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Bayer Leverkusen hat sich das Offensivtalent Leon Bailey gesichert.

© Elisabetta Baracchi/ANSA/dpa

Update

Wintertransfers in der Bundesliga: Zwischen Notkäufen und Perspektivspielern

Die Wintertransfers laufen meist nach bekannten Mustern ab – auch in der Bundesliga. Doch es gibt neue Varianten, wie die Wechsel von Alexander Isak zum BVB und Leon Bailey nach Leverkusen zeigen.

Ungewöhnlich ruhig verläuft der letzte Tag der Transferfrist für Jörg Neblung. Der Spielerberater sitzt in seinem Kölner Büro, hier und da ein Anruf, eine Textnachricht, aber nichts von großer Dringlichkeit. „Für mich persönlich ist es ein verhältnismäßig langweiliger Deadline-Day“, sagt Neblung. Das passt so rein gar nicht zu den Zahlen dieses Winters. Bis zum Dienstag gaben die Bundesligisten rund 90 Millionen Euro für neue Spieler aus – ein neuer Rekordwert, 25 Millionen Euro mehr als die bisherige Bestmarke vor zwei Jahren. Auch die Transfereinnahmen sind mit 91 Millionen Euro beachtlich. Innerhalb der Bundesliga dürfen seit gestern Abend nun keine Wechsel mehr stattfinden. In einigen anderen Ländern endet die Wechselfrist erst später. So sind Transfers beispielsweise nach China noch bis Ende Februar möglich.

Trotzdem sagt Neblung: „Diese Transferperiode unterscheidet sich nicht großartig von anderen.“ Es sei ganz normal, dass die Zahlen steigen, wenn ein finanzstarker Klub wie der VfL Wolfsburg Gefahr läuft, abzusteigen. Tatsächlich haben die Wolfsburger mit 29,5 Millionen Euro am kräftigsten investiert. Sie leisteten sich unter anderem für 12,5 Millionen Euro Yunus Malli vom FSV Mainz 05 und für zwölf Millionen Euro den niederländischen Nationalspieler Riechedly Bazoer von Ajax Amsterdam. Allerdings nahm Wolfsburg durch den Verkauf von Julian Draxler an Paris Saint-Germain auch 42 Millionen Euro ein.

Neu waren laut Neblung nur Geschäfte, die in der Branche als „Vorgriffstransfers“ bezeichnet werden. Transfers wie sie Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund tätigten. Leverkusen sicherte sich für geschätzte zwölf Millionen Euro die Rechte an dem 19 Jahre alten Jamaikaner Leon Bailey vom belgischen Erstligisten KRC Genk. „Dieser Junge stand auch bei vielen anderen europäischen Klubs ganz weit oben auf der Wunschliste“, sagt Bayer-Geschäftsführer Michael Schade. Dortmund verpflichtete den zwei Jahre jüngeren Schweden Alexander Isak. Auch hier war die Transfersumme gemessen am Alter mit neun Millionen Euro vergleichsweise hoch. „Das ist neu. Früher hätte man gesagt: Wir machen das jetzt fix und holen den Spieler im Sommer“, betont Neblung. Aber die Entwicklung auf dem internationalen Transfermarkt lässt keine Gemütlichkeit mehr zu. Erst recht nicht, wenn es um Talente geht, die von vielen Großklubs gejagt werden. Junge Spieler früh zu verpflichten, ist zu einem eigenen Wettbewerb geworden. Im Fall von Isak soll auch Real Madrid interessiert gewesen sein.

Spieler wie Subotic, Leitner oder Malli sollen sofort helfen

Isak entschied sich gewissenhaft für Dortmund, aber niemand weiß, ob in den kommenden Monaten kein Umdenken eingesetzt hätte. „Wenn Vereine im Oktober oder November zu der abschließenden Erkenntnis kommen, dass es sich um einen kommenden Topstar handelt, müssen sie mittlerweile sofort zugreifen“, sagt Neblung. Zumal die meisten Talente in ihrer Entwicklung oft schon so weit sind, um den Kader ihres neuen Vereins auf Anhieb zu verstärken. Bei Bailey und Isak wird das erwartet. Andernfalls wird ihnen aber auch genügend Zeit eingeräumt, sich zu entwickeln.

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Das ist bei Spielern, die zu Klubs in sportlicher Not wechseln, anders. Sie müssen sofort funktionieren. Am beliebtesten sind in diesem Fall Fußballspieler, die die Bundesliga schon kennen und keine lange Eingewöhnungszeit benötigen. Spieler wie Moritz Leitner, der am letzten Tag der Transferfrist von Lazio Rom zum FC Augsburg zurückkehrte, wo er bereits 2011 für ein halbes Jahr untergekommen war. Oder Hamit Altintop, der überraschend beim Tabellenletzten aus Darmstadt bis Saisonende unterschrieb und die Bundesliga aus seiner Zeit in München kennt.

In die Kategorie derer, die sofort helfen sollen, fällt auch Neven Subotic, der von Dortmund nach Köln wechselte. Der Verteidiger hat mehr als 200 Spiele in der Bundesliga bestritten und kennt sich bestens aus. „Vereine versuchen gerade im Winter, wenn fast alle Spieler ablösepflichtig sind, das Risiko eines Fehlgriffes zu vermeiden. Perspektivspieler werden dann für die Sommerperiode verpflichtet“ , sagt Neblung. Malli, den es von Mainz nach Wolfsburg zog, vereint sogar beides. Er ist ein Spieler mit Perspektive, hat in der Bundesliga aber schon bewiesen, dass er das Spiel einer Mannschaft prägen kann.

Bei unbekannteren Spielern bevorzugen viele Vereine inzwischen Leihgeschäfte. Prominentester Leiharbeiter ist Bojan Krkic, der einst beim FC Barcelona als großes Talent galt und später noch beim AC Mailand spielte. Der 26-Jährige steht derzeit bei Stoke City unter Vertrag und wird nun erst einmal bis zur Sommerpause für Mainz 05 auflaufen. „Die Bundesliga genießt international einen sehr guten Ruf, sie gilt als attraktiv. So ist es inzwischen auch für Vereine wie Mainz 05 möglich, bekanntere Namen zu locken“, sagt Neblung. Er geht davon aus, dass Krkic sich wohl erhofft, in Deutschland den nächsten Karriereschritt machen zu können und regelmäßig zum Einsatz zu kommen. Das war zuletzt bei Stoke nicht mehr der Fall gewesen.

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