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Wettskandal: Millionen-Spiel

Die Staatsanwaltschaft hat Anklage im neuerlichem Wettskandal erhoben. Vier Fußballprofis sind in den Betrug verwickelt. Der Drahtzieher soll rund 100 Millionen Euro umgesetzt haben.

Frankfurt/Main - In dem im Frühjahr aufgedeckten Skandal um manipulierte Sportwetten sind auch mehrere Profifußballer verwickelt. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt erhob am Donnerstag Anklage wegen gewerbsmäßigen Betrugs gegen acht Männer, die versucht haben sollen, insgesamt zehn Fußballspiele zu manipulieren. Unter den Beschuldigten im Alter von 21 bis 45 Jahren seien auch vier Profispieler. Der DFB wollte zu der Anklage jedoch noch keine Stellung nehmen. Als Drahtzieher gelte ein Asiate, dessen genaue Identität noch ungeklärt sei. Der 45-Jährige soll in den vergangenen zwei Jahren bei asiatischen Wettanbietern annähernd 100 Millionen Euro umgesetzt haben.

Von Sommer 2005 bis März 2006 sollen die Angeklagten versucht haben, insgesamt zehn Spiele der 2. Liga, der Regionalliga Nord und Süd sowie der österreichischen ersten Liga zu manipulieren. Einer der Angeklagten, ein 43-jähriger ehemaliger Fußballprofi und -trainer aus Serbien, soll durch seine guten Verbindungen den Kontakt zu aktuellen Lizenzspielern hergestellt haben.

10.000 Euro für einen Elfmeter

Für bewusst schwache Leistungen sollten die angesprochenen Spieler 5000 Euro erhalten, weitere 10.000 Euro sollten für besondere Vorkommnisse wie etwa dem vorsätzlichen Verursachen eines Elfmeters gegen die eigene Mannschaft gezahlt werden. Die vier angeklagten Spieler sollen darüber hinaus selbst den Kontakt zu weiteren Fußballprofis hergestellt haben. In der vergangenen Saison seien die angeklagten Spieler beim SV Elversberg, der Spielvereinigung Bayreuth (beide Regionalliga Süd) und Rot-Weiß Erfurt (Regionalliga Nord) tätig gewesen.

Vier Verdächtige waren im März dieses Jahres festgenommen worden. Laut Oberstaatsanwältin Doris Möller-Scheu hätten ohne die damaligen Verhaftungen noch "viel mehr Betrügereien" ermittelt werden können. Die Ermittler sahen sich aber zum frühen Eingreifen gezwungen, um nicht "sehenden Auges" noch mehr Spielmanipulationen zu ermöglichen.

Prämie für wenige Tore

Die Zahl der von den Angeklagten angesprochenen Profis liegt auch so weitaus höher. So waren einem Profi des Karlsruher SC unter anderem 20.000 Euro für das Verschießen eines Elfmeters geboten worden. Der 33-Jährige lehnte ebenso ab wie zwei afrikanische Lizenzspieler der Stuttgarter Kickers, die für wenig Tore im Spiel gegen den VfR Aalen sorgen sollten.

Tatsächlich zeigte aber nur ein Spieler den Anwerbeversuch an: Der senegalesische Abwehrspieler Ousseynou Dione meldete seinem Club 1. FC Eschborn, ihm seien 5000 Euro geboten worden, wenn er gegen den 1. FC Augsburg schlecht spiele. Der damalige Regionalligist meldete den Vorfall dem DFB, der die Staatsanwaltschaft einschaltete.

Den Ermittlungen zufolge setzten die Hauptangeklagten teilweise immense Beträge bei asiatischen Wettanbietern. So sollen bei einem Spiel in der österreichischen ersten Liga zwischen Sturm Graz und Austria Wien 737.000 Euro auf einen Sieg der Austria mit mindestens zwei Toren Unterschied gesetzt worden sein, nachdem zuvor ein Spieler und der Trainer von Sturm Graz informiert worden waren. Das Spiel endete allerdings 0:0.

Sieben der acht Angeklagten schweigen bislang zu den Vorwürfen. Zwei der Angeklagten - der 45 Jahre alte Drahtzieher und ein 26-jähriger Libanese - befinden sich immer noch in Untersuchungshaft. Ein Termin für die Hauptverhandlung vor der 17. Strafkammer steht noch nicht fest.

Auf Anfrage teilte der DFB mit, nun zunächst die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft "sorgfältig auszuwerten", bevor über mögliche Disziplinarmaßnahmen entschieden werde. (Oliver Teutsch, ddp)

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