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Sport: Wiederholung, die Spaß macht Zwei Tore von Gomes ermutigen die Portugiesen

Es ist in diesen Tagen schwer, in Portugal ein, zwei Stunden lang vor einem Fernseher zu sitzen, ohne dieses Tor zu sehen. Nicht irgendein Tor, sondern dieses Tor, erzielt von Nuno Gomes zum 1:0-Sieg gegen Spanien.

Es ist in diesen Tagen schwer, in Portugal ein, zwei Stunden lang vor einem Fernseher zu sitzen, ohne dieses Tor zu sehen. Nicht irgendein Tor, sondern dieses Tor, erzielt von Nuno Gomes zum 1:0-Sieg gegen Spanien. Siege gegen Spanien zählen in Portugal nicht doppelt, sondern dreifach, weil es zum einen so wenige davon gibt und zum anderen die Spanier noch immer der nationale Lieblingsfeind sind. Der Nachbar im Osten, der immer ein wenig herabblickt auf die Portugiesen und ihnen die Unabhängigkeit über Jahrhunderte hat verwehren wollen. Deswegen ist die Europameisterschaft für die Portugiesen schon jetzt ein Erfolg, unabhängig vom Ausgang des heutigen Viertelfinalspiels gegen England.

Dass die Bilanz bei neun Siegen und drei Niederlagen klar für England spricht, ist dem EM-Gastgeber egal. Portugal setzt auf andere Statistiken, etwa auf die, dass in Lissabon seit 1987 kein Länderspiel mehr verloren ging. Oder darauf, dass die letzten beiden Spiele bei großen Turnieren gegen England gewonnen wurden: 1986 bei der WM in Mexiko (1:0) und vor vier Jahren bei der EM in Holland und Belgien (3:2). Von diesem Spiel hat die Fußball-Zeitung „A Bola“ vor dem Viertelfinale noch mal schnell eine Doppelseite veröffentlicht.

Für Portugals Kapitän Luis Figo kommt es heute zum Duell mit seinem englischen Antipoden David Beckham. Beide stehen sie in der teaminternen Hierarchie unumstritten an der Spitze, trotz der gewachsenen Konkurrenz durch Deco auf portugiesischer oder Rooney auf englischer Seite. Es wird ihnen kein herzliches Verhältnis zueinander nachgesagt, seit Beckham vor einem Jahr zu Real Madrid wechselte und dort den Platz auf der rechten Seite beanspruchte, den zuvor Figo besetzt hatte. Es ist denn auch kein gutes Jahr geworden für alle drei, Figo, Beckham und Real.

Luis Figo bekam seinen Job bei Real nach jenem 3:2-Sieg gegen England bei der EM 2000. Bei diesem Spiel in Eindhoven führten die Engländern nach 18 Minuten 2:0, bis Figo mit einem Schuss aus 35 Metern den Umschwung einleitete. Viele sagen, dass der Portugiese diesem Tor seinen Ruf als überragender Spieler dieser EM verdankt. Real kaufte Figo im selben Sommer aus seinem Vertrag beim FC Barcelona heraus.

Nuno Gomes dagegen hat eine eher bescheidene Karriere gemacht. Der Stürmer spielt immer noch für das international zweitklassige Benfica Lissabon, obwohl er 2000 an der Seite Figos vor einer großen Zukunft stand. Vier Tore schoss der Mann mit dem wehenden Haar bei der EM. Das schönste war jenes zum 3:2-Sieg gegen die Engländer, ein artistischer Kopfball, bei dem seine Mähne sehr gut zur Geltung kam. Dann aber kam der Elfmeter gegen Portugal in der Nachspielzeit des Halbfinals gegen Frankreich und direkt danach ein Handgemenge. Schiedsrichter Benkö fühlte sich attackiert, auch von Gomes, der sieben Monate lang für alle internationalen Spiele gesperrt wurde. Das Interesse der großen Klubs war passé.

Das folgende Tief dauerte ziemlich genau vier Jahre. Gomes schaffte zwar den Sprung zurück in die Nationalmannschaft, aber die alten Erfolge stellten sich nicht mehr ein. Im ersten EM-Spiel gegen Griechenland saß er zunächst auf der Bank, und es ist wohl sein Glück, dass diese Partie verloren ging und Trainer Scolari dem enttäuschten Volk Alternativen bieten musste. Gomes nutzte die Chance zu seinem Tor gegen Spanien, das auf den portugiesischen Fernsehsendern rauf und runter läuft. Auch sein Siegtreffer von 2000 gegen England ist vor dem da capo in Lissabon immer öfter zu sehen. Wiederholungen sind dem portugiesischen Fernsehen während der EM nationale Verpflichtung. Und wer weiß, sagt Nuno Gomes, „warum sollte sich die Geschichte nicht wiederholen?“

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