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Das Ziel im Blick. Patrick Makau ist der schnellste Läufer im Feld.

© picture alliance / dpa

Wer wird Gebrselassie-Nachfolger?: Drei Kenianer als Topfavoriten

Durch die Abwesenheit des Superstars Haile Gebrselassie wird der Marathon wieder spannender: Drei Kenianer kämpfen in diesem Jahr um Sieg und Weltrekord.

Auf eine solche Chance haben die Kenianer lange gewartet: Vier Jahre in Folge war beim Berlin-Marathon das Rennen auf Haile Gebrselassie zugeschnitten. Der äthiopische Superstar hatte mehr Tempomacher als gefährliche Gegner. Haile Gebrselassie gewann den Lauf zwischen 2006 und 2009 ununterbrochen, brach dabei 2007 den Weltrekord des Kenianers Paul Tergat und verbesserte diese Marke 2008 noch einmal auf 2:03:59 Stunden. In diesem Jahr hat sich Haile Gebrselassie jedoch für einen Start beim New York-Marathon Anfang November entschieden. „Eines Tages werden mich die Leute fragen: Hast du in deiner Karriere den New York-Marathon gewonnen? Das zu schaffen, darum geht es mir in diesem Jahr“, erklärte Haile Gebrselassie.

Was auf den ersten Blick vielleicht wie ein Nachteil für den Lauf in Berlin aussieht, könnte sich schnell zu einem Vorteil wandeln. Die Zuschauer werden am Sonntag ein anderes Rennen sehen als in den vergangenen Jahren: Es wird offener, es kann bis zur Schlussphase spannend bleiben und dabei trotzdem sehr schnell. Nach vier Jahren Haile-Time haben die Kenianer freie Bahn. Sie werden bei erwartetem Sonnenwetter alles dransetzen, um auf der schnellen Berliner Strecke Haile Gebrselassie den Marathon-Weltrekord zu entreißen. Drei Kenianer gelten am Sonntag als Favoriten in einem kompakten Spitzenfeld: Patrick Makau, Geoffrey Mutai und Eliud Kiptanui.

Eliud Kiptanui ist der Aufsteiger der internationalen Marathonszene in diesem Jahr. Der 21-Jährige sorgte als Nobody Anfang Mai in Prag für eine Sensation. Bei seinem ersten Marathonstart außerhalb Kenias erreichte er auf einer nicht leicht zu laufenden Strecke, die auch Kopfsteinpflasterpassagen aufweist, eine Weltklassezeit von 2:05:39 Stunden. Kiptanui lief so schnell, dass seine Konkurrenten in Prag davon ausgingen, dass er ein Tempomacher sein müsse, der das Rennen vorzeitig beenden würde.

Geoffrey Mutai steigerte sich in Rotterdam im April auf 2:04:55 Stunden und wurde damit zum fünftschnellsten Läufer aller Zeiten. Im Sommer zeigte er mit exzellenten Zeiten über 10 000 Meter, dass er wieder in Topform ist. Angesprochen auf den Weltrekord sagt er: „Ich habe großen Respekt vor Haile Gebrselassie. Aber jeder in Kenia wäre froh, wenn wir diesen Weltrekord zurück erobern könnten.“ Vor Mutai war im Rotterdamer Rennen nur einer: Patrick Makau. Der Kenianer gewann in 2:04:48 Stunden und ist am Sonntag der schnellste Läufer im Feld.

„Es ist möglich für mich, in Berlin den Weltrekord zu brechen“, sagt Patrick Makau. Wie für viele seiner Landsleute war der Laufsport für Makau der einzige realistische Ausweg aus der Armut. Als Kind einer Farmerfamilie in ärmlichen Verhältnissen im östlichen Kenia aufgewachsen, motivierte ihn die Chance auf ein besseres Leben zum Training. Der 25-Jährige stammt aus der gleichen Gegend wie der frühere Chicago-Marathon-Sieger Patrick Ivuti und der Rotterdam-Gewinner von 2005, Jimmy Muindi. „Ich habe gesehen, dass es ihren Familien durch ihre Erfolge besser ging. Ich hörte ihre Namen im Radio und las sie in den Zeitungen – ich wollte so werden wie sie“, erzählt Patrick Makau, der nach Erfolgen in Kenia im Jahr 2006 erstmals in Europa startete.

Das erste bedeutende Rennen gewann er damals in Berlin beim 25-km-Lauf. Obwohl er kurz vor dem Ziel im Olympiastadion zunächst in die falsche Richtung gerannt war und damit wertvolle Zeit verlor, kam er noch als Erster ins Ziel. 2007 und 2008 siegte er auch noch beim Berliner Halbmarathon. In der deutschen Hauptstadt fühlt sich Patrick Makau so wohl, dass er seinen jetzigen Aufenthalt privat um eine Woche verlängert hat. Für ausgiebige Feierlichkeiten nach einem Sieg wäre also noch Zeit.

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