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Sport: „Wir dürfen nicht den Flattermann kriegen“

Andreas Hinkel über das Länderspiel gegen Island, seine Erfolge mit dem VfB Stuttgart und die einfache Taktik der Deutschen

Herr Hinkel, Sie werden gegen Island wohl in der Anfangself stehen. Wissen Sie schon, mit wem Sie es auf Ihrer Seite zu tun bekommen?

Schon, aber er ist nicht so bekannt.

Vor gut einer Woche haben Sie noch gegen den Portugiesen Ronaldo von Manchester United gespielt. Und jetzt kommt Island, mit jemandem, dessen Namen Sie nicht mal kennen.

Das ist kein Problem. Wir haben uns nach dem Sieg nicht lange mit Manchester beschäftigt. Am selben Abend habe ich schon an den nächsten Gegner gedacht: 1. FC Köln, aha, jetzt spielst du gegen Matthias Scherz.

Gegen Manchester haben Sie ein großes Spiel gemacht. Trotzdem haben Ihnen manche vorgeworfen, zu wenig offensiv gespielt zu haben.

Wieso? Ich spiele hinten in der Viererkette. Dafür, dass ich da WeltklasseOffensivleute gegen mich hatte, habe ich eigentlich noch viel nach vorne gemacht.

Vielleicht hat sich das Bild von den jungen Wilden schon so festgesetzt, dass man vom VfB erwartet, dass er pausenlos nach vorne spielt.

Da sind die Leute wohl noch verwöhnt von der letzten Saison, als wir immer frisch nach vorne gespielt haben. Ich bin rauf und runter gerannt. Als junger Spieler musst du eben etwas zeigen. Inzwischen habe ich bewiesen, dass ich mithalten kann, und dazugelernt. Ich spiele jetzt überlegter, ökonomischer.

Könnte die Nationalmannschaft nicht ein bisschen von der Wildheit des VfB Stuttgart brauchen?

Was heißt Wildheit? Die Deutschen spielen einfach. Wir sind keine Brasilianer.

Das sind die Stuttgarter auch nicht.

Stimmt. Aber wir spielen beim VfB einen ganz einfachen Fußball – weil wir immer in Bewegung sind.

Die Nationalspieler müssten also mehr laufen.

Man kann sich auch totrennen – und es bringt trotzdem nichts. Das richtige Laufen ist entscheidend. Das ist eine Frage des Eingespieltseins. Wir arbeiten jetzt im dritten Jahr mit Felix Magath zusammen, und wir haben alle eine Entwicklung hinter uns, auch der Trainer. Früher hat er sein Ding durchgezogen; jetzt spricht er auch mit den Spielern.

Das Modell VfB lässt sich also nicht auf die Nationalmannschaft übertragen?

Das ist schwierig. Man muss nur mal sehen, wer vor Länderspielen alles absagen musste. Jedesmal steht eine andere Mannschaft auf dem Platz. Dazu ist jeder Spieler von seinem Verein ein bestimmtes System gewohnt.

Das darf das Team aber nicht daran hindern, sich gegen Island für die EM zu qualifizieren.

Ja, wir sind Deutschland. Und so müssen wir spielen: selbstbewusst, aber auch überlegt. Wir dürfen nicht den Flattermann kriegen.

Für einen 21-Jährigen hört sich das sehr selbstbewusst an. Treten Sie in der Nationalmannschaft inzwischen forscher auf?

Natürlich habe ich mich verändert. Ich bin jetzt näher an Spielern dran, die für mich vor einem Jahr noch in ganz anderen Sphären geschwebt sind.

Christian Rahn, ein anderer junger Nationalspieler, hat gesagt, an Oliver Kahn traue er sich noch nicht so richtig ran.

Oliver Kahn ist ein Star.

Haben Sie mal privat mit ihm geredet?

Nein. Aus welchem Grund sollte ich auf Oliver Kahn zugehen und mit ihm reden?

Das Gespräch führte Stefan Hermanns.

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