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Wimbledon: Im Klub der letzten acht

Thomas Haas und Sabine Lisicki erreichen in London das Viertelfinale und erhalten neue Privilegien: lebenslang stehen ihnen kostenlose Vip-Tickets für Wimbledon zu.

Der Ärger saß tief bei Thomas Haas. „Ich wollte mich revanchieren, darauf habe ich lange gewartet“, sagte der deutsche Tennisprofi. Die Erinnerung an seine letzte Begegnung mit dem Russen Igor Andrejew schmerzte ihn auch zwei Jahre später. Damals, im Davis-Cup-Halbfinale in Moskau hatte ihm Andrejew eine seiner bittersten Abreibungen verpasst und seinen Traum vom Finale platzen lassen. Es brauchte eine Weile, bis Haas diese Enttäuschung verkraften konnte.

Doch er hat seine Wiedergutmachung bekommen. Im Achtelfinale von Wimbledon erkämpfte sich Haas mit einer starken Leistung einen 7:6, 6:4 und 6:4-Sieg gegen Andrejew und belohnte sich mit seinem ersten Viertelfinale in Wimbledon. „Die Revanche fühlt sich sehr gut an“, sagte Haas, „ich habe einen fantastischen Lauf und dass ich jetzt im legendären Last-Eight-Club bin, ist umso schöner.“ Als Viertelfinalteilnehmer stehen ihm nun lebenslang kostenlose Vip-Tickets in Wimbledon zu. Auch Sabine Lisicki kann sich über dieses Privileg freuen. Die 19-jährige Berlinerin erreichte mit einem 6:4, 6:4-Erfolg gegen die Dänin Carolin Wozniacki erstmals ein Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier. Ein deutsches Paar im Viertelfinale von Wimbledon, das hat es seit Steffi Graf und Alexander Radulescu vor 13 Jahren nicht mehr gegeben.

„Ich wusste, dass ich eine Chance gegen sie habe“, sagte Lisicki, „ich habe jetzt so viel Selbstvertrauen, ich werde auch im nächsten Match alles geben.“ Dort wartet die aktuelle Nummer eins der Welt, Dinara Safina, auf sie. Doch Angst vor großen Namen hat Lisicki ohnehin nicht, das hat sie schon nach ihrem Sieg über Swetlana Kuznetzowa schon erklärt.

Dass sie Wozniacki von Jugend an gut kennt, spielte für Lisicki keine Rolle. Sie hatte keine Gnade mit ihrer Freundin, die es bis auf Platz neun der Weltrangliste gebracht hat. Wie schon im Finale von Charleston im April, als Lisicki ihren ersten Titel gewann, hatte sie ihre Kontrahentin von Beginn an im Griff. Ihr harter Aufschlag und ihre ebenso wuchtigen Grundschläge setzten Wozniacki unter Druck. Nach weniger als anderthalb Stunden verwandelte Lisicki ihren ersten Matchball. Geht es nach ihren Ansprüchen, wird auch in der nächsten Runde ihr Rasen-Märchen noch nicht beendet sein. „Ich habe jetzt nichts mehr zu verlieren“, erklärte Lisicki, „ich spiele mein bestes Tennis und weiß, dass ich es schaffen kann.“

Mit ähnlicher Einstellung ging auch Haas zu Werke. Andrejew sollte ihm zwar einiges abverlangen. Besonders mit seiner druckvollen Vorhand machte er Haas oft das Leben schwer, der wiederum stetig mit Erfolg den Weg zum Netz suchte. Es wurde ein hartes Ringen, ohne dass einer dem anderen bei dessen Aufschlag viel anhaben konnte. Das Nervenspiel im Tiebreak entschied Haas mit dem vierten Satzball für sich und übernahm die Kontrolle. Jeweils ein Break zum 4:3 reichte Haas in den folgenden Sätzen zum Einzug in die Runde der letzten acht.

Er hatte 13 Jahre darauf warten müssen, doch diese lange Durststrecke macht den späten Triumph nur umso süßer. „Ich habe nie aufgehört, an mich zu glauben“, sagte Haas, der in seiner Karriere von langwierigen Schulterproblemen mitsamt drei Operationen gebeutelt wurde. Oft stand der inzwischen 31-Jährige dem Ruhestand näher, als der Rückkehr auf die Tour. Nun kommen ihm Reife und Erfahrung zugute, einzig seine Physis bleibt ein Risikofaktor. Mit der Verpflichtung des Physiotherapeuten Alex Stober, der schon Pete Sampras betreute, minimierte er diesen jedoch. „Ich fühle mich körperlich sehr viel besser“, sagte Haas, „die Schulter merke ich derzeit fast gar nicht.“

Auch dass der Schwede Thomas Hogstadt wieder an seiner Seite ist, tut Haas gut. Das Selbstvertrauen ist zurück bei Haas. Die letzten Wochen haben ihn bestärkt, dass er mit den Topspielern der Branche weiter mithalten kann. „Es macht mir immer noch Spaß, ein paar von den Jungs zu ärgern“, sagte er. Im Viertelfinale trifft er nun auf den Serben Novak Djokovic, den er im Endspiel von Halle bezwang. Es muss für Haas noch nicht Schluss sein mit lustig.

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