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Der Anfang vom Ende für den BFC. Davy Frick (verdeckt) erzielt den Zwickauer Führungstreffer.

© Imago/Picture Point

Willmanns Kolumne: BFC Dynamo stolpert ins zweite Regionalliga-Jahr

0:3 gegen Zwickau verloren - der Start in die neue Saison ist dem BFC Dynamo missglückt. Zumal auch Begleitumstände eher unerfreulich waren.

Um die 2200 Menschen wollten zur besten Ferienzeit letzen Freitag im Jahnsportpark Fußball sehen. Keine schlechte Kulisse für ein Spiel der vierten Liga. Im zweiten Jahr lässt der BFC nun im Prenzlauer Berg wieder die Murmel sausen. Das Hohenschönhausener Stadion genügte den Ansprüchen der Regionalliga nicht, deshalb wurde der einstige Stammsitz Dynamos zurückerobert. Sind alle BFCer schon im hippen Prenzlauer Berg angekommen?

Tausendschön Beckham brachte den englischen Bierzombis dereinst metrosexuelles Gewimmel bei. Am Freitagabend endete im Latte-Macchiato-Bezirk die zufällige Begegnung zwischen einigen Idioten in weinrotweiß und einem schwulen, Händchen haltenden Pärchen in einem tätlichen Angriff. Ein BFC-Fan beleidigte aus einer Gruppe von Fans das Paar und schlug einen der beiden zusammen. Das Opfer musste später im Krankenhaus operiert werden, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Der BFC entschuldigte sich für den Vorfall, der Schläger soll mit einem Stadionverbot belegt werden. Die Tat ist widerlich und feige, da gibt es keine Diskussion, solche Gestalten machen unseren Fußball kaputt, sie haben dort nichts zu suchen. Wer die Vielfalt von Lebensentwürfen nicht respektiert, soll in seiner Erdhöhle bleiben.

Letzte Saison spielte der BFC guten Fußball. 2015/16 wollte man noch besser werden. Trainer Thomas Stratos und Sportlicher Leiter Angelo Vier holten darum ein knappes Dutzend neuer Spieler. Deren Integration hat im ersten Spiel gegen Zwickau nicht funktioniert. Den Kick der beiden Staffelfavoriten gewann Zwickau. Aus BFC-Sicht ein gähnend langweiliges Spiel. Die Fans kniffen vor Schwermut die Augen zusammen und rissen die Kiefer auseinander wie Brandenburger Wölfe in trüber Gefangenschaft. Manche bekamen vor lauter Gähnen den Mund nicht mehr zu. Zwickau schoss drei Tore, der BFC nicht eins. Eine grandiose Zahl, zumal Zwickau dafür tatsächlich wenig tun musste. Nur auf die Fehler des BFC warten.

Der BFC wollte schön spielen - Zwickau hielt rustikal dagegen

Hört sich fett an, ist vielleicht auch ein Tor zu hoch ausgefallen. Ist das statthaft? Ging alles mit rechten Dingen zu? Verloren sich vielleicht einige Neuspieler des BFC im weiten Rund des Leichtathletikstadions? Hätte man sie vorher dort mal üben lassen sollen? Im Fußball gibt es selten Gerechtigkeit. Während die Berliner anfangs galant über den Platz schwebten, knödelten die sächsischen Raubritter hart die Pille. Feist dressiert von Chefritter Runkel Ziegner. Es wurden Ellenbogen ausgefahren, spitz gefeilte Zähne gezeigt und Bäuche als Bollwerk genutzt. Der Körper als Geheimwaffe, indes der BFC sich im Guardiola-Style abmühte. Schickes Passspiel geht nur dann durch, wenn die Pässe ankommen und das Volk in der Folge dank fallender Tore Grund zu feiern hat. Gefeiert wurde nach dem Spiel in der nicht übermäßig gefüllten Zwickauer Fankurve. Der BFC-Fan schlich von dannen oder buhte, einige wenige ließen die Mannschaft hoch leben. Gibt es wirklich Grund zur Sorge? Wir sind geboren, Widerworte zu erteilen. Überdies sind wir alle Gefangene der gleichartigen Liebe.

Die Fans des BFC waren vorm ersten Spiel guter Hoffnung. Vom Horizont winkt das Sehnsuchtsziel Dritte Liga. Das bedeutet Ostderbys satt. Gut, es kann nur besser werden. Dies ist der Trost, den man sich zu später Stunde gönnte. Die Spieler mümmelten nach dem Duschen frustriert am längst zerkochten Schweinbraten. Der Spielerpulk mitleiderregend, doch Lebbe geht weiter. Es war nur ein Spiel, sagte irgendwer. Ich trank ein letztes Bier und bewunderte die Aussicht auf unser schönes Berlin.

Die wenigstens Teams in der Regionalliga besitzen Klasse

Noch stehen 33. Spieltage aus, da kann man cool bleiben, zumal allerhand unberechenbare Dorfklubs auch Zwickau das Leben schwer machen werden. Die Regionalliga Nordost wurde von sechzehn auf achtzehn Vereine aufgestockt. Etwas wie Qualitätsfußball ist nur von den wenigsten Mannschaften zu erwarten. Doch in Luckenwalde, Schönberg und Rathenow muss man erst mal gegen die ortsansässigen Raubeine bestehen. Das sind gefährliche Ansiedlungen, umtost vom unbarmherzigen Ostwind, wo die Menschen sich im Winter noch in Felle kleiden sollen, die meisten auf Bäumen wohnen, aus Schädeln Selbstgebrannten saufen und unauffällig den Mond anbellen. 

Soll ich den FC Carl Zeiss Jena nun zu den Favoriten zählen? Im hügeligen Auerbach, wo Trolle und Elfen nisten, gewann Jena mit 3:0. Jenas listiger Trainer Volkan Uluc hat den Verein mit Bescheidenheit ausgestattet. Eine in Jena bisher unbekannte Tugend. Uluc wurde Jena neulich vom BFC quasi geschenkt.

In der Nacht träumte mir, Erich Mielke schlüge mich für den Nobelpreis vor. Es kam nicht, wie es kommen sollte. Am Montag adelte Herr Putin Herrn Blatter zum Nobelpreisaspiraten. Im Angesicht dieser Zukunftsaussicht kann einem angst und bange werden.

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