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Du! Was fällt dir ein? Werner Lorant knurrt jetzt in Waging am See.

© dpa

Wie die Sport-Woche wird: Das Schicksal des Werner L.

Jeden Sonntag blicken wir voraus auf die absoluten Highlights der kommenden sieben Tage. In dieser Woche mit dabei: Zwerge, Zlatanen und ganz viel Se(e)hnsucht.

Montag: Reißen, Stoßen und Sinnieren

Es gibt Ereignisse und Rituale, die sind so sehr mit einem Ort verbunden, dass man irritiert ist, falls sie mit einem anderen in Verbindung gebracht würden. Das Oktoberfest in München ist so ein Beispiel. Oder eben Gewichtheben in Tiflis, könnte man meinen. Aber nein: „Die EM passt nicht so richtig in die WM-Vorbereitung“, sagt Bundestrainer Oliver Caruso. Nur zwei Athletinnen und zwei Athleten aus Deutschland sind vom 11. bis 18. April dabei, zwölf fehlen, weil sie noch nicht in Form sind. Denn über die Olympiateilnahme 2016 in Rio de Janeiro entscheiden die Resultate bei der WM in Houston im Herbst. Mit der EM der Stoßer und Reißer verhält es sich also wie mit dem „Hamburg Soiree“ am Montagabend, bei dem über die Bewerbung für die Sommerspiele 2024 sinniert wird – für die Teilnahme an Olympia haben beide Ereignisse gar keine Bedeutung.

Mittwoch: Von Zwergen und Zlatanen

Paris Saint-Germain gegen den FC Barcelona. In der Welt von Zlatan Ibrahimovic ist das ein Aufeinandertreffen zweier Weltanschauungen. In der einen gilt er – wenn er nicht gerade ganz Frankreich verunglimpft – als angesehen. Die andere ist einfach unlogisch, denn dort wusste man ihn nicht zu schätzen. In seiner Zeit bei Barca fühlte Ibrahimovic sich von seinem Trainer Pep Guardiola zu wenig wertgeschätzt und falsch eingesetzt. „Diesen Philosophen brauchen wir hier nicht“, soll er daraufhin gesagt haben, „der Zwerg und ich reichen.“ Der Zwerg ist noch immer in Barcelona und schießt Tore für zwei. Der Philosoph ist fortgegangen und zermartert sich nun seinen Kopf in München. Und auch Ibrahimovic wird am Mittwochabend im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League nicht auf dem Platz stehen. In diesem Fall gibt es jedoch keine zwei Ansichten, es ist ganz simpel. Er ist gesperrt. Und vor Rot sind alle gleich.

Donnerstag: Zu Gast in Wolfsburg

Vor 60 Jahren kamen die ersten Gastarbeiter nach Deutschland. Die Betonung lag auf Gast, denn irgendwann würden sie wieder nach Hause gehen – so hatten es sich Politiker und Konzernbosse gedacht. Doch sie blieben und suchten nach Ablenkung neben der Arbeit. So gründeten italienische Werksarbeiter von VW in Wolfsburg den ersten Gastarbeiter-Fußballklub in Deutschland. Ihre Spiele trugen sie auf einem Sportplatz unweit ihrer Baracken aus, die ihnen der Konzern bereitgestellt hatte. Den alten Sportplatz und die Baracken gibt es längst nicht mehr. Heute steht dort eine Arena, in der eine andere VW-Werksmannschaft im Viertelfinale der Europa League auf ein italienisches Profiteam aus Neapel trifft. Nach dem Spiel werden die Gäste wieder gehen, das ist sicher. Aber vielleicht nehmen sie einen Sieg mit nach Hause.

Samstag: Endstation Se(e)hnsucht

Vielleicht ist es so abgelaufen: Als Werner Lorant im Frühjahr 2011 sein Haus vor den Toren Münchens zwangsräumen sollte, kramte er das letzte Kleingeld zusammen, fuhr per Anhalter zum Münchner Hauptbahnhof und stieg in einen Zug. Das Geld reichte nur für ein Ticket in die oberbayrische Provinz. In Waging am See musste er raus. Endstation. In jeder Hinsicht. Die Nachmittagssonne senkte sich schon, als er an einem Fußballplatz vorbeikam. Einige Kinder spielten dort so unbedarft, wie er es sich selbst nie erlaubt hätte. Er beneidete sie und so schaute er ihnen zu, tagein, tagaus. Bis irgendwann jemand kam und ihn bat, die Männer vom TSV Waging vor dem Abstieg aus der Bezirksliga Oberbayern Ost zu retten. Sie bräuchten einen harten Hund, so einen wie ihn. Lorant seufzte und sagte zu. Am Samstag geht’s zum Tabellenletzten SV Amerang. Am Saisonende wird Werner Lorant den Klassenerhalt geschafft haben. Vielleicht.

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