zum Hauptinhalt
Casillas am Boden, gutes Gefühl. Mario Götze machte Reals Torhüter das Leben schwer. Foto: dpa

© dpa

Sport: Wie zu Hause in Madrid

Trotz des späten Ausgleichs beweisen die Dortmunder gegen Real endgültig, dass sie mit Europas Spitzenklubs mithalten können.

Madrid - Eigentlich neigen Sportler dazu, in Selbstmitleid zu versinken, wenn ihnen kurz vor Schluss noch der Sieg entrissen wird. Die Profis von Borussia Dortmund machten Dienstagnacht eine Ausnahme, sie schlenderten allesamt gut gelaunt aus dem Estadio Santiago Bernabeu, obwohl sie nach einem grandiosen Auftritt bei Real Madrid am Ende doch nicht gewonnen hatten. „Mario Götze hat heute auch ein richtig gutes Spiel gemacht“, verkündete Kapitän Sebastian Kehl genau so laut, dass der die lobenden Worte hören konnte. „Laber nicht rum, Alter“, konterte Götze und grinste über das ganze Gesicht. Selten ist ein Unentschieden mit einem späten Gegentor so freudig aufgenommen worden wie das furiose 2:2 am vierten Spieltag der Champions League.

Vor allem in der ersten Halbzeit hatte der Deutsche Meister brilliert und die Lobeshymnen des gegnerischen Trainers José Mourinho bestätigt. Die Treffer durch Marco Reus und Mario Götze, der in Gemeinschaftsproduktion mit dem Spanier Alvaro Arbeloa das 2:1 erzielt hatte, verdiente sich das Team mit couragierten Angriffen, wie sie von Gästen im Bernabeu nur selten zu sehen sind. „Der Fehler der meisten Auswärtsmannschaften ist, dass sie sich wie Auswärtsmannschaften verhalten“, dozierte Trainer Jürgen Klopp. „Das wollten wir unbedingt verhindern und mutig nach vorne spielen.“

Das gelang zunächst eindrucksvoll. Sportdirektor Michael Zorc sprach ungewohnt euphorisch vom „Besten, was diese Mannschaft je gespielt hat“. Erst nach dem Seitenwechsel, als Mourinho sein System komplett umstellte, gerieten die Dortmunder ins Schwimmen. „In der zweiten Hälfte hat Real unglaublichen Druck gemacht und ist zu Torchancen gekommen“, sagte Zorc. „Es ist schade, dass wir nur mit einem Punkt nach Hause fahren, aber aufgrund der zweiten Halbzeit ist es okay.“ Bis kurz vor Schluss hielt das Bollwerk des BVB, aber dann kam doch noch, was kommen musste. Der deutsche Nationalspieler Mesut Özil glich mit einem späten Freistoß aus, den Dortmunds Torhüter Roman Weidenfeller als „Geniestreich“ bezeichnete: „Unglaublich, wie er diesen Ball getroffen hat, besser geht es nicht.“

Der Ärger über das späte 2:2 hielt sich bei der Borussia in Grenzen. „Wenn man sieht, welchen Druck Real in der zweiten Halbzeit aufgebaut hat, können wir zufrieden sein“, sagte Mario Götze. Sein Trainer Klopp formulierte es so: „Wir hätten gerne glücklich gewonnen. So haben wir verdient einen Punkt geholt.“

So oder so kann sich das Zertifikat der Borussia in der Champions League durchaus sehen lassen. Mit acht Punkten aus vier Partien führt der Deutsche Meister die Gruppe D mit den Meistern aus Spanien, England und Holland an. Jürgen Klopp betonte, dass man in dieser Konstellation mehr kaum erreichen könne. In Manchester und in Madrid, „bei zwei der stärksten Mannschaften der Welt ein Unentschieden zu holen, damit war nicht zwingend zu rechnen“. Michael Zorc warnte jedoch sofort vor Selbstzufriedenheit: „Wir sind noch in der Gruppenphase. Stolz kann man erst sein, wenn man am Ende etwas geholt hat.“ Im Moment ist noch nicht einmal die nächste Runde ist erreicht. Dazu wäre in Madrid ein Sieg notwendig gewesen, „wir hätten kein Problem damit gehabt, die Gruppe heute schon für uns zu entscheiden“, betonte Klopp.

Was nicht ist, kann in den beiden abschließenden Spielen noch werden – die erste Chance gibt es in Amsterdam. Bis dahin heitert die Dortmunder die eindrucksvolle Momentaufnahme auf. „Den direkten Vergleich nach zwei Spielen gegen Real zu gewinnen, hätte ich nicht zwingend erwartet“, sagte Klopp. „Es ist nicht selbstverständlich, diesen Verein in dessen Stadion an den Rand einer Niederlage zu bringen.“ Zwar blieb es Dortmund am Ende verwehrt, als zweite deutsche Mannschaft nach Bayern München in Madrid zu siegen. Vielleicht haben sich die Dortmunder das für einen späteren Zeitpunkt aufgespart. Nach Lage der Dinge gibt es in dieser Saison noch einige Feiertage in der Champions League. Felix Meininghaus

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false