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Sport: Wieder in der Defensive

DFB-Präsident Mayer-Vorfelder muss sich gegen heftige Kritik wehren

Berlin - Am Wochenende war Gerhard Mayer-Vorfelder Gast beim „Ball des Sports“ in Frankfurt am Main. Dieses Mal war es allerdings kein so angenehmer Anlass. Der Manipulations-Skandal des deutschen Fußballs bestimmt seit zwei Wochen die Schlagzeilen. Im Laufe der Tage ist Mayer-Vorfelder selbst in die Schlagzeilen geraten, auch wenn er am Rande des Tanzfläche bemerkte: „Ich glaube schon, dass das keine so ganz großen Kreise mehr ziehen wird, dass es ein beschränkter Kreis bleiben wird.“

Manfred von Richthofen fand dagegen deutlichere Worte. Der Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB) forderte den DFB zu einer „rückhaltlosen Aufklärung“ des Wettskandals um Schiedsrichter Robert Hoyzer auf und schloss personelle Konsequenzen an der Verbandsspitze nicht aus. Der „Welt am Sonntag“ sagte er: „Man muss klären, wer die Verantwortung trug. Klar ist, dass Dr. Zwanziger damals noch nicht im Amt war. Und wenn derjenige, der die Verantwortung trug, nicht gehandelt hat, dann gehört er nicht mehr ins Amt.“

Im August 2004, als der staatliche Wettanbieter Oddset nach eigenen Angaben den DFB auf Verdachtsmomente bezüglich des DFB-Pokalspiels zwischen Paderborn und dem Hamburger SV (4:2) hingewiesen hat, war Gerhard Mayer-Vorfelder alleiniger Präsident. Theo Zwanziger wurde erst zwei Monate später Teil der DFB-Doppelspitze. Auf die Frage, ob aus der Doppelspitze im Zuge der Affäre eine Einzelspitze werde, antwortete Richthofen: „Da möchte ich mich nicht einmischen. Aber ich möchte wie alle anderen zunächst wissen, wer wann etwas wusste. Es kann ja auch sein, dass die Vorgänge unter dem Tisch gehalten wurden und nicht vorgelegt wurden.“

Insofern gerät auch Horst Hilpert in die Schusslinie der Kritik. Hilpert ist Vorsitzender des Kontrollausschusses des DFB. Indirekt machte Wolfgang Holzhäuser, Vizepräsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL), Hilpert für Versäumnisse mitverantwortlich. So sei es unglücklich gewesen, dass der DFB-Chefermittler im August die Ermittlungen habe ruhen lassen. „Da ist einiges nicht so gelaufen, wie man das erwartet“, sagte Holzhäuser gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. Die DFL sei auch nicht zufrieden mit der Niederlegung der Ermittlungen durch den DFB-Kontrollausschuss, als im Dezember 2004 der Verdacht gegen das Zweitliga-Spiel zwischen Aue und Rot-Weiß Oberhausen aufgekommen sei. „Es kann ja nicht sein, dass Dinge, die offenkundig immer wieder passieren können, einfach so abgelegt werden, nach dem Motto: Augen zu und durch“, sagte Holzhäuser. „Das ist keine Mentalität, welche die DFL akzeptiert.“

Vor allem das Krisenmanagement des DFB unter dem alleinigen Präsidenten Mayer-Vorfelder ist in die Kritik geraten. Zum wiederholten Male. Erst im Sommer des vergangenen Jahres war Mayer-Vorfelder schwer kritisiert worden, als er die Nachfolge des zurückgetretenen Teamchefs Rudi Völler im Alleingang lösen wollte und sich von potenziellen Kandidaten reihenweise Absagen einhandelte. Auch die eingesetzte Trainerfindungskommisson konnte die Pannenserie nicht stoppen. Die Basis des DFB hielt Mayer-Vorfelder nicht mehr für tragbar, vom DFB-Präsidium, das sich durch die Alleingänge ihres Präsidenten verprellt fühlte, wurde Mayer-Vorfelder scharf angegriffen. Sogar ein Sturz Mayer-Vorfelders stand damals zur Debatte. Dem Tagesspiegel entgegnete Mayer-Vorfelder damals: „Ich habe immer gesagt: Ich bin Präsident des Verbandes und nicht der Obertelefonist. Wo es Blei regnet, ducke ich mich nicht.“

Den Putschversuch überstand Mayer-Vorfelder durch die Installierung der Doppelsitze. Nun wird die Luft für Mayer-Vorfelder erneut sehr dünn. In einer Forsa-Umfrage sprachen sich 56 Prozent der Befragten für einen Rücktritt Mayer-Vorfelders aus.

Im Ringen um eine rigorose Aufklärung des Wettskandals spielt Mayer-Vorfelder nur noch eine untergeordnete, im Zweifelsfall verwirrende Rolle. Mag sein, dass der frühere Baden-Württembergische Landespolitiker darunter leidet, dass er im Zuge der Zweiteilung der Aufgabenfelder der Doppelspitze nicht mehr in der Öffentlichkeit gefragt ist. Während die breite Öffentlichkeit Theo Zwanziger eine aktive, zielstrebige Rolle bei der Aufklärung zugeschrieben wird, gerät Mayer-Vorfelder immer mehr in die Defensive. Aus Verbandskreisen ist sogar zu hören, dass man Mayer-Vorfelders Äußerungen in der Öffentlichkeit als Gefahr für den DFB ansieht.

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