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Marko Marin.

© dpa

Werder Bremen: Wankelmütig wie gewohnt

Bremen sieht das 2:2 gegen Tottenham fatalistisch.

Das immer länger wachsende Haar war sorgsam gegelt und nach hinten frisiert. Dazu trug Tim Wiese eines dieser bedruckten Mode-T-Shirts, die teuer sind und chic sein sollen. Noch auffälliger geriet indes das süß-saure Mienenspiel des Modellathleten, der in seiner Eigenschaft als Torwart des SV Werder Bremen mal wieder nicht recht wusste, ob er nach dem 2:2 (1:2) gegen Tottenham Hotspurs lachen oder weinen sollte. Der 28-jährige Nationaltorwart flüchtete sich in Ironie, um den Ärger über die von ihm nicht verantworteten Unzulänglichkeiten auszudrücken. "Ich habe nach zwei Minuten gemerkt, dass es nicht läuft", sagte Wiese im Flüsterton, "das war Kasperletheater."

Der Keeper war sich anfänglich im Dauerregen sehr einsam vorgekommen. Hätte er sich nicht mit Händen und Füßen gewehrt, wäre es kaum beim Eigentor von Petri Pasanen und dem Traumtor per Kopfball von Peter Crouch für Tottenham geblieben. Ursache für die Auszeit der übrigen Mannschaft? Wiese sagt: "Wahrscheinlich ein Erschöpfungssyndrom!" Eigentlich hätte er auch sagen können, dass alle logischen Erklärungsmuster ohnehin nicht greifen. Kaum hatte sich nach 643 Tagen Bremer Abstinenz wieder der Vorhang zur Champions League geöffnet, präsentierte sich Werder gewohnt wankelmütig.

Dem verpatzten Anfang folgte ja eine ansehnliche Aufholjagd, die gerechterweise mit den Toren von Hugo Almeida und Marko Marin belohnt wurde. Und da zeitgleich sich auch Twente Enschede und Inter Mailand 2:2 trennten, "sind wir alle Erster in der Gruppe", analysierte Klaus Allofs. Der Vorstandschef hatte sich rasch dazu durchgerungen, die positiven Aspekte herauszustellen. "Uns fehlen mit Naldo, Mertesacker und Pizarro auf diesem Niveau drei ganz wichtige Spieler", sagte er, "2:2 nach 0:2 ist dann ein Riesenergebnis." Die Bremer Grundhaltung ist offenbar eine fatalistische.

Der brasilianische Zugang Wesley, mehr Dauerläufer denn Stratege, hat schon mal festgestellt, "dass das Niveau in Europa sehr hoch ist". In Brasilien habe er mehr Zeit am Ball gehabt. Einer, der diesen Anforderungen mehr als stand hält, wirbelte um ihn herum: Marin, 21, hat nun auch in England seine Bewunderer. "Danger, danger", schrieen die Reporter aus London auf der Pressetribüne, wenn er seine Gefahr bringenden Soli ansetzte. Das Experiment mit Marin als Spielmacher war allerdings schief gegangen, "erst als wir taktisch und personell umgestellt haben, ist es besser gegangen", sagte Marin.

Das nächste Bremer Spektakel kündigt sich schon am Samstag gegen den furios gestarteten FSV Mainz 05 an. Das Überraschungsteam der Bundesliga könnte es sofort bestrafen, wenn die Bremer mal wieder erschöpft beginnen sollten.

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