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Diego

© ddp

Werder Bremen: Das piksende Problem

Der Spielmacher fehlte nicht nur in Braga. Diego leidet unter einer Schambeinentzündung. Für den Bayernverfolger kann dies ein ernstes Problem werden.

Berlin - Wenn der Bremer Trainer Thomas Schaaf mit seinem Team am Freitag aus Portugal zurückkehrt, wird ihn eine Frage beschäftigen: Wie geht es Diego und kann er am Samstag in Frankfurt spielen? Der brasilianische Fußballstar des SV Werder hat die Reise zum Uefa-Cup-Rückspiel seines Vereins beim SC Braga (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe beendet) eingetauscht gegen ein dosiertes Behandlungsprogramm in der medizinischen Abteilung des Bundesligisten. Nicht ganz freiwillig, aber eine andere Wahl blieb ihm gar nicht. Diego leidet unter einer schmerzhaften „Schambeinentzündung im Anfangsstadium“, wie der Verein mitteilte.

Was sich wenig dramatisch anhört, kann zu einem ernsten Problem werden. Beschwerden in diesem Bereich sind nicht nur kompliziert, sondern meist auch langwierig. Wegen ganz ähnlicher Probleme hatte beispielsweise der ehemalige türkische Nationalspieler Ümit Davala, von 2003 bis 2005 beim SV Werder unter Vertrag, seine Karriere beenden müssen. Tatsächlich wachsen beim gegenwärtigen Tabellenzweiten der Bundesliga die Sorgen. Anfang der Woche hatte Diego sich in der Öffentlichkeit knapp geäußert: „Die Probleme kommen und gehen“, sagte er. „Je stärker die Belastung, desto größer der Schmerz.“

Die Beschwerden des 22 Jahre alten Spielmachers werden in absehbarer Zeit immer wieder Verhinderungen mit sich bringen, denn eine schnelle Heilung ist so gut wie ausgeschlossen. „Man kann in solchen Fällen kaum eine konkrete Zeitangabe machen“, sagt etwa der Orthopäde Thorsten Dolla. Eine Schambeinentzündung sei „keine einfache Verletzung“. Der erfahrene Spezialist aus Berlin hat mehrfach Sportler mit ähnlichen Leiden behandelt. Das Schambein ist jene Knochenpartie oberhalb des Genitalbereichs, die an dem Beckenring angeschlossen ist. „Der Muskel-Sehnenapparat nimmt hier seinen Ausgang. Insbesondere bei Fußballspielern wird dieser Bereich ständig belastet“, erklärt Dolla.

Meist würden die Beschwerden sich mit einem Piksen in der Leistengegend bemerkbar machen, welches nicht selten von Betroffenen unterschätzt wird. Im vorigen Oktober waren bei Diego erstmals Probleme aufgetreten. Deshalb hatte der Spieler auf das Wintertrainingslager der Bremer verzichtet und sich in seiner Heimat vom Arzt der brasilianischen Nationalmannschaft behandeln lassen. „Werden kleine Beschwerden ignoriert und nicht ausgeheilt, kann es zu einem chronischen Prozess werden, also zu einer Schambeinentzündung kommen“, sagt Dolla. Deshalb sei bei ersten Anzeichen ein gezieltes Gegenwirken, eine Schonung erforderlich. Sonst könne sich der Heilungsprozess über ein Jahr und mehr erstrecken. „Vor allem ist Geduld gefragt“, sagt der Orthopäde. Schon im Anfangsstadium müsse der Spieler geschützt werden, was nicht immer leicht sei. Dem Spieler sehe man die Beschwerden nicht an. Er bewege sich rund. Die Öffentlichkeit frage sich: Warum spielt der nicht? Auch Trainer verzichteten ungern auf Schlüsselspieler wie Diego, und natürlich wolle der Spieler selbst immer spielen.

„Wir müssen versuchen, dass er den Rhythmus hält und gesund über die Zeit kommt“, sagt der Bremer Trainer Schaaf. Absehbar ist, dass Diego Spiele wird auslassen müssen, was im Kampf um die Meisterschaft einer Schwächung gleichkäme. Das spiele aber jetzt keine Rolle, sagt der Bremer Manager Klaus Allofs. Er wisse, dass die Verletzung nicht von heute auf morgen behoben sei: „Wir werden ihm Pausen geben.“

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