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Sport: Wer ist der neue Kaiser?

München sucht ein Gesicht für Olympia 2018

München - Einen Tag nach der erwarteten Weichenstellung durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) für die Winterspiele 2018 in München geht in der bayerischen Landeshauptstadt die Arbeit erst richtig los. Fragen zu Wettkampf- und Sportstätten, Verkehrsanbindung, Finanzierung oder Umweltfragen stehen auf der Agenda. Doch allen schlauen und schlüssigen Konzepten zum Trotz benötigt das Olympia-Projekt der Isar-Metropole ein Gesicht – so wie das von Franz Beckenbauer unzertrennbar mit der Erfolgsstory der Fußball-WM 2006 verbunden ist.

„Es ist wichtig, dass man der Bewerbung ein Profil gibt. Es muss ja nicht wie bei Sotschi gleich Präsident Putin sein“, sagte Münchens Olympiapark-Chef Wilfrid Spronk mit Blick auf den Olympia-Ausrichter von 2014, der das russische Staatsoberhaupt ins Rennen schickte. Auch müsse es nicht zwingend ein Sportler sein. Das Olympia-Gesicht könne „aus allen Bereichen kommen“.

Doch gerade im deutschen Wintersport scheint die Liste von Kandidaten unzählig lang: Die deutsche Wintersport-Rekord-Olympionikin Claudia Pechstein (Eisschnelllauf), Skispringer Jens Weißflog oder Biathlet Ricco Groß kämen in Frage, wobei sich bei einer Bewerbung Münchens sicher vor allem die bayerischen Vorzeigesportler wie die Alpinen Markus Wasmeier (Schliersee), Rosi Mittermaier (Garmisch-Partenkirchen) oder der dreimalige Rodel-Olympiasieger Georg Hackl (Berchtesgaden) aufdrängen würden.

„Wenn man sich bewirbt, dann ist jeder gefragt, sich einzusetzen. Alle sollten mit vollem Herzen hinter der Bewerbung stehen“, erklärte die zweimalige Ski-Olympiasiegerin Rosi Mittermaier. Sie jedenfalls will ihren Anteil zum erfolgreichen Münchner Projekt leisten. Die Hoffnung auf einen Erfolg der „Mission 2018“, die die erste Hürde am 8. Dezember auf der DOSB-Mitgliederversammlung nehmen muss, ist im Hause Neureuther/Mittermaier groß. „Es ist doch klar, dass wir immer bereit sind, uns für den Sport, die Heimat und Olympia einzubringen“, betonte Ehemann Christian Neureuther, selbst ein früherer Skistar. Sohn Felix träumt sogar schon von der aktiven Teilnahme bei den Heim-Spielen. „In elf Jahren bin ich 34 – das wäre der perfekte Abschluss meiner Karriere“, sagte der deutsche Slalomfahrer.

Rodel-Legende Hackl, der seine Bekanntheit zuletzt erfolglos für Salzburg beim Sieg des russischen Sotschi in die Waagschale geworfen hatte, würde auch für Olympia 2018 zu Hause kämpfen. „Das ist doch in meinem ureigensten Interesse“, sagte Hackl und bot schon mal für den Fall der Fälle seine Unterstützung an. „Sport ist mein Leben, und wenn es dann noch um meine Heimat geht, davor kann man sich nicht verschließen.“

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) will den Wintersportverbänden überlassen, „welche Persönlichkeiten sie als Repräsentanten in den Vordergrund stellen möchten. Es gibt zum Glück ja engagierte Persönlichkeiten, die sich von sich aus schon eingebracht haben, die auch gute Stimmung verbreitet haben“, sagte Ude. Das Anforderungsprofil für die Ideallösung hatte mit Blick auf das Sommermärchen jedenfalls schon Wilfrid Spronk parat: Ein Kaiser fürs Wintermärchen muss her. „Auch wenn es abgedroschen klingt: Wir brauchen einen Beckenbauer des Schnees.“ dpa

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