zum Hauptinhalt

Sport: Wer sehen will, muss zahlen

Früher ging es für Fußballvereine in der Saisonvorbereitung darum, möglichst viel Schweiß aus den Spielern zu pressen. Heutzutage ist es das Geld, das nicht tröpfeln, sondern fließen soll.

Früher ging es für Fußballvereine in der Saisonvorbereitung darum, möglichst viel Schweiß aus den Spielern zu pressen. Heutzutage ist es das Geld, das nicht tröpfeln, sondern fließen soll. Real Madrid, schon immer kreativ in Sachen Eigenmarketing, hat diese Entwicklung nun auf die Spitze getrieben. Wer den Spanischen Meister im Trainingslager in Kalifornien beobachten will, muss Eintritt zahlen: Vip-Tickets gibt es für 311 Euro, die günstigste Tageskarte kostet immerhin noch 69 Euro. Man mag das überzogen finden – dabei ist es nur konsequent.

Längst fliegen Europas Spitzenklubs jeden Sommer in die USA oder nach Nah- und Fernost, um neue Märkte für sich zu erobern. Auch der FC Bayern und der VfL Wolfsburg machen sich demnächst auf den Weg nach China. Schließlich gilt: Wenn alle 122 000 Wolfsburger bereits mit grünen Trikots versorgt sind, könnten ja immerhin noch ein paar der 1,3 Milliarden Chinesen am VfL-Leibchen interessiert sein. Real versucht nun gar nicht erst, sportliche oder völkerfreundschaftliche Gründe vorzutäuschen. Der Klub macht klar: Wer uns sehen will, muss zahlen.

Als Nächstes könnte Real die Luft über dem Trainingsplatz in Flaschen abfüllen und meistbietend versteigern. Oder die Rasenstücke verkloppen, auf denen Cristiano Ronaldo seine Sit-Ups absolviert – irgendwo auf der Welt würde sich ein Käufer finden. In dieser Hinsicht hat der VfL Wolfsburg noch viele weite Reisen vor sich: Denn welcher Chinese würde bislang auch nur einen Yuan für ein verschwitztes Trikot, einen feuchten Händedruck oder eine trockene Locke von Christian Träsch bezahlen?

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false