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Sport: Wimbledon: Warten in London

Tim Henman gab es in Wimbledon gestern nur kurz zu sehen, dafür umso länger eine Blasmusikkapelle. Die "Welsh Guards" spielten zuerst auf dem Centre Court, dann erst ein wenig Tim Henman gegen Goran Ivanisevic.

Tim Henman gab es in Wimbledon gestern nur kurz zu sehen, dafür umso länger eine Blasmusikkapelle. Die "Welsh Guards" spielten zuerst auf dem Centre Court, dann erst ein wenig Tim Henman gegen Goran Ivanisevic. Venus Williams und Justine Henin kamen erst gar nicht zum Damen-Endspiel. Wimbledon erlebte am Samstag wieder einen dieser Tage, an denen kaum etwas ging. Zwischendurch gab der frühere US-Präsident Bill Clinton ein Interview aus der königlichen Loge für die Fans, die mit stoischer Geduld ausharrten. Clinton sagte: "Wimbledon ist das größte Turnier der Welt, und jeder weiß es."

Genauso weiß jeder über die Unbestimmbarkeit des britischen Wetters Bescheid. Zwölf Tage lang strahlte die Sonne, nur zweimal musste wegen leichter Schauer kurz unterbrochen werden, alles ging glatt - bis zum Samstag. Bis zum frühen Abend war wegen des dauernden Nieselregens kein Ball geschlagen, der Centre Court blieb die meiste Zeit abgedeckt. Nur einmal wurde das Duell Henman gegen Ivanisevic kurz fortgesetzt. Und im fünften Satz beim Stand von 3:2 für den Kroaten wieder beendet.

Online-Gaming Spiel, Satz und Sieg: Der Pong-Klon von meinberlin.de Um 19.52 Uhr Ortszeit gaben die Organisatoren, die zuvor schon das Damen-Finale wie bereits vor zwei Jahren das Endspiel zwischen Steffi Graf und Lindsay Davenport auf Sonntag verschoben hatten, auf. Henman und Ivanisevic gehen am Sonntag ab 14.00 Uhr MESZ erneut auf den Platz und ermitteln den Endspielgegner von Patrick Rafter. Danach, nicht jedoch vor 15.00 Uhr, steht das Finale der Damen auf dem Programm. Ob das Herren-Endspiel anschließend oder erst am Montag stattfindet, soll nach Rücksprache mit den betroffenen Spielern entschieden werden.

Damit ließ auch Henmans Einzug in die Tennis-Geschichtsbücher noch auf sich warten. Um 14.00 Uhr sollte der Lokalmatador am Samstag sein Werk gegen Ivanisevic vollenden und als erster Brite seit 63 Jahren in das Endspiel von Wimbledon einziehen. Gut eine dreiviertel Stunde später wurde zwar bereits die Plane beiseite geschafft, die den Rasen vor den Einflüssen der Witterung schützt, nur um weitere fünf Minuten später jedoch wieder zugezogen zu werden. Gleichzeitig schallte die nur zu gut bekannte Stimme des Platzansagers über die Anlage: "Ladies und Gentlemen, ein Ende des Regens ist nicht abzusehen."

Als endlich der Himmel über der Church Road etwas dauerhafter aufriss, konnte Henman seine Chancen in der Endphase des am Freitag unterbrochenen Matches nicht nutzen und musste Ivanisevic den vierten Durchgang mit 6:7 (5:7) überlassen. Bis zur erneuten Unterbrechung geriet er sogar mit 2:3 in Rückstand. Seit 1994 schlägt Henman in Wimbledon auf und war immer von seinen Landsleuten auserkoren, die Serie einheimischer Misserfolge zu beenden. Schon seine Ur-Großmutter Ellen Stawell-Brown spielte hier, ebenso seine Großeltern Susan und Henry Billington. Zweimal stand Henman bereits in der Vorschlussrunde, wo immer Pete Sampras Endstation war.

Doch die Show fand Samstag nur eine kurze Fortsetzung. Henman musste warten und warten und schließlich seine Sachen bis Sonntag wieder einpacken. Kaum ein Trost, dass den Organisatoren immerhin eine Wiederholung des 29. Juni 1999 erspart blieb. An jenem Dienstag war zum bislang letzten Mal ein Tag komplett dem Regen zum Opfer gefallen. Damals musste Boris Becker deshalb einen Tag länger auf sein Achtelfinale gegen Patrick Rafter warten, dass sein letzter Auftritt in Wimbledon werden sollte.

Glücklicherweise prophezeit das Londoner Wetteramt für heute Besserung: Nur 50 Prozent Regen-Wahrscheinlichkeit, diezum Nachmittag auf 30 Prozent sinkt. Eine Verschiebung des Herren-Finales auf Montag hatte es in Wimbledon zuletzt vor 13 Jahren gegeben: 1988 standen sich Boris Becker und Stefan Edberg an einem Montag im Herren-Endspiel gegenüber.

Heiko Hinrichsen

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