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© dpa

Wettkampf des Tages: Kathrin Hölz: Im Schatten gewachsen

Sie hat nicht die Popularität ihrer Zimmergenossin Maria Riesch. Aber das stört Kathrin Hölzl nicht – am Mittwoch will sie im Riesenslalom eine Medaille gewinnen.

Die Prüfungen müssen sein, da sind sie ganz streng beim Verband. Kathrin Hölzl ist Weltmeisterin im Riesenslalom? Na und? Sie will doch staatlich geprüfte Skilehrerin werden. Also muss Kathrin Hölzl noch vorfahren. Im Frühjahr möchte sie dann die Skischule übernehmen, die ihr Bruder Michael im Moment noch in der Nähe von Bischofswiesen leitet.

Vielleicht kommt sie aber nicht bloß als Weltmeisterin zu den Prüfungen, vielleicht kommt sie auch als Olympiasiegerin. Oder zumindest als Olympiazweite oder -dritte. Heute findet der Riesenslalom statt, und Kathrin Hölzl geht ziemlich gelassen an den Start. „Ich finde das eigentlich ganz gut, dass einige auf mich schauen und ein bisschen mit mir rechnen“, sagte sie in Whistler.

Es schauen ziemlich viele auf sie, die Frage ist nur: mit welchem Blickwinkel? Sie gilt jetzt als Favoritin, eine Medaille wird erwartet. Sie gilt nicht mehr als die Außenseiterin, die es aus Versehen zum WM-Titel geschafft hatte. Die 25-Jährige hat in dieser Saison die Riesenslalom-Rennen in Aspen und Lienz gewonnen, sie führt die Disziplinwertung im Weltcup an, es wäre ein bisschen albern, wenn sie in Whistler nicht gesagt hätte: „Man möchte wieder ganz vorne sein.“

Sie gilt jetzt als Favoritin, eine Medaille wird erwartet.

„Man“, nicht „ich“. „Man“ passt besser zu Kathrin Hölzl. Wenn sie redet, redet sie leise, wenn sie auftritt, steht sie lieber im Hintergrund. Sie ist 20 Zentimeter kleiner als Maria Riesch, und sie versteckt sich gerne im Schatten der Olympiasiegerin und Slalom-Weltmeisterin. Mit Riesch teilt sie im Weltcup das Zimmer, die beiden verstehen sich gut, aber Hölzl hat weder die Erfolgsliste noch die Ausstrahlung der anderen.

Kathrin Hölzl kommt aus Stanggass, einem Ortsteil von Bischofswiesen. Dort, im Dorf, mag man keine Leute, die sich selbst darstellen und zu laute Sprüche klopfen. Kathrin Hölzl sagt eher zu wenig als zu viel. „Ich schaue mir die Leute erst mal an“, sagt sie. Aber manchmal kennt sie die Leute gut, und redet trotzdem nicht. Dass ihr Vater schwer an Krebs erkrankte, erzählte sie nicht mal ihren Trainern. Die registrierten bloß, dass ihre Läuferin etwas belastete. Erst als sie im Training immer unkonzentrierter wurde, öffnete sie sich Techniktrainer Christian Schwaiger. Sebastian Hölzl erlebte den WM-Triumph seiner Tochter nicht mehr. Er starb ein Jahr vor ihrem größten Sieg. Die Goldmedaille hat sie in ihrer Küche über dem Bild ihres Vaters aufgehängt. Ein Duplikat der Medaille hängt am Grab.

Der Vater spielte eine große Rolle im Leben der Kathrin Hölzl. Sebastian Hölzl hatte der kleinen Kathrin erzählt, sie habe leider gar kein Talent zum Skifahren. Doch die belegte bei einem Kindercup Platz elf, und verkündete stolz: „Jetzt will ich Skirennläuferin werden.“ Da war sie fünf.

Enorm vom Vater gefördert

Der Papa merkte irgendwann, dass seine Tochter doch nicht so unbegabt war. Von diesem Moment an förderte er seine Tochter enorm. Aber die Tochter blieb irgendwann auf dem Niveau des Talents stehen, dem zum Durchbruch die Robustheit und Wettkampfhärte fehlte. „Die Kathi ist so ein liebes Mädel“, hatte Frauen-Cheftrainer Mathias Berthold mal gesagt. Für den Menschen Hölzl war das ein Kompliment, für die Rennläuferin Hölzl ein Grund, härter zu trainieren.

Das liebe Mädel stand unter Beobachtung, durch die Medien, die Trainer, die Fans. Sie fuhr quasi auf Bewährung. Deshalb war es ihr so wichtig, dass sie nach der WM nachlegen konnte. „Der WM-Titel ist doch bald wieder vergessen. Im Alltag nützt er mir gar nichts“, sagte sie noch im Januar. Sie benötigte einen weiteren Weltcup-Sieg. Deshalb war der Sieg in Aspen im November 2009 so wichtig. „Ich habe es allen Zweiflern gezeigt“, sagte sie.

Ein paar Zweifler wird’s immer noch geben, aber die kann sie ja am Mittwoch überzeugen.

Riesenslalom Frauen, 19 Uhr und 22. 15 Uhr.

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