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Sport: Winokurow statt Borat

Kasachstan setzt auf das Radteam Astana

Frankfurt am Main - Der vieldiskutierte Kinofilm „Borat“ hat Kasachstan sozusagen auf die Weltkarte gesetzt, auch wenn die Regierung der ehemaligen Sowjetrepublik in Zentralasien darüber erbost ist, dass sich der fiktive Reporter Borat ihr Land für seine derben Späße ausgesucht hat. Das nach Fläche neuntgrößte Land der Erde will ganz anders wahrgenommen werden, und ein großer Imageträger soll das Radprofiteam Astana mit Kapitän Alexander Winokurow sein.

Winokurows Werbetouren für das rohstoffreiche Land und die neue Hauptstadt Astana sind nun gesichert, nachdem der Welt-Radsportverband (UCI) dem Team die zunächst verweigerte Lizenz für die Rennserie Pro Tour doch noch für vier Jahre erteilt hat. Der radelnde Volksheld Winokurow wurde als erster Sportler Kasachstans mit dem höchsten Orden „Für Verdienste um das Vaterland“ dekoriert und trägt den Namen der monumentalen neuen Metropole (Astana heißt übersetzt Hauptstadt) über die Landstraßen Europas. Staatspräsident Nursultan Nasarbajew hat Astana in die Steppe stampfen lassen und ist von Almaty (früher Alma-Ata) in die ehemalige sowjetische Arbeitersiedlung umgezogen.

Die neue kasachische Mannschaft ist das Produkt des spanischen Dopingskandals. Als die Verhaftung von Winokurows Teamchef Manolo Saiz im Frühjahr den Dopingskandal „Operacion Puerto“ auslöste und Hauptsponsor Liberty Seguros sich zurückzog, fand Winokurow in der Heimat schnell neue Geldgeber.

Die Bezeichnung „Nachfolger der Mannschaft Liberty Seguros“ hört Teammanager Marc Biver aber nicht gern. „Wir sind ein völlig neues Team, für eine seriöse Antidopingpolitik und haben dazu eigene rigorose Antidopingrichtlinien erstellt“, sagt Biver. Ein Konsortium von sieben Wirtschaftsunternehmen aus den Branchen Öl, Gas, Kohle, Kupfer, Zink, Elektrizität und Eisenbahn finanziert seitdem unter dem nationalen Sammelnamen Astana das Team. Etat für 2007: 12 Millionen Euro. Im Herbst gewann Winokurow mit dem Team bereits die Spanien-Rundfahrt.

Der frühere Profi von T-Mobile hat viele alte Bekannte an seiner Seite. Der frühere T-Mobile-Chef Walter Goodefroot ist Berater, Mario Kummer neuer sportlicher Leiter. Sieben der 27 Fahrer standen bereits in Diensten von T-Mobile, unter ihnen die Deutschen Matthias Kessler und Andreas Klöden. Borat hätte es vermutlich lustig gefunden, wenn auch noch Jan Ullrich dazugekommen wäre.

Hartmut Scherzer

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