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Foto: p-a/dpa

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Sport: „Wir gehen unter“

Hagen Stamm über Spandaus Konkurrenz in Berlin, die Wasserball-Finalspiele – und surfende Löwen

Herr Stamm, was haben Sie sich für die heute beginnenden Finalspiele um die deutsche Meisterschaft im Wasserball einfallen lassen, um Zuschauer zu den Wasserfreunden Spandau zu locken?

Wenn wir jedes Mal einen Zirkus veranstalten würden, wenn zum Beispiel ein Löwe mit dem Surfbrett auf dem Wasser surft, dann würden vielleicht mehr Leute kommen. Aber das wird mit der Zeit auch langweilig. Im Finale steht der Sport im Vordergrund.

Volleyball und Badminton überraschen in Berlin mittlerweile mit hohen Zuschauerzahlen. Warum ist das bei Ihnen nicht auch so?

Ich habe auch Finalspiele mit 2500 Zuschauern erlebt. Wir haben das Problem, dass Berlin ein Überangebot im Sport hat. Jetzt, da auch die Handballer der Füchse Berlin und die SCC-Volleyballer dazu gekommen sind, gehen Sportarten wie Wasserball ein bisschen unter.

Der Moderator Harry Valérien hat mal gesagt, dass das Fernsehen wesentlich mehr Spiele übertragen würde, wenn die Wasserballer über Wasser laufen könnten.

Wir arbeiten immer daran. Aber es ist sicherlich schwierig für die Zuschauer, wenn man immer nur den Kopf sieht. Doch in welcher anderen Sportart haben Männer so wenig an? Normalerweise müssten alle Frauen im heiratsfähigem Alter in die Bäder strömen. Vielleicht werden wir am Wochenende bei unseren Heimspielen am Freitag und Samstag ja ein paar sehen.

Das erste Finalspiel der Serie nach dem Modus „Best of five“ findet heute beim ASC Duisburg statt. Hat der Gegner überhaupt eine Chance?

Die Chancen stehen 90 zu 10 für uns. Wir sind personell breiter aufgestellt. Ich bin aber gespannt, ob die Duisburger durch Emotionen und Kampfgeist die vielleicht fehlende Qualität wettmachen können.

Seit 1979 sind die Wasserfreunde Spandau 30 Mal Meister geworden, fehlt deshalb nicht auch der Reiz für die Zuschauer?

Sicherlich fehlt am Ende der Reiz. Aber solange kein Besserer da ist, kann man von Spandau nicht erwarten, dass wir verlieren, nur um den Wasserballsport in Deutschland interessanter zu machen. Das ist übrigens meine Standardantwort seit 30 Jahren.

Fühlen Sie Ihre Erfolge überhaupt richtig gewürdigt?

Unsere Arbeit wird nicht richtig gewürdigt, das ist ganz sicher so. Ein Meistertitel ist überhaupt kein Selbstläufer, sondern da steckt ein Jahr harte Arbeit von unserem Trainer Nebojsa Novoselac dahinter, der mit den Spielern seriös und anständig arbeitet. Ich würde mir wünschen, dass mindestens vier Vereine auf dem gleichen Level arbeiten, dann hätte ich auch kein Problem damit, wenn eine andere Mannschaft besser ist.

Das Gespräch führte Niels Surburg.

Hagen Stamm, 50, ist seit 1995 Präsident bei den Wasserfreunden Spandau 04 und seit 2000 Bundestrainer. Als Spieler bestritt er 323 Länderspiele und warf über 750 Tore.

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