss den Blick weiter nach unten richten. Dieter Hecking, der Trainer, schaut den Aufgaben im Abstiegskampf aber mit Zuversicht entgegen. „Ich bin schon lange dabei, aber so ein Tor wie das zweite der Stuttgarter habe ich noch nie gesehen“, sagte er. „Trotzdem, wir haben ein gutes Spiel gemacht und werden unsere Punkte noch holen.“

In dieser 74. Minute hatte wohl selbst Robert Enke keine Bedenken mehr, als er sah, wie zwei seiner Teamkameraden ohne vom Gegner bedrängt zu werden Richtung Torlinie liefen. Der Torwart der Hannoveraner stand selbst fast an der Strafraumgrenze. Marco Streller, der eben einen Heber ohne den entscheidenden Druck an Enke vorbei gespielt hatte, stand ein paar Meter weiter weg, ohne jetzt noch die Chance zu haben, erneut einzugreifen. Nur Dariusz Zuraw und Hanno Balitsch schlüpften in die Rollen der Hauptakteure. Vielleicht hatte das Hannoveraner Duo in dem Moment einfach zu viel Zeit, um darüber nachzudenken, wie man die Rettungsaktion am besten erfolgreich abschließt. „Hier wäre mehr drin gewesen“, klagte Coach Hecking. Hannover hatte die ersten 25 Minuten, in denen die Stuttgarter in der Lage waren, ein einigermaßen ordentliches Spiel abzuliefern, mit einem knappen Rückstand relativ schadlos überstanden. Cherundolo hatte sie nach einer Stunde mit seinem fulminanten Schuss verdient zum 1:1 geschossen.

Anschließend begann auf Seiten der Schwaben das große Zittern. Trainer Armin Veh hatte zwar mit Streller dem einsamen Angreifer Cacau nach der Pause Hilfe zur Seite gestellt, das Spiel der Stuttgarter aber wollte sich dadurch nicht stabilisieren. Arthur Boka sah in der 83. Minute sogar die Rote Karte, nachdem er Arnold Bruggink im Mittelfeld rüde foulte. Die Stuttgarter zitterten danach, doch Hannover konnte die Unsicherheit nicht nutzen. „Für uns war das ein wichtiger Sieg, keiner fragt mehr nach dem wie“, sagte Stuttgarts Trainer Veh. „Heute waren wir sicher nicht frisch. Aber eine Spitzenmannschaft gewinnt solche Spiele – also sind wir eine Spitzenmannschaft.“

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