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Da muss man den Puck erst einmal finden. 50.000 Fans versuchten es - trotz widriger Witterungsbedingungen.

© dpa

Winter-Game-Pläne für Olympiastadion: "Wenn nicht in Berlin, wo dann?"

Marketing-Stratege Henner Ziegfeld spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über die Chancen für ein Eishockey-Freiluftspiel im Berliner Olympiastadion.

Henner Ziegfeld, Sie gelten als der Marketing-Mann für die Massenveranstaltungen im Eishockey. Was halten Sie von der Idee, dass die Eisbären für ein Spiel ins Olympiastadion umziehen?

Sehr viel. Wenn nicht in Berlin, wo dann? Die Eisbären machen einen sehr guten Job bei ihrer Arena, die ist ja auch immer voll. Obwohl 75 000 Zuschauer natürlich eine Hausmarke sind.

Die Größenordnung kennen Sie. 2010 haben Sie das WM-Weltrekordspiel auf Schalke mit 78 000 Zuschauern mit organisiert, vergangenes Wochenende beim Winter Game in Nürnberg den Europarekord im Klubeishockey mit 50 000 Zuschauern aufgestellt. Wie schwer ist es denn, ein Fußballstadion mit Eishockeyfans zu füllen?

Wichtig ist es, die Stärken eines Vorhabens zu definieren und konsequent in die Öffentlichkeit zu transportieren. Im Falle von Nürnberg etwa haben wir von Beginn an das Winter Game als „erstes Freiluftspiel der DEL-Geschichte“ sowie den in Aussicht stehenden Zuschauer-Europarekord in den Mittelpunkt der Kommunikation gestellt und den Menschen so die Eishockey-historische Dimension der Veranstaltung vermittelt. Berlin hingegen ist die Wiege des deutschen Eishockeys. Ein Winter Game im Olympiastadion wäre eine traumhafte Rückbesinnung auf diese Anfänge. Daraus könnte man ein tolles Konzept machen.

Allerdings muss das auch jemand im Vorfeld finanzieren. In Nürnberg haben die Ice Tigers mit ihrem Sponsor Thomas Sabo 1,2 Millionen Euro investiert. Glauben Sie ernsthaft, dass Eisbären-Eigner Philip Anschutz das machen wird?

Das muss Anschutz nicht unbedingt. Für die Finanzierung im Vorfeld gibt es verschiedene Konstellationen. Das muss nicht der Verein machen, der das Heimspiel hat. Das Winter Game könnte auch ein anderer Veranstalter organisieren. So wie Konzertveranstalter das ja mit ihren Künstlern machen. Und mit der Veranstaltung von Nürnberg ist ja belegt, dass so ein Spiel kein finanzielles Risiko sein muss. Die Ice Tigers haben anscheinend keinen Verlust gemacht.

Was müsste wie schnell passieren, um das Spiel in Berlin zu realisieren, vorausgesetzt, es findet sich ein Finanzier?

Ich glaube, dass man das Projekt innerhalb eines Monat durchplanen könnte. Erst einmal muss ein Termin gefunden werden, dann muss die Infrastruktur geschaffen werden, dann müssen die beiden Klubs eingebunden werden. Ansonsten ist das Olympiastadion ideal, der Innenraum liegt etwas tiefer. Die Sicht auf die Eisfläche sollte gut sein, auch wenn das Stadion sehr groß ist. Es wäre eine reizvolle Aufgabe, das alles zu realisieren, für mich als Berliner wäre es das natürlich erst recht.

In Berlin wurde als kleinere Variante das Stadion an der Alten Försterei ins Gespräch gebracht .

Das ist Folklore. Das Stadion ist kleiner als die größte Halle in der DEL. Im Ernst: Wenn schon, denn schon. Also Olympiastadion.

Wenn Berlin es nun nicht macht im kommenden Jahr – wie groß schätzen Sie die Chancen ein, dass das Winter Game zu einer Institution wird?

Als sehr groß. Es gibt ja neben Berlin auch andere Kandidaten, in Nordrhein-Westfalen bieten sich da einige Standorte der Liga an. Ich glaube, dass das Winter Game sich etablieren wird. Im Biathlon hat das doch auch geklappt, mit der Veranstaltung auf Schalke. Es gibt nach dem Eishockey kaum eine andere Hallensportart, die das Potenzial hat, in die großen Fußballstadien zu gehen.

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