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Schüttler

© dpa

Wimbledon: Schüttler gegen Nadal ohne Chance

Nach dem sensationellen Erreichen des Halbfinales von Wimbledon war für Tennis-Oldie Rainer Schüttler gegen Rafael Nadal nichts zu holen. Der Spanier zog mit einem deutlichen Drei-Satz-Sieg ins Finale gegen Roger Federer ein.

Mit dem Mute der Verzweiflung stemmte sich Rainer Schüttler gegen die geballte Kraft von Rafael Nadal - doch das Traumendspiel zwischen dem Modellathleten aus Spanien und dem fünfmaligen Wimbledon-Gewinner Roger Federer konnte er nicht verhindern. Nach einer respektablen Leistung und der Abwehr von drei Matchbällen verlor der Korbacher am Freitag bei den All England Championships in London mit 1:6, 6:7 (3:7), 4:6 sein Halbfinale, das er nach einem 5:12 Stunden dauernden Marathon-Match gegen den Franzosen Arnaud Clement am Vortag zu später Stunde sensationell erreicht hatte. Schüttler strich bei seinem traumhaften Comeback nach langer Durststrecke ein Preisgeld von umgerechnet 236 750 Euro ein und kletterte in er Weltrangliste wieder in die Top 40.

Bereit zum Kampf wie ein Stier in der Arena trumpfte Nadal auf dem Center Court auf, während sich Schüttler in der ungewohnten Umgebung erst zurechtfinden musste. Mit seiner peitschenden Vorhand setzte der Mallorquiner den 32-Jährigen gehörig unter Druck und trieb den Aufsteiger des Jahres von einer Ecke des Platzes in die andere. Doch der älteste im Turnier verbliebene Spieler ist für seine Fitness berühmt und legte seine übergroße Nervosität im Schnellgang ab.

Break gegen Nadal

Auf der Tribüne fieberten die eigens aus Hessen eingeflogenen Eltern sowie Trainer Dirk Hordorff und dessen Co-Coach Jan Slocis mit und trauten ihren Augen nicht, als sich der Außenseiter mit Beginn des zweiten Satzes aus der Umklammerung löste. Zum 2:1 schaffte er ein Break, das von den 15.000 Zuschauern im für einige Stunden sonnigen London frenetisch gefeiert wurde. "Nur nicht wieder so eine Vernichtung wie in Melbourne gegen Andre Agassi", hatte Hordorff vor dem Match geunkt. Doch sein Schützling ließ sich diesmal nicht vom Platz schießen wie 2003 im Finale der Australian Open.

"Alle Achtung vor Rainer. Er ist mit seinen 32 Lenzen noch immer einer der fittesten Spieler überhaupt. Und vor allem ist er ein unglaublicher Kämpfer", sagte der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker als TV-Kommentator für die BBC. Die Statistik spreche zwar klar für Nadal, doch erst "muss er Rainer mal schlagen. Und das wird schwer genug, wie das Match zeigt". Der 22 Jahre alte viermalige French-Open-Sieger hatte zwar die letzten drei Vergleiche gewonnen, doch Schüttler erinnerte sich nur an die erste Partie in Basel, wo er 2004 den noch unbekannten Nadal in zwei Sätzen geschlagen hatte.

Gnadenlos

Doch als es am Freitag ernst wurde, kannte Nadal keine Gnade. Zum 5:5 holte sich der Queens-Sieger das Break zurück und ging bei eigenem Aufschlag - wie immer begleitet von einem Zupfen an der weißen Hose - wieder in Führung. Schüttler gab zwar keinen Ball verloren und bestätigte sein großartiges Comeback nach Jahren der Frustration, doch den Sieg des Topfavoriten konnte er nicht mehr gefährden. Nadal könnte nun am Sonntag in seinem siebten Grand-Slam- Finale der erste Spanier nach Manolo Santana 1966 werden, der den Titel ins Land des Fußball-Europameisters holt.

Im Finale am Sonntag kommt es auf dem "Heiligen Rasen" zum dritten Gipfeltreffen der beiden besten Tennisspieler nacheinander, weil auch der fünfmalige Champion Federer gegen Marat Safin die Muskeln spielen ließ. Bei seinem 65. Seriensieg auf Gras ließ er dem Russen mit 6:3, 7:6 (7:3), 6:4 nicht den Hauch einer Chance und gab auf dem Weg in sein sechstes Wimbledon-Endspiel wieder keinen Satz ab.

Federer jagt Borgs Rekord

"Das ist ein tolles Gefühl", sagte Federer nach dem Einzug in sein 16. Endspiel bei einem Grand-Slam-Tennisturnier. "Es war ein großartiges Match und ein Vergnügen, gegen Marat zu spielen. Er ist ein sehr starker Spieler mit einem super Aufschlag." Doch das verbarg der 28-Jährige, der wie Schüttler eine schwere Zeit mit Krankheit und Verletzungen hinter sich gebracht hat. Federer schlug sogar ein Ass mehr (14:13) als der in Monaco lebende zweimalige Grand-Slam-Sieger.

Der Weltranglisten-Erste Federer, der seit 231 Wochen ohne Unterbrechung an der Spitze der Tennis-Welt residiert, würde mit dem sechsten Sieg in Wimbledon den Schweden Björn Borg als Rekordhalter ablösen und seinen 13. Titel bei einem der vier Top-Turniere in Melbourne, Paris, Wimbledon und Flushing Meadow holen. Nur der 14- malige Champion Pete Sampras aus den USA hat mehr. "Man sollte mich nicht abschreiben. Das hier ist die Zeit der Saison, die für mich am wichtigsten ist", kündigte der Eidgenosse nach dem 39. Seriensieg in Wimbledon an. (küs/dpa)

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