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Sport: Wer sich zuerst findet

Die Fußballerinnen starten heute ins olympische Turnier – gegen WM-Finalgegner Brasilien

Ein netter Plausch mit Chefcoach Carlos Dunga, Fachsimpeln mit Assistent Jorginho und dann noch ein Foto fürs Familienalbum, Ronaldinho Arm in Arm mit Fatmire Bajrami und Celia Okoyina da Mbabi. Richtig nett ging es zu beim Besuch der brasilianischen Stars im Deutschen Olympiatrainingslager in Shenyang. So harmonisch wird es heute nicht werden, wenn die Damen von Silvia Neid im olympischen Eröffnungsspiel auf Brasilien treffen. „Diesmal sind wir dran“, tönt Brasiliens Superstar Marta vor der Neuauflage des WM-Finales 2007. Auch damals zeigten sich die Südamerikanerinnen zuvor selbstbewusst bis zur Arroganz. Den Pokal reckte am Ende bekanntlich Birgit Prinz in die Höhe, Marta schlich wie ein geprügelter Hund vom Platz.

Den Begriff „Neuauflage“ aber mag Bundestrainerin Neid nicht hören, zu unterschiedlich seien die Ausgangslagen. Nicht nur, dass Neid wahrscheinlich den verletzungsbedingten Ausfall von Stürmerin Conny Pohlers verkraften muss. Bei der WM hatte sich ihr Team zuvor von Spiel zu Spiel gesteigert, die Tore zum Endspielsieg von Prinz und Simone Laudehr waren die Krönung eines fast makellosen Turniers. Diesmal trifft man sich gleich zum Auftakt. Da komme es darauf an, welche Mannschaft „sich schon gefunden habe“. Neid weiß nur zu gut, dass Brasilien individuell kaum zu schlagen sein wird, zu überragend sind die Ballfertigkeiten nicht nur von Marta, Daniela und Christiane. Auch im Finale von Shanghai zauberten sie phasenweise und mussten sich dann doch dem größeren Teamgeist der Deutschen geschlagen geben. „Wir kämpfen eine für die andere“, sagt auch Laudehr.

Nun erlebt die 22-Jährige an gleicher Stelle ihre Olympiapremiere, genau wie Sandra Smisek, mit ihren 31 Jahren. Seit über zehn Jahren ist sie im deutschen Kader, hat 128 Länderspiele gespielt. Doch kurz vor Atlanta, Sydney und Athen wurde Smisek jedes Mal gestrichen. Nun freut sie sich auf Olympia, die Wunschliste ist lang: Mal Dirk Nowitzki oder Fabian Hambüchen im olympischen Dorf treffen oder ihre Kollegin bei der Polizei, Hammerwerferin Kathrin Klaas, anfeuern. Dazu aber muss das deutsche Team mindestens das Halbfinale erreichen, erst dann steht der Umzug nach Peking an.

Das wird schwer genug. Neben Brasilien warten in der Vorrunde noch Nigeria, das stärkste Team Afrikas, und Nordkorea, das viele wie bei der WM als Geheimfavoriten handeln. Nur eine überragende Torfrau Nadine Angerer verhinderte im WM-Viertelfinale einen Gegentreffer, ehe in der Schlussphase noch ein klares 3:0 gelang. In dieser härtesten Vorrundengruppe des Olympiaturniers müsse man vor jedem Gegner Respekt haben, betont Silvia Neid, nicht nur vor Brasilien.

Vielleicht hat sie aber auch die Statistik der bisherigen drei olympischen Frauenturniere im Hinterkopf. Da trafen im Finale jedes Mal Teams aufeinander, die sich schon in der Vorrunde begegnet waren. Olympiafinale Deutschland-Brasilien? Das wäre eine neue Neuauflage.

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