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Wettskandal: Tradition im Falschspielen

Der weltweite Schwerpunkt der illegalen Spielmanipulationen im Fußball liegt in Asien - und China scheint führend bei manipulierten Spielen.

Das ist auch eine Art der Spielmanipulation, von der Autor Declan Hill in seinem Buch „Sichere Siege“ schreibt. Ein in der Szene bekannter asiatischer Wettmanipulator berichtet, wie er eines Tages einen Anruf eines Mannschaftsführers einer asiatischen Spitzenmannschaft im Fußball erhalten hat. Er wolle ihm 300 000 Pfund zahlen, damit seine Spieler ein Turnier gewinnen, wird der Manipulator zitiert, „ich habe es so gedeichselt, dass sie siegen würden.“

Eine erschreckende Anekdote, wenn sie sich tatsächlich so zugetragen hat: So mächtig ist offenbar die Wettmafia in Asien, dass man bei ihr sogar Ergebnisse gegen das entsprechende Entgeld bestellen kann. Auch im aktuellen internationalen Wettskandal führt die Spur nach Asien, dort liegt offenbar, wie auch der Autor Hill feststellt, der weltweite Schwerpunkt der Spielmanipulationen. Zum einen sind ein Großteil der Wetten auf über 200 manipulierte Spiele in Asien gesetzt worden. Dort können im Gegensatz zu Europa auch legal höhere Beträge bis zu 30000 Euro gesetzt werden. Der bereits 2007 wegen Wettmanipulation verhaftete und inzwischen untergetauchte Malaysier William L. soll, wie der Tagesspiegel berichtete, erneut in den aktuellen Skandal verwickelt sein. Auch ist der Landesligaspieler Kristian S. von den Würzburger Kickers im Zuge des Wettskandals festgenommen worden. Er war vor einigen Jahren bereits zu einer Strafe von 8400 Euro verurteilt worden, weil er im Auftrag eines asiatischen Wettbetrügers, einen Spieler gebeten hatte, bewusst schlecht zu spielen.

China scheint sogar ganz vorne zu liegen in Sachen manipulierter Fußballspiele, dort hat die Manipulation beinahe schon Tradition. Anfang November hob die Polizei im nordchinesischen Shenyang ein Syndikat aus. Nun ermittelt die Polizei zum x-ten Mal gegen Spieler und Funktionäre. Bei den jüngsten Ermittlungen wurde auch der Fall des früheren Erstligastürmers Zhang Yifei bekannt. Der wurde 2005 nach einer Niederlage seines Teams feiernd in einer Bar in Nanjing aufgegriffen.

In solche Bars sammeln häufig die kleinen Buchmacher Einzelwetten von bis zu 10 000 Euro und reichen sie an die großen Buchmacher weiter, diese setzen das eingesammelte Geld dann via Internet weltweit. Die Informationen für obskure Wetten auf untere deutsche Ligen liefern in Deutschland lebende Studenten live vom Spielfeldrand per Handy nach China, berichtete die „ARD“. So können Zocker in China sogar auf Einwechslungen und Platzverweise in einem Landesligaspiel wetten, während die Partie 9 000 Kilometer westlich noch läuft.

Die Chinesen lieben das Spielen und verzocken in Hinterzimmern Milliarden. Im Kampf gegen die Wettmafia überlegt China sogar, das mit der Gründung der Volksrepublik 1949 erlassene Wettverbot zu lockern. Inzwischen sind Wetten und Glücksspiel in den Sonderwirtschaftszonen legal.

Gerade mal vier Jahre nach den ersten Fußballwetten ist der Hong Kong Jockey Club heute der größte Fußball-Wettbuchmacher in der Welt: Jahresumsatz 3,4 Milliarden Euro. Trotz Finanzkrise konnten die Casinos in Macao dieses Jahr schon über vier Millionen Gäste aus der Volksrepublik begrüßen. Vergangenes Jahr setzten die Spielsalons zehn Milliarden Euro um, genauso viel wie die beiden einzigen legalen Lotterien auf dem chinesischen Festland.

Das große Geld aber wird in Untergrundbars und verbotenen Spielhöllen verzockt. 2008 registrierte Chinas Polizei 179000 Fälle illegalen Spielens. Die Gesamteinnahmen durch illegale Wetten werden auf 100 Milliarden Euro geschätzt, mehr als die Hälfte davon sind Fußballwetten. Die Fußball-WM in Deutschland verhalf der Wettmafia zu einem zusätzlichen Boom. Schätzungsweise 60 Prozent aller Onlinewetten während des Turniers wurden in China und Südostasien abgegeben wurden, der größte Anteil über illegale Kanäle.

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