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Sport: Wenn drei sich nicht streiten

Vor dem Formel-1-Finale geben sich die Titelkandidaten harmonisch – besonders Hamilton und Alonso

Das große Wortgefechte vor dem großen Showdown blieb aus. Wie bei so vielen Gipfelkonferenzen wurde auch bei dieser, der großen Pressekonferenz der Formel-1-Regenten vor dem Rennen in Sao Paulo, zumindest in der Öffentlichkeit das Protokoll gewahrt. Beim ersten WM-Finale mit drei Titelkandidaten seit 1986 hatten in der Sitzordnung die McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Fernando Alonso die erste Reihe okkupiert, vor den beiden Ferrari-Fahrern – getreu dem WM-Stand und den Chancen. Und zumindest optisch hielten sich die Spannungen in Grenzen: Da gab es sogar Witzeleien zwischen Hamilton und Alonso, gemeinsames Nichtverstehen von Fragen, die nur dazu angetan waren, neuen Zwist zu säen. „Vieles ist in letzter Zeit über uns gesagt und geschrieben worden, was nicht stimmt“, betonte Alonso. „Wir zwei hatten niemals Probleme miteinander. Wir kämpfen auf der Strecke, aber wir sind keine Feinde und haben persönlich immer ein gutes Verhältnis gehabt.“ Aber, so der zweimalige Weltmeister, man müsse wohl mit dem leben, was so verbreitet werde – „weil uns die Leute auch selten in Situationen zusammen sehen, wo wir nicht unter extremem Druck stehen“.

Hamilton, der mit vier Punkten Vorsprung in das Finale geht, sieht das ähnlich: „Wir sind Menschen, die den Wettbewerb lieben.“ Aber das müsse nicht in persönliche Animositäten ausarten, und er habe sogar das Gefühl, „dass unser Verhältnis im Laufe der Zeit gewachsen ist“. Vergessen scheinen Szenen wie die in Budapest, wo Hamilton seinem Teamkollegen nach dessen Blockademanöver den Mittelfinger zeigte und beide danach nicht mehr miteinander redeten.

Der junge Brite jedenfalls fühlt sich persönlich „sogar entspannter als vor dem vergangenen Rennen. In China ist der Druck von Tag zu Tag der Druck gewachsen, hier bin ich viel gelassener“. Der kaputte Hinterreifen in Schanghai, der Hamilton den vorzeitigen Titelgewinn kostete, „war eine gute Erfahrung. Ich bin dadurch noch stärker geworden“. Obwohl er die Strecke von Interlagos überhaupt noch nicht kennt und sie „am Donnerstagnachmittag mal zu Fuß“ abgehen will, denkt er angeblich gar nicht daran, „dass ich den Titel auch verlieren könnte“.

Tatsächlich wird es für Alonso nicht einfach, das Ergebnis der beiden letzten Jahre zu wiederholen, als er sich jeweils in Brasilien den Titel sicherte: „In den letzten zwei Jahren war ich vorn, diesmal bin ich hinten, das ist der Hauptunterschied. Diesmal muss ich viel mehr tun.“ Über dieses „mehr“ war besonders in englischen Medien spekuliert und gar ein Rempler gegen Hamilton befürchtet worden. Dabei würde eine solche Aktion für beide McLaren-Piloten praktisch sicher das Rennende bedeuten. Alonso und Hamilton wiesen dieses Szenario denn auch entrüstet von sich, schließlich seien sie beide Profis.

Gut zu sehen war in diesem Moment das breite Grinsen Kimi Räikkönen. Der Ferrari-Pilot ist mit sieben Punkten Rückstand Außenseiter und war auch auf dem Gipfeltreffen nur der Mann im Hintergrund. „Ich werde machen, was ich in jedem Rennen mache“, sagte der Finne. Im Gegensatz zu den McLaren-Piloten will der Finne auch „gar nicht zu viel an den WM-Stand denken. Ich will gewinnen, dann sehen wir weiter“. Anders gesagt: Er hofft auf Rangeleien zwischen Alonso und Hamilton. Zumindest am Donnerstag taten sie ihm diesen Gefallen nicht.

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