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Sport: Willkommen zu Hause

Hertha BSC spielt erstmals nach dem Umbau im Olympiastadion und gewinnt 3:1 gegen Besiktas Istanbul

Berlin – Zwischen staubigen Eichenplatten und Plastikfolien machte es sich Arne Friedrich bequem. Der Fußballer von Hertha BSC war sich nicht zu eitel, in einem nach Farbe stinkenden Keller zu sitzen, schließlich hatte er auch lange Zeit auf einer Baustelle Fußball gespielt. Doch an diesem Sonntag freute sich Friedrich, dass die schmutzigen Orte im Berliner Olympiastadion nur noch verborgen in den Katakomben liegen. „Wir haben ein großartiges Stadion bekommen“, sagte Friedrich, als er nach Herthas 3:1-Sieg gegen Besiktas Istanbul zu den VIP-Logen hinaufstieg. „Das Stadion sieht alt aus und ist im Innern doch supermodern.“

Damit meinte er natürlich nicht die kleine Halle unter der Haupttribüne, in der noch geschuftet wird. Nebenan liegt die neue Mannschaftskabine, die Herthas Fußballer gestern das erste Mal benutzen konnten. Mehr als 250 Quadratmeter ist sie groß, ausgestattet mit dunklen Eichenhölzern und einem großen Entmüdungsbecken. Und wenn die Fußballer nun ins Olympiastadion gehen, dann laufen sie nicht mehr über nackten Beton sondern über die neue blaue Laufbahn.

Am kommenden Sonnabend wird der VfL Bochum im Olympiastadion antreten, es ist das erste Spiel für die Berliner in der neuen Saison. Und es ist das erste unter Ausschluss von Baukränen seit vier Jahren. In all dieser Zeit haben vor allem die Fans gelitten. Sie konnten schreien, so viel wie sie wollten, doch ihre Gesängen waren auf dem Spielfeld kaum zu hören. Jetzt endlich ist das neue Dach fertig, das wie ein Deckel über den Zuschauern schwebt. Die Stimmung wird endlich besser werden und lauter, vielleicht wieder so, wie sie nach Herthas Aufstieg vor sieben Jahren war.

Zum letzten Vorbereitungsspiel gegen Istanbul kamen 36 800 Zuschauer, darunter viele Fans des 1. FC Union, die sich das Regionalligaspiel ihres Klubs gegen Herthas Amateure anschauten. Doch auch als die Profimannschaft des Bundesligisten gegen Istanbul ins Stadion einlief, war die Atmosphäre eine andere als in all den Monaten zuvor, weil das gigantische Dach breite Schatten auf den Fußballplatz warf.

Sportlich war die Partie auch nicht unbedeutend. Für Hertha BSC war es der sechste Sieg im achten Vorbereitungsspiel, die Mannschaft blieb damit ungeschlagen. Pal Dardai schoss nach elf Minuten das 1:0, Artur Wichniarek erhöhte nach einem Kopfball von Fredi Bobic auf 2:0. Die Stürmer harmonierten eine Woche vor Bundesligastart ganz gut, auch der neue Brasilianer Gilberto auf der linken Seite konnte sich in der ersten Halbzeit in Szene setzen.

Nach der Pause wurde das Spiel schlechter, Besiktas verkürzte per Foulelfmeter durch Ahmed Hassan auf 1:2. Kurz vor dem Abpfiff erzielte Herthas Spielmacher Marcelinho nach Vorlage von Nando Rafael das 3:1. Marcelinho gilt als sensibel, er muss eine gewisse Wärme in seiner Umgebung spüren, um gute Leistungen zu bringen. Im neuen Olympiastadion scheint er sich jedenfalls wohl zu fühlen.

André Görke

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