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Wer wird Handball-Bundestrainer?: Zwei Bewerber für einen Job

Christian Prokop will doch Handball-Bundestrainer werden – aber es gibt Konkurrenz: Markus Baur. Ex-Welthandballer Daniel Stephan kritisiert das Verfahren des DHB.

Der Abend war schon fortgeschritten, die Uhr zeigte kurz nach halb elf. Trotzdem wirkte Christian Prokop am Mittwoch ziemlich aufgewühlt, und das hing nicht nur mit der Niederlage seines Vereins bei der SG Flensburg-Handewitt zusammen, sondern in erster Linie mit der Entscheidung, die der 37 Jahre alte Handball-Trainer des SC DHfK Leipzig im Anschluss an das Bundesliga-Match im hohen Norden bekannt geben sollte: Dass er nämlich „gerne das Amt des Bundestrainers übernehmen möchte“. Trotz laufender und erst kürzlich verlängerter Arbeitspapiere in Leipzig – und obwohl zuvor in vielen Medien übereinstimmend von einer Absage des erklärten Wunschkandidaten an den Deutschen Handball-Bund (DHB) berichtet worden war. Steht der Nachfolger des scheidenden Dagur Sigurdsson also fest?

Ganz so einfach ist es offenbar nicht, trotz der (vermeintlich) überraschenden Kehrtwende Prokops. Neben dem Leipziger Coach hält sich der DHB auch die Option offen, seine wichtigste Mannschaft in Zukunft einem anderen amtierenden Bundesliga-Trainer anzuvertrauen: Markus Baur, 228-facher Nationalspieler, Kapitän der Weltmeistermannschaft von 2007 und im Moment verantwortlich für den TVB Stuttgart. DHB-Vizepräsident Bob Hanning bestätigte Gespräche mit drei Kandidaten, von denen nach der Absage der dänischen Handball-Legende Ulrik Wilbek nun eben Prokop und Baur übrig geblieben sind. „ Es sind verschiedene Typen mit verschiedenen Ideen, aber beide Konzepte sind mit den Vorstellungen des Verbandes kompatibel“, sagte Hanning. Nicht so kompatibel ist dagegen der Umstand, dass sowohl Prokop (bis 2021) als auch Baur (bis 2018) gültige Verträge bei ihren Klubs besitzen. Deshalb sei es eher unwahrscheinlich, dass eine Entscheidung noch in diesem Jahr falle, so Hanning weiter.

Wie auch immer diese nun ausfallen mag – Kritik an der Vorgehensweise des DHB ließ nicht lange auf sich warten. Am Donnerstag etwa meldete sich der frühere Welthandballer Daniel Stephan zu Wort und griff Hanning scharf an. Er verstehe nicht, „dass der DHB das Casting um den zukünftigen Bundestrainer so öffentlich macht", sagte Stephan, „es ist kein guter Stil, Leipzig so in Aufruhr und so unter Druck zu setzen.“ Beim SC DHfK hatten sie zuletzt alles unternommen, um ihren Aufstiegstrainer vielleicht doch noch umstimmen zu können – vergeblich. Wenn die Verhandlungen mit dem DHB nun aber scheitern, „dann hat Leipzig über Monate Theater und Unruhe gehabt, nur weil der DHB ein öffentliches Casting veranstaltet“, sagte Stephan, der dem Verband riet, zurückhaltender mit öffentlichen Äußerungen zu sein, „denn wenn man keine Einigung mit Leipzig erzielt, ist der kommende Bundestrainer anscheinend nicht erste Wahl“. Hanning entgegnete via SID: „Unser Prozess ist zu 100 Prozent transparent und kann jederzeit offen dargestellt werden. Ich schätze Daniel sehr, aber ich würde ihm raten, sich zu Dingen zu äußern, deren Komplexität er versteht.“

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