zum Hauptinhalt
324759_0_ac0c0e48.jpg

© Reuters

Wettkampf des Tages: Staffel mit vielen Unbekannten

Vor der Entscheidung in der Biathlon-Frauenstaffel gilt: Sicher ist nur, dass nichts sicher ist. Denn in den Einzelrennen gab es nur eine Konstante - Magdalena Neuner. Und die tritt im Teamwettbewerb lieber nicht an.

Die erfreuliche Nachricht erreichte alle deutschen Biathletinnen, die nicht Magdalena Neuner heißen, am Sonntagabend um kurz nach halb neun. Die Doppel-Olympiasiegerin hatte gerade ihren Verzicht auf das heutige Staffelrennen bekannt gegeben – was zum einen allen vier deutschen Ü-30-Biathletinnen in Vancouver (Beck, Hauswald, Henkel, Wilhelm) die Chance auf eine olympische Medaille gibt. Zum anderen aber werden sich vor allem die Skijägerinnen der übrigen Nationen freuen: Mit der 23-jährigen Neuner fehlt die alles überragende Athletin der Biathlon-Wettbewerbe von Whistler, womit das Staffelrennen mehr denn je vor allem eines ist: eine große Wundertüte.

Das einzig Verlässliche bei den Biathlon-Wettbewerben dieser Winterspiele ist, dass auf nichts Verlass ist. So kam die Russin Olga Saizewa nach ihrem zweiten Platz im Massenstart mächtig ins Grübeln, als sie sich die Resultate der vergangenen Tag in Erinnerung rief. „Alle, von denen man hier etwas erwartet hatte, haben nichts erreicht – außer Magdalena“, fasste die 31-Jährige das kunterbunte Treiben bei den vier Einzelentscheidungen im Whistler Olympic Park zusammen.

Saizewas Silber etwa war die allererste Medaille für die vor ein, zwei Jahren noch so stolze Garde der russischen Biathletinnen. Vor einem Jahr wurden dann drei Sportlerinnen aus Russland, darunter die Topkräfte Ekaterina Jurjewa und Albina Achatowa – des Dopings überführt. Und so ist die russische Staffel am heutigen Dienstag nur ein weiteres Fragezeichen in einer olympischen Gleichung mit lauter Unbekannten.

„Alle, von denen man etwas erwartet hatte, haben nichts erreicht – außer Magdalena“

Allein die Reihe der Medaillengewinnerinnen von Vancouver macht stutzig: Auf das Podium schafften es nahezu unbekannte Biathletinnen wie die in Russland geborene Slowakin Anastasia Kuzmina oder die jungen Französinnen Marie Dorin und Marie Laure Brunet. Auch die Kasachin Elena Chrustalewa hatte beim Gedanken an eine Medaille kaum jemand auf der Rechnung gehabt. Große Enttäuschungen erlebten dagegen neben den beiden Deutschen Andrea Henkel und Kati Wilhelm die vom Ruhpoldinger Wolfgang Pichler trainierten Schwedinnen.

Zu einem echten Desaster wurden die Wettkämpfe von Whistler speziell für Helena Jonsson. Die 25-jährige Schwedin, als Weltcupführende und vermeintlich schärfste Konkurrentin von Magdalena Neuner nach Kanada gereist, war auf den Plätzen 12, 49, 14 und 10 in allen vier Rennen meilenweit von einer Medaille entfernt. Den ersten Platz im Gesamt-Weltcup musste Jonsson am Sonntag an Doppel-Olympiasiegerin Magdalena Neuner abtreten. „Diese Spiele waren eine große Lektion für mich“, sagte die Biathletin aus Östersund danach. „Dieser Wettkampf hier ist so hart, so ganz anders als der Weltcup.“

Ein Fakt spricht immerhin für eine gewisse Berechenbarkeit des heutigen Rennens: Bei den vier Staffelentscheidungen des Winters schafften es die Russinnen jedes Mal und die Französinnen zumindest drei Mal aufs Treppchen. Das hat für Olga Saizewa nach den Erlebnissen der letzten Tage jedoch kaum Aussagekraft. „Für die Staffel sage ich nichts voraus, weil sich hier nichts voraussagen lässt“, erklärte sie. „Diese Olympischen Spiele sind einfach sehr speziell – und völlig unberechenbar.“

4 x 6-Kilometer-Staffel der Biathletinnen, 20.15 Uhr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false