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Sport: „Wenn er schlau ist, hört er auf“

Frühere Weggefährten und Formel-1-Stars spekulieren über Schumachers Zukunft

Neben dem Rennfahren hat sich in der Formel 1 eine Paralleldisziplin entwickelt, die sich auch vor dem Großen Preis von Australien am Sonntag (6.00 Uhr MESZ/live bei Premiere und RTL) großer Beliebtheit erfreut. Während Rekordweltmeister Michael Schumacher beim Freien Training in Melbourne am Freitag angesichts Platz fünf mit nur zwei Zehntelsekunden Rückstand auf Weltmeister Fernando Alonso im Renault Zuversicht ausstrahlte, gab sich das Fahrerlager wieder einmal Spekulationen über die Zukunft des Deutschen hin. Jeder Schritt, jedes Wort und jede Geste des 37-Jährigen wird auf einen Hinweis darauf interpretiert und analysiert, ob er seine Karriere nach dieser Saison fortsetzen wird oder nicht.

Auch Schumachers frühere Weggefährten und andere ehemalige Rennsportgrößen versuchen sich derzeit gern als Wahrsager. Damon Hill zum Beispiel. Der Weltmeister von 1996 bezweifelt, dass sein großer WM-Rivale aus den Neunzigerjahren noch Spaß am Rennfahren hat. „Michael hat schon das Rennen in Bahrain nicht wirklich genossen, das fand ich ziemlich offensichtlich“, sagte der Brite. „Auf dem Podest stand er nur herum und wusste nicht, was er mit seinen Händen anfangen soll.“ Das sei zu seiner Zeit ganz anders gewesen, damals sei Schumacher selbst dann auf dem Podium gehüpft und habe die Arme geschwungen, wenn er nur Zweiter geworden sei. „Und ich stand daneben und habe mir gedacht: Hey, was macht der da, schließlich habe ich gewonnen!“ Hills Schlussfolgerung: „Ich glaube, lange will er sich das nicht mehr antun. Er hasst es zu verlieren. Wenn das so weitergeht, dann wird die Freude daran, ein Formel-1-Auto zu bewegen, diese mangelnden Erfolge bald nicht mehr aufwiegen.“

Der dreimalige Weltmeister Jackie Stewart glaubt sogar, dass Schumacher den idealen Zeitpunkt zum Rücktritt verpasst hat. „Ich hätte mir für ihn gewünscht, dass er 2004 nach seinem siebten Titel aufgehört hätte.“ Viele frühere Weltmeister haben den optimalen Punkt zum Absprung verpasst und ihren Ruf dadurch beschädigt: Graham Hill etwa, auch Nigel Mansell oder Nelson Piquet. Jackie Stewart war 1973 auf seinem Höhepunkt zurückgetreten, als Weltmeister nach seinem 27. Sieg im 99. Rennen. Ein ähnlich gelungenes Karriereende könnte es bei Schumacher nur bei einem weiteren Titel geben. Dass ein gelungener Abgang aber in dieser Saison stattfinden kann, hält Stewart „für unwahrscheinlich“. Deshalb glaube er, „dass er ein Jahr dranhängen wird. Aber es wird für ihn und Ferrari nicht leichter. Und leider wird man immer nach den jüngsten Resultaten beurteilt.“

In eine ähnliche Richtung gehen die Interpretationsansätze von Johnny Herbert. Der Brite war Anfang der Neunziger Schumachers Teamkollege bei Benetton. Der jetzige Midland-Sportdirektor kann zwar verstehen, dass Schumacher das Fahren weiterhin Spaß macht. „Aber trotzdem: Wenn er schlau ist, hört er Ende des Jahres auf.“ In absehbarer Zeit werde Ferrari nicht so gut sein wie in den vergangenen Jahren. „Und wenn Michael dann noch eine Weile fährt, ohne an seine großen Erfolge anknüpfen zu können, kann er viel von seinem Glanz verlieren. Denn die Leute vergessen sehr schnell.“

Alan Jones, der australische Weltmeister von 1980, hält es dagegen sehr wohl für möglich, dass Schumachers große Erfolge noch einmal wiederkehren könnten: „Ich bin überzeugt, dass seine Siegesserie noch nicht vorbei ist.“ Schumacher werde den richtigen Moment zum Rücktritt erkennen. Allerdings sagt Jones auch: „Die Konkurrenz der Jungen wird immer größer. Und die Zeit wartet nicht – nicht einmal auf Michael Schumacher.“

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