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Sport: „Wir brauchen eine gute Tauschbörse“ Sportpolitiker Rauen über Tricks beim Kartenkauf

Herr Rauen, wie kommen Sie an Karten für die FußballWeltmeisterschaft? Das weiß ich noch nicht.

Herr Rauen, wie kommen Sie an Karten für die FußballWeltmeisterschaft?

Das weiß ich noch nicht. Ich hoffe nicht auf eine Auslosung. Ich bin seit 1974 bei jeder Fußball-WM dabei gewesen und in jedes Stadien der Welt reingekommen. 1986 bin ich spontan nach Mexiko geflogen, natürlich ohne Karten. Weltmeisterschaften zeichnen sich dadurch aus, dass viele Paarungen erst im Laufe des Turniers feststehen. Da findet man immer Leute, die Karten tauschen wollen.

Tauschbörse? Sie meinen den Schwarzmarkt.

Es gibt nichts Schlimmeres, als dass Stadien ausverkauft sind, aber tausende Plätze frei bleiben. Ich war bei den Olympischen Spielen in Athen, da ist das passiert. In Deutschland muss das Organisationskomitee eine ordentliche Tauschbörse auf die Beine stellen. Derzeit bemühen sich Fans aller teilnehmenden Länder um Karten, aber nur ein Teil bekommt Karten für die Stadien, in denen ihr Team spielt. Was früher der Schwarzmarkt reguliert hat, muss heute eine gut organisierte Tauschbörse regeln.

Darüber müssen Sie sich ja keine Sorgen machen. Sie haben allen Bundestags-Abgeordneten geschrieben, dass die gesondert WM-Karten bekommen können.

Das stimmt so nicht. Der Bundestag soll das gleiche Recht haben wie jede Stadtverwaltung, jeder Sportverband, jede Zeitungsredaktion. Wir sammeln die Anfragen aller Parlamentarier und bitten dann das Organisationskomitee um ein Kontingent. Ob wir das bekommen, ist offen.

Warum haben Sie Ihren Kollegen dann überhaupt eine Reservierung angeboten?

Sie können sich nicht vorstellen, was im Bundestag seit Monaten los ist. Viele Parlamentarier kommen zu uns Sportpolitikern und fragen: Habt ihr Karten für uns? Wir wollten das in geordnete Bahnen bringen. Es funktioniert: Bis jetzt haben sich 168 Abgeordnete vormerken lassen.

Die anderen haben sich aus Angst vor öffentlichen Protesten wohl nicht getraut?

Das weiß ich nicht. Viele werden im Internet ihr Glück versuchen. Ihre Chancen sind da auch nicht viel geringer als bei uns. Von Sonderkarten für Politiker kann jedenfalls keine Rede sein. Es geht um ganz normale Kaufkarten.

Und wenn Sie keine bekommen, stellen Sie sich wieder vors Stadion?

Natürlich. Ich erinnere mich noch an die letzte Weltmeisterschaft in Deutschland, das war 1974. Da wollte ich unbedingt die deutsche Mannschaft im Finale sehen. Einen Tag vorher haben die Karten noch das Zehnfache des offiziellen Preises gekostet, da habe ich mir gesagt: Junge, bleib ruhig, warte ab. Eine Stunde vor dem Spiel habe ich zwei Karten bekommen – zum normalen Preis.

Das Gespräch führte Robert Ide.

Peter Rauen, 59,

ist Vorsitzender des Sportausschusses im Deutschen Bundestag. Der CDU-Politiker geriet in die Schlagzeilen, als er sich um WM-Karten für Abgeordnete bemühte.

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