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Sport: Winokurow tröstet sich

Der Kasache gewinnt nach seinem Einbruch am Vortag die elfte Etappe – Armstrong verteidigt die Führung

Briançon Am Dienstag hatte Jan Ullrich seinen Teamkollegen Alexander Winokurow zur Seite genommen. Der Kasache brauchte Trost. Schließlich hatte er auf der ersten Etappe in den Alpen bei der Tour de France noch größere Probleme gehabt als der Kapitän von T-Mobile. Ullrich hatte mehr als zwei, Winokurow mehr als fünf Minuten auf den in der Gesamtwertung führenden Lance Armstrong verloren. Gestern, auf dem elften Teilstück der Frankreich-Rundfahrt brauchte Winokurow keinen Trost: Offensichtlich hatte ihn seine schwache Leistung vom Vortag motiviert, denn er kam als Erster im Ziel von Briançon an – mit 75 Sekunden Vorsprung vor Armstrong, der gemeinsam mit Jan Ullrich ankam und weiter das Gelbe Trikot trägt.

Die gestrige Etappe gilt als die anspruchsvollste der diesjährigen Tour. Auf den 173 Kilometern von Courchevel nach Briançon mussten die Fahrer über 60 Kilometer schwere Anstiege bewältigen. Dabei stand ihnen auch die Fahrt auf den Col du Galibier bevor, auch dieses Jahr wieder höchster Berg bei der Tour. Mehr als 17 Kilometer bei durchschnittlich 6,9 Prozent Steigung mussten sich die Profis auf 2654 Meter Höhe quälen, danach wartete die Abfahrt nach Briançon auf sie.

Alexander Winokurow präsentierte schon früh recht angriffslustig. Nach 34 Kilometern enteilte er dem Hauptfeld der Fahrer. Zusammen mit dem Spanier Oscar Pereiro und dem Kolumbianer Santiago Botero vom Phonak-Team bildete Winokurow ein Trio, das am Fuße des Galibier über drei Minuten Vorsprung vor dem Feld der Fahrer hatte. Pereiro fiel bei der Fahrt auf den letzten Berg der Etappe schnell zurück, dann war Winokurow auch für Botero zu schnell: Der Kasache kam allein auf der Spitze des Galibier an – 41 Sekunden vor Botero und 2:25 Minuten vor Rasmussen, Armstrong und Ullrich, der ersten Gruppe der Verfolger.

Bei Winokurows nicht eben komfortablen Vorsprung auf Armstrong war schon vor der 40 Kilometer langen Abfahrt ins Ziel klar, dass der Kasache dem US-Amerikaner in der Gesamtwertung nicht gefährlich werden konnte – Winokurow lag 6:32 Minuten hinter Armstrong. Auf der Abfahrt wurde der Kasache dann von Verfolger Santiago Botero eingeholt: Auf der Zielgeraden kam es zum Duell, das Winokurow klar vor Botero gewann. Armstrong störte der Kampf weniger, denn auch der Kolumbianer Botero hatte vor der Etappe einen Rückstand von 5:20 Minuten auf ihn.

Jan Ullrich beglückwünschte Winokurow am frühen Abend überschwänglich. „Er hat die Etappe für unser Team gewonnen“, sagte Ullrich, „die Tour ist noch längst nicht entschieden.“ Vielleicht ist sie das noch nicht. Aber genauso fraglich ist, ob Armstrong seinen Hauptgegner noch in Ullrichs Team sieht. Das Gelbe Trikot musste Armstrong gestern nicht abgeben, deswegen hatte er gegen Winokurows Frustbewältigung nichts einzuwenden und hielt sich Kräftesparend zurück.

Hartmut Scherzer

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