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Sport: Wieder auf der Höhe Diamanten aus Disziplin

Die deutschen Fußballer besiegen Malta 7:0 – und rehabilitieren sich für das Debakel gegen Rumänien

Von Michael Rosentritt, Freiburg

Horst Heese stand mit verschränkten Armen neben der Trainerbank, es war spät an diesem Abend und so langsam Zeit, dass seine Spieler ins Hotelbett kommen. Sie waren jedenfalls sehr müde, den Beweis dafür sah Heese seit Minuten an der Anzeigetafel im Freiburger Dreisamstadion. 7:0 stand da; so hoch führte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen sein Team aus Malta. Heese blickte noch einmal auf die Uhr, es war jetzt 22.27 Uhr – und wenige Sekunden später endlich Schluss. Die deutsche Mannschaft hat sich einen Monat nach der 1:5-Niederlage in Rumänien mit diesem 7:0 (4:0) gegen Malta ein wenig rehabilitieren können.

Der deutsche Teamchef Rudi Völler befand daher auch nach dem Spiel: „Wir haben die nötige Ernsthaftigkeit gezeigt, das war gegen Rumänien nicht so.“ Nach einer Viertelstunde hatte der ausgezeichnet spielende Münchner Michael Ballack den Ball bekommen, sich gedreht und mit dem linken Fuß ins Tor geschossen. Es sollte nicht das einzige Tor des in die Kritik gerateten Bayern-Profis sein an diesem Abend. Nicht einmal zwei Minuten später baute Ballack die Führung der Deutschen auf 2:0 aus; diesmal traf er nach einer Flanke per Kopf.

Maltas Coach Heese stand bedient vor seiner Trainerbank und schüttelte den Kopf. Nach einer halben Stunde erzielte Jens Nowotny das 3:0, kurz vor der Pause erzielte Frings das vierte Tor der Deutschen. Die Fans auf den Tribünen des Freiburger Dreisamstadions feierten und sangen so munter wie die eigene Mannschaft spielte.

Die Deutschen taten sich in diesem Spiel zu keinem Zeitpunkt schwer gegen Maltas Freizeitfußballer, von denen nur drei in einer Profiliga spielen, die anderen Kollegen aber gehen ihrem Job hinter dem Postschalter oder in einem Großraumbüro nach. Diese Testspiele haben Tradition vor großen Turnieren. Vor der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea hatten die Deutschen die Fußballer aus Kuwait nach Freiburg eingeladen, gewannen wie gestern 7:0 und erreichten später das WM-Finale.

Auf einen ähnlichen Effekt hofft jetzt Teamchef Rudi Völler. Seine Spieler sollten sich „warm laufen“ für die Europameisterschaft in Portugal, die in drei Wochen beginnt. Zwei Testspiele wird die Nationalmannschaft bis dahin noch bestreiten, das nächste am kommenden Mittwoch gegen die Schweiz, vier Tage später dann gegen Ungarn.

Malta dürfte der einfachste Gegner gewesen sein. Schon konditionell konnte die Mannschaft nicht mithalten und ließ die Deutschen kombinieren. So erzielte Michael Ballack nach einer Stunde sein drittes Tor und erhöhte auf 5:0. Sekunden später wurde Christian Ziege eingewechselt, der ein Jahr lang so gut wie gar nicht Fußball gespielt hatte und von Völler erst am Mittwoch eingeladen wurde, weil sich der Hamburger Christian Rahn verletzt hatte. Mit Paul Freier fiel gestern nun ein weiterer Mittelfeldspieler aus. Er verdrehte sich das linke Knie und musste ausgewechselt werden.

Auf den Spielfluss hatte das keinen Einfluss. Zehn Minuten vor Abpfiff nutzte Miroslav Klose eine der vielen Lücken der Malteser Abwehr, doch er wurde von Torhüter Muscat vor dem Strafraum von den Beinen geholt. Maltas Keeper sah dafür die Rote Karte. Das vierte Tor von Michael Ballack zum 6:0 sah er genauso wenig das 7:0 durch Fredi Bobic. Teamchef Völler lachte und klatschte vergnügt in die Hände. Wenigstens war ein Trainer an der Seitenlinie richtig erfreut.

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