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Sport: Wer wird Millionär?

Warum es für den HSV so wichtig ist, heute gegen CA Osasuna in die Champions League einzuziehen

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Die Erkenntnis brauchte nicht lange zu reifen. Bereits beim Gang zu den Umkleidekabinen im Cottbuser Stadion der Freundschaft beschwor Bastian Reinhardt einen neuen Geist herauf. Das ernüchternde 2:2 beim Aufsteiger FC Energie versuchte der Abwehrspieler des Hamburger SV schnell zu verdrängen und richtete den Blick nach vorn: „In Spanien müssen wir ganz anders auftreten.“ Von Cottbus nach Pamplona: Dort empfängt heute der CA Osasuna den HSV (20.45 Uhr, live in der ARD). Auf dem Spiel steht die Qualifikation für die Champions League – und ein ganzer Batzen Geld. Mit acht Millionen Euro als Garantiesumme kann der Klub planen, der sich durchsetzt. Osasunas Vorteil: Im Hinspiel vor 13 Tagen in Hamburg erreichte der letztjährige Vierte der Primera Division ein 0:0. „So schlimm ist das Ergebnis nun auch wieder nicht“, sagt Bastian Reinhardt trotzig. „Mit dem nötigen Engagement können wir bei Osasuna noch etwas bewegen.“ Und Verteidiger Rene Klingbeil ergänzt: „Wir sind heiß, wir wollen gewinnen.“

Derlei Zuversicht wird durch die bisherigen Saisonleistungen des HSV kaum genährt. 0:0 gegen Osasuna, 1:1 gegen Bielefeld, zuletzt 2:2 in Cottbus – drei Pflichtspiele, drei Unentschieden. „Den Saisonstart haben wir uns sicher alle etwas anders vorgestellt“, gibt Trainer Thomas Doll zu. Ist das alles eine Folge des Umbruchs nach der erfolgreichen vorigen Saison? Mit Sergej Barbarez und Daniel van Buyten gingen zwei Leistungsträger. Ein weiterer, Khalid Boulahrouz, wurde über das Wochenende in Windeseile zum FC Chelsea transferiert. Der HSV verzeichnet aus den Verkäufen von Boulahrouz und van Buyten gewaltige Einnahmen. Für van Buyten gab es zehn Millionen Euro vom FC Bayern, für Boulahrouz sogar 10,5 Millionen vom FC Chelsea, hinzu kommen noch einmal 2,5 Millionen, wenn denn Chelsea mit Boulahrouz die ersehnten Erfolge erzielt.

Dass mit der Geldvermehrung sportlich ein Substanzverlust einhergeht, will Doll nicht gelten lassen. Der Trainer sagt: „Wir haben den Verlust von van Buyten aufgefangen durch Vincent Kompany, das wird uns nun auch im Falle von Boulahrouz gelingen.“ Jetzt ist plötzlich sogar die Rede davon, dass sich der HSV noch nach drei neuen Spielern umschaut. Wobei die acht Millionen Euro Garantiesumme aus der Champions League sicher auch die Transferpolitik positiv beeinflussen würden. Der Verlierer findet sich in dem finanziell weitaus weniger attraktiven Uefa-Cup wieder.

Schon als für den HSV am 28. Juli in Nyon das Los Osasuna gezogen wurde, gingen die Verantwortlichen in Hamburg bei ihrer Stürmersuche in die Defensive. Namen wie Jefferson Farfan (Feyenoord Rotterdam) oder Milan Baros (Aston Villa), beide mit Ablösesummen über der Zehn-Millionen-Marke gehandelt, verschwanden abrupt aus der Diskussion, die freie Stürmerstelle wurde mit Boubacar Sanogo (Kaiserslautern) vergleichsweise preiswert besetzt. Sanogo kostete nur 3,5 Millionen Euro. Seine Verpflichtung gilt auch als Indiz dafür, dass der HSV wegen der Schwere der Aufgabe gegen Osasuna das wirtschaftliche Risiko unbedingt minimieren wollte.

Trainer Doll wird heute nicht nur auf die Abwanderer verzichten müssen. Mit Thimothee Atouba flog einer der Stammverteidiger verletzungsbedingt erst gar nicht mit nach Spanien. Neuzugang Kompany schmerzen die Adduktoren, sein Einsatz ist fraglich. Der HSV wird möglicherweise also mit der Notabwehr auflaufen, die zuletzt dem Aufsteiger Cottbus zwei Treffer ermöglichte, also auch mit Reinhardt und Klingbeil. Thomas Doll ist dennoch nicht bange: „Für diese Spiele lebt man doch als Fußballer. Deshalb bin ich mir sicher, dass wir uns diese Chance nicht entgehen lassen werden.“

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