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© dpa

Wettbetrug: Wenn Andorra jubelt

Aufgeschreckte Wetter diskutieren, ob Fußball-Profis auf ihre eigenen Spiele gesetzt haben. Auch der Hamburger SV fiel beim UI-Cup-Spiel gegen Budapest auf.

Berlin - Irgendetwas war mit dieser Partie nicht in Ordnung, davon waren viele Wetter überzeugt, die sich im Internet-Forum eines Wettanbieters meldeten. Slavia Sarajevo gewann im Sommer Hin- und Rückspiel in der ersten Runde des Fußball-UI-Cups, so weit war ja alles klar, immerhin hieß der Gegner St. Julia und kam aus Andorra. Aber in beiden Spielen schoss St. Julia, der Fußballzwerg, zwei Tore, Sarajevo gewann jeweils 3:2. Und diese Torausbeute des krassen Außenseiters war doch sehr ungewöhnlich. Und dann wurde vor dem Hinspiel in Andorra viel auf die Konstellation gewettet, dass Sarajevo nicht mit mehr als zwei Toren Unterschied gewinnt. Auch das war auffällig. Im Internet diskutierten erboste Fans, ob Sarajevos Spieler selber gewettet hatten oder ob sie Order hatten, nicht zu hoch zu gewinnen. Einige Wettanbieter nahmen das Spiel jedenfalls aus ihrem Programm.

Bewiesen ist nichts, aber es ist gut möglich, dass diese Partie auf der Liste der 26 Partien steht, bei denen die Uefa einen Manipulationsverdacht sieht. Die Details der Liste sind nicht bekannt, aber dass in der ersten und der zweiten Runde des UI-Cups etwas Seltsames passiert, passt ins Gesamtbild. Auch Christian Plenz, Profiwetter aus Berlin, hat nicht bloß bei den St.-Julia-Partien gestutzt. Denn in der zweiten UI-Cup-Runde fiel Sarajevo erneut auf. Vor dem Auswärtsspiel gegen Otelul Galati, Rumänien, fiel der Kurs auf einen Sieg von Otelul von 2,0 auf 1,40. „Diese Entwicklung ist auffällig“, sagt Plenz. Allerdings endete die Partie 0:0, das Rückspiel gewann Otelul 3:0. Seltsam auch der Kursverlauf beim Spiel Tobol (Kasachstan) gegen Zestatoni (Georgien), wieder UI-Cup, wieder erste Runde. Die Georgier galten als stärker, trotzdem fiel vor dem Hinspiel in Kasachstan der Kurs auf einen Sieg von Tobol dramatisch von 2,6 auf 1,1. Das bedeutet, dass viel Geld auf Tobols Sieg gewettet wurde. Tobol gewann prompt 3:0.

Auffälligkeiten gab es auch beim Spiel Robotnicki (Mazedonien) gegen Mostar (Bosnien) in der zweiten Qualifikationsrunde zum Uefa-Cup und in der Partie Haifa gegen Bistricia (Rumänien). Auch der Hamburger SV fiel auf, beim UI-Cup-Spiel gegen Budapest. Da wurde sehr viel Geld auf einen hohen Sieg von Hamburg gewettet. Die Ungarn verloren, unter anderem durch ein skurriles Eigentor, 0:4. Londoner Buchmacher alarmierten die Uefa, aber Ermittlungen ergaben aber keine Erkenntnisse.

Dirk Paulsen, Geschäftspartner von Plenz, vermutet, dass gerade in Ost- und Südosteuropa Schiedsrichter Teil von Manipulationen sind. Bewiesen ist das nicht, aber ein erfahrener Bundesliga-Schiedsrichter, der auch international pfiff, hatte die Erfahrung gemacht, dass in Südosteuropa mitunter „eine subtile Form von Druck“ erzeugt wird. Zum Beispiel bei einem Spiel in Belgrad, wo er ein Europapokalspiel leiten musste. Der offizielle, vom nationalen Verband abgestellte Schiedsrichter-Betreuer winkte plötzlich 15 Männer, erkennbar Sympathisanten des gastgebenden Vereins, herbei, als er mit dem Unparteiischen unterwegs war. Das widersprach allen Regeln, und der Bundesliga-Referee unterband das Ganze sofort. Aber er kann sich vorstellen, dass es Kollegen gibt, die nicht so konsequent reagieren und anfälliger sind für unmissverständliche Andeutungen.

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