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Sport: Wieder mal ganz oben

Manchester United besiegt den FC Chelsea im Finale der Champions League nach Elfmeterschießen

Der späte Abend im Luschniki-Stadion begann folkloristisch. Die Spieler des FC Chelsea und von Manchester United bekamen allerdings vom bunten Treiben russischer Tanzformationen auf dem regennassen Rasen wenig mit. Sie mussten lange im Kabinengang warten, bis sie um 22.40 Uhr Moskauer Zeit zum Finale der Champions League auflaufen durften. Dabei gab es dann schon den ersten aufregenden Moment für die Spieler der Premier-League-Klubs. Sie durften an der wichtigsten Trophäe im europäischen Fußball vorbeilaufen. Chelsea rechts, Manchester links. Einen Blick auf den großen Preis riskierte kaum einer der 22 Profis. Die Konzentration auf das Spiel war genauso so groß, wie der Wunsch den silbernen Pokal später in die Luft zu stemmen. 120 dramatische Spielminuten und ein Elfmeterschießen später gab es dann endlich einen neuen Inhaber der Trophäe: Manchester United. Michael Ballack, der deutsche Nationalmannschaftkapitän in Diensten des FC Chelsea, kam der Trophäe also nicht mehr so nah wie beim Einlaufen. Manchester siegte vor 69 500 Zuschauern 7:6 (1:1, 1:1, 1:1) nach Elfmeterschießen.

Der Abend endete also bitter für Ballack und den FC Chelsea. Vor dem Spiel hatte der deutsche Mittelfeldstar noch gesagt: „Ich weiß, wie schwer es ist in ein Finale zu kommen, nun will ich es auch gewinnen.“ Aber Ballack geht es wie seinem englischen Arbeitgeber: Chelsea versucht seit Jahren vergeblich, sich als Klub international einen ganz großen Namen zu machen. Ballack hat vielleicht die internationale Anerkennung, aber es fehlt im noch der Titel dazu: Bereits 2002 scheiterte er mit Bayer Leverkusen schon einmal im Finale der Champions League.

Der Weg zum erneuten Scheitern schien sich für Ballack gestern in Moskau früh abzuzeichnen. Manchester war anfangs klar die aktivere Mannschaft. Chelsea hatte vor allem Probleme, den Aktionskreis von Cristiano Ronaldo einzuschränken. Nach einem maßgenauen Pass von Wesley Brown in den Londoner Strafraum übersprang Ronaldo Gegenspieler Michael Essien wie im Training und köpfte am machtlosen Torwart Petr Cech ins Tor von Chelsea. Gegen Ende der ersten Halbzeit sprach wenig für die Londoner, bei denen sich Ballack zwar viel Mühe gab aber auch genauso wenig erreichte. Trotzdem hatte der Deutsche noch Grund zur Freude, denn eher zufällig kam seine Mannschaft zum Ausgleichstor. Essien schoss aus etwa 25 Metern in Richtung des Tores von Manchester. Zweimal wurde der Ball abgefälscht, dann prallte er Frank Lampard glücklich vor die Füße. Der Mittelfeldmann schoss ihn aus knapp zehn Metern ins Tor. Offensichtlich beflügelt durch den Treffer wurde Chelsea dann in der zweiten Halbzeit stärker, Michael Ballack übernahm Verantwortung – etwa mit einem strammen Distanzschuss aus mehr als 30 Metern, der aber klar am Tor von Manchester vorbeiflog. Doch Ballack wurde immer mehr zum Mittelpunkt des Spiels von Chelsea. War Ronaldo der Hauptdarsteller der ersten Halbzeit, so ging diese Rolle im zweiten Durchgang an den Deutschen. Ballack trieb seine Kollegen an und spielte kluge Pässe. Chelsea hätte die Verlängerung verhindern können – durch Didier Drogba, der aber nur den Pfosten traf.

Es war weit nach Mitternacht Moskauer Zeit als dann Lampard in der Verlängerung den Ball an die Latte des Tores von Manchester köpfte. Chelsea konnte die Überlegenheit auf dem rutschigen Rasen nicht in Tore münden lassen. Dafür wurde es in der Schlussphase hektisch: Nachdem er Gegenspieler Nemanja Vidic eine Ohrfeige verpasst hatte, musste Drogba mit Roter Karte vom Feld.

Chelsea rettete das 1:1 mit zehn Spielern ins Elfmeterschießen, in dem dann der lange so überragende Ronaldo beinahe zur tragischen Figur des Spiels wurde. Er scheiterte bei Manchesters dritten Elfmeter an Cech. Doch der Triumph für Chelsea war damit noch nicht perfekt, weil John Terry als fünfter Schütze von Chelsea vergab. Die tragische Figur des Spiels wurde schließlich Nicolas Anelka. Der Franzose scheiterte an Manchesters Torwart Edwin van der Saar – und die Nordengländer hatten zum dritten Mal die wichtigste Trophäe im europäischen Klub-Fußball gewonnen.

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