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Am Ende Sieger. Rafael Nadal tut sich anfangs schwer, fast wie immer, weil er die Umstellung zum Rasen nicht so schnell hinbekommt.

© dpa

Wimbledon Championships: Rafael Nadal fasst neues Vertrauen zu seiner alten Liebe

Für Rafael Nadal ist Wimbledon ein besonderer Ort. Zweimal konnte er das Turnier gewinnen, zuletzt rutschte er dort aber früh aus. Doch so langsam nähert er sich wieder der alten Rasenform an.

Vor einem Jahr saß Rafael Nadal um diese Zeit schon längst mit seine Freunden beim Angeln in Manacor. Damals war er in der ersten Runde von Wimbledon ausgeschieden, so früh hatte der Spanier bis dahin noch bei keinem Grand-Slam-Turnier verloren. Es war ein Schlag für Nadal gewesen, doch keiner, der völlig unerwartet für ihn gekommen wäre. Denn erst im Februar hatte er sein Comeback auf der Tour gegeben, nachdem er sieben Monate wegen seiner Knieprobleme pausieren musste. Doch dann hatte er bei seiner Rückkehr eine furiose Siegesserie hingelegt – nur zwei seiner insgesamt 45 Matches bis Wimbledon verloren und dabei sieben Titel eingeheimst.

Zuletzt bei jenen French Open. Es war ein immenser Kraftakt, und der war seinem lädierten rechten Knie damals nicht bekommen. „Ich bin zu dem Zeitpunkt noch nicht bereit für Gras gewesen“, sagte Nadal nun rückblickend, „denn das ist der Belag, der am schwierigsten für mein Knie ist.“ Mit gewisser Sorge war Nadal daher auch in diesem Jahr an die Londoner Church Road gereist. Mehr noch, da der Weltranglistenerste seit 2011 keine zwei Matches in Folge mehr auf Rasen gewinnen konnte. Die Konkurrenz hoffte, ihn früh im Turnier auf dem falschen Fuß zu erwischen. Und zumindest anfangs schien der Kasache Michail Kukuschkin auf bestem Wege zu sein, bevor Nadal doch noch mit 6:7, 6:1, 6:1 und 6:1 ins Achtelfinale einzog.

Es war glimpflich ausgegangen für den neunmaligen French-Open-Champion. Vor zwei Jahren war Nadal in der zweiten Runde von Lukas Rosol, damals die Nummer 100, vom Platz gefegt worden. Beim letzten Mal hatte es mit dem Belgier Steve Darcis der Weltranglisten-145. geschafft. „Ich werde nicht lügen“, sagte Nadal noch, nachdem ihm am Donnerstag die Revanche gegen Rosol gelungen war, „natürlich habe ich solche Niederlagen im Hinterkopf. Das kann man nicht so einfach ausblenden“.

"Gras ist so ein schwieriger Belag, jedes Match darauf ist immens wichtig"

Auch Kukuschkin hatte noch nie gegen Nadal gewinnen können, doch der schnelle Belag spielte dem 26-Jährigen lange in die Karten. Auf Rasen ist es selbst für die Besten besonders knifflig, denn die Kräfteverhältnisse rücken enger zusammen, sobald ein starker Aufschläger auf der anderen Netzseite steht. Das hatte Nadal zuletzt beim Vorbereitungsturnier im westfälischen Halle schmerzlich zu spüren bekommen, gleich im ersten Match. Da waren dem Spanier die Bälle vom Deutsch-Jamaikaner Dustin Brown im Stakkato-Stil um die Ohren geflogen. „Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt überhaupt keine Matchpraxis für Wimbledon habe“, hatte Nadal bei seinem frustrierten Abgang aus Halle dann auch gewettert. „Gras ist so ein schwieriger Belag, jedes Match darauf ist immens wichtig“, sagte er.

Und so war Nadal schon in den beiden Auftakt-Runden in Wimbledon der Start in die Partien etwas schwerer gefallen. Jedes Mal hatte er den ersten Durchgang abgegeben, um sich dann kontinuierlich zu steigern. Gegen Kukuschkin gelang Nadal nach dem knappen Verlust des Tiebreaks im ersten Satz dann im zweiten Durchgang das Break zur 3:1-Führung, die er noch mit dem zweiten Break zum 5:1 erhöhte. Nadal wirkte immer sicherer, besonders mit seiner Vorhand. Die hatte ihn während der Sandplatzsaison lange im Stich gelassen, nun gelang ihm wieder ein guter Wert von 41 Winnern. Kukuschkins Fehlerquote stieg dagegen rapide an, die Gegenwehr des Weltranglisten-63. schien mit dem frühen Break im dritten Satz gebrochen.

Rafael Nadal hat 2008 und 2010 das Turnier in Wimbledon gewonnen

Nadal fasst offenbar langsam wieder Vertrauen in jenen Rasen, auf dem er es fünf Mal ins Finale schaffte und 2008 und 2010 Champion wurde. Nadal liebt Wimbledon, und das nicht nur, weil ihn die Briten so viel mehr lieben als die kritischen Franzosen in Roland Garros. Hier hatte Nadal immer unbedingt gewinnen wollen und sich erstaunlich schnell von Jahr zu Jahr besser an den ungewohnten Untergrund gewöhnt. Schon lange ist Nadal kein reiner Sandplatzspezialist mehr, doch ihm fällt die Umstellung von der roten Asche auf Gras dennoch schwerer als einem Roger Federer. Der Schweizer indes will sich von der Diskussion um Nadals Rasen-Form nicht blenden lassen. Für ihn zählt sein großer Rivale wieder zu den stärksten Konkurrenten.

„Bei Rafa könnte man natürlich meinen, dass etwas im Busch ist“, meinte Federer, „aber das haben wir in der Sandplatzsaison auch gedacht, und dann gewinnt er am Schluss doch Paris“. Nur weil Nadal auf Rasen nicht geglänzt habe, hieße das gar nichts, glaubt Federer: „Rafa war häufiger in größeren Löchern drin und hat sich da rausgebuddelt.“

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