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Sport: Wenn Motten im Bach liegen

Berlin. Die äußeren Bedingungen waren am Sonnabend optimal.

Berlin. Die äußeren Bedingungen waren am Sonnabend optimal. Zumindest anfangs. Es war warm, die Sonne schien und der Wind wehte scharf über den Großen Müggelsee. „Wir haben Windstärke von etwa 4", sagt David Lippert, „Katamarane brauchen mindestens Windstärke 2, sonst können sie nicht wenden.“ Der junge Mann sitzt in einem Motorboot, dem Startboot, und markiert mit einer etwa 50 Meter entfernten Boje die gedachte Start- und Ziellinie. Die Katamarane lauern in 20 bis 40 Meter Entfernung auf den ersten Startschuss. Eine Minute später gibt Lippert den zweiten ab. Dann erst dürfen die Segler die Linie überqueren: ein halb-fliegender Start sozusagen. Die Berliner Meisterschaft der Topcat-Katamarane und Kat-Open an diesem Wochenende ist eröffnet.

Seit 1996 richtet der Catamaran- und Surfclub Müggelsee (CSCM) jeweils im Juli den Berlin-Cup aus. Eigens zu diesem Zweck wurde der neben dem Strandbad Rahnsdorf gelegene Verein ein Jahr zuvor gegründet. „Immer nur im Kreis fahren und ohne Ziel war zu langweilig, wir wollten Wettkämpfe machen", sagt der Organisationsleiter Karsten Kasprick. In diesem Jahr gingen 37 Boote in drei Topcat-Klassen und einer offenen Klasse an den Start. Ein Boot kam sogar aus Polen. Die Stimmung unter den Seglern ist gut, man kennt sich. „Wir sind wie eine Familie“, sagt Uta Eyck, die als Mitorganisatorin auch am Wettbewerb teilnahm, „aber im Rennen wird hart gekämpft und gebrüllt."

Das ist aber auch notwendig. Denn bei gutem Wind können Katamarane 25 bis 30 Knoten machen, das sind über 50 km/h. Durch die zwei Rümpfe, die in einem Abstand von bis zu zweieinhalb Metern miteinander befestigt sind, liegen die Boote jedoch auch bei diesen Geschwindigkeiten ziemlich stabil im Wasser. Zumindest, wenn man geradeaus fährt. Bei scharfen Wendemannöver können sie leicht umkippen. Dann muss das Gewicht der Besatzung extrem verlagert werden. Daher hängen die Segler oft an Streben befestigt nahezu waagrecht aus den etwa 5 Meter langen Booten.

Nach dem ersten von drei Durchgängen am Sonnabend kommt die Wasserschutzpolizei mit Blaulicht angefahren: Sturmwarnung. Den größeren Katamaranen macht das nichts aus. Den sogenannten Motten dagegen schon. Die leichten Einhandsegler, an deren Rumpf rechts und links zwei Flügel befestigt sind, kentern bei starkem Wind ständig. Schon beim Start liegen vier von sechs Motten umgekippt im Wasser. Unter Seglern heißt es dann: die Motten liegen im Bach.Jörg Petrasch

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