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Sport: Wer schafft 25 Punkte in 17 Spielen?

Der Hamburger SV tagt und tagt und tagt – aber die Trainerfrage soll erst heute geklärt werden

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Die notwendigen Schritte wollen wohlüberlegt sein. Deswegen nimmt sich Bernd Hoffmann Zeit. Als Vorstandsvorsitzender trägt Hoffmann schließlich die Verantwortung für ein Unternehmen, das in der vorigen Saison 103,9 Millionen Euro Umsatz gemacht hat. Dieses Unternehmen, der Fußball-Bundesligist Hamburger SV, steckt in einer tiefen Krise. Wie die Misere gemeistert werden kann, darüber zerbrechen sich die Verantwortlichen seit Montag in langen Sitzungen den Kopf. Das Ergebnis ist noch offen. „Es gibt noch ein paar Faktoren zu klären“, sagte Vorstandsmitglied Christian Reichert gestern dem Tagesspiegel. Welche Faktoren das sind? Reichert: „Wir haben Stillschweigen vereinbart.“

Vorrangig berät die HSV-Führung darüber, ob Thomas Doll Trainer bleiben soll oder nicht. Bei einer Abstimmung des Vorstands hätte Hoffmanns Votum besonderes Gewicht. Die Stimme des Vorsitzenden, der angeblich ein Grundgehalt von 720 000 Euro jährlich bezieht, gibt bei Pattsituationen im vierköpfigen HSV-Vorstand den Ausschlag. Neben Hoffmann und Sportchef Dietmar Beiersdorfer beraten Katja Kraus, verantwortlich für Marketing und Kommunikation, sowie Reichert, zuständig für die Belange der Mitglieder, die Personalie Doll. Die Bekanntgabe ihrer Entscheidung soll heute erfolgen.

Beiersdorfer hatte von Hoffmann den Auftrag erhalten, ein schlüssiges Konzept zu erarbeiten, wie die Krise bewältigt werden könne. Dabei hat Hoffmann die Messlatte höchst realistisch angesetzt. „Es gibt nur noch ein sportliches Ziel in dieser Saison: den Nichtabstieg“, sagte er. Der HSV hat nach Abschluss der Hinrunde bereits vier Punkte Rückstand auf den rettenden, von Energie Cottbus belegten 15. Tabellenplatz.

Dietmar Beiersdorfer hielt am Montag in einem Hamburger Vier-Sterne-Hotel bei der ersten Krisensitzung des Vorstands seinen Vortrag. Der enthielt als wichtigsten Punkt den Rat, der HSV möge an Trainer Thomas Doll festhalten und drei neue Spieler verpflichten: einen Torwart, einen Verteidiger und einen Stürmer. Die Entscheidung, ob Doll am 27. Dezember auch das erste Training nach der kurzen Weihnachtspause leiten wird, war damit längst noch nicht gefallen. Es wurde weiter überlegt, sondiert, geprüft, verworfen. Dabei dachte der HSV offenbar auch darüber nach, wer alternativ als Trainer an Stelle von Doll infrage käme. Huub Stevens (früher unter anderem bei Hertha) soll einer der Kandidaten sein.

Dass sich Beiersdorfer für Thomas Doll stark gemacht hat, ist kein Zufall. Im Aufsichtsrat gibt es Überlegungen, beim HSV gleich einen umfangreichen Winterputz durchzuführen und neben Doll auch den Sportdirektor Beiersdorfer auszutauschen. Wie die Deutsche Presse-Agentur meldet, wäre Rolf Rüssmann, bis Dezember 2002 Manager beim VfB Stuttgart, ein Kandidat für den Posten.

Wer auch immer in Zukunft das fußballspielende Personal beim HSV führen wird: Der Rettungsplan von Bernd Hoffmann ist jedenfalls unmissverständlich. Lächerliche 13 Punkte hat die Mannschaft aus den 17 Spielen der Hinrunde geholt, Hoffmann verlangt nun: „Wir brauchen jetzt aus der Rückrunde noch 25 plus x Punkte.“

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