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Sport: „Wir lieben Herausforderungen“

Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee über seinen Triumph, Lampenfieber und sein Cello-Spiel

Herr Tiefensee, wie fühlt man sich, wenn man vor hunderten von Menschen auf die Bühne geht, um live auf dem Cello zu spielen?

Ich war vorher sehr angespannt. Dann bin ich hinaus auf die Bühne und bin ganz ruhig geworden. Ich habe mir gesagt, was du hier machst, ist authentisch, es stimmt, es passt zu dir und zu Leipzig und Sachsen.

Sie haben vorher geübt…

Das Cello-Spiel gar nicht so sehr, schließlich war das ja ein einfaches Lied.

…Dona nobis pacem, gib uns Frieden, ein Lied, das die Ostdeutschen im Wendeherbst 1989 in den Kirchen gesungen haben…

Ein Lied, das eine große innere Ruhe gibt. Es war nichts Gewolltes. Das war uns wichtig.

Und heute, am Tag nach der Entscheidung, wie geht es Ihnen?

Ich bin überglücklich. Ich bin auch stolz, dass ich diese Nachricht nach Hause bringen durfte. Ich denke, es ist ein ganz wunderbarer Tag nicht nur für Leipzig, sondern für ganz Deutschland. Es bringt den Prozess der Vereinigung immens voran.

Haben Sie nicht Angst, dass das manchmal nur eine Phrase ist, die nicht mit Inhalt zu füllen ist und die gar nicht der Realität entspricht?

Nein. Das Nationale Olympische Komitee hat so entschieden, weil Leipzig mittlerweile auf Augenhöhe mit anderen europäischen Städten steht. Dass wir das können, ist den Leipzigern und allen jenen, die sich ernsthaft mit uns beschäftigt haben, längst klar. Nur die anderen unterschätzen uns. Aber es gibt immer wieder Menschen, die uns aus Vorurteilen heraus unterschätzen. Wir lieben Herausforderungen.

Wie wollen Sie die Menschen in Deutschland davon überzeugen, dass die Leipziger Bewerbung eine nationale Aufgabe ist?

Wir erzählen den Menschen von diesem wunderbaren Fest, dem größten Sportereignis der Welt, das neben allem Kommerz fremde Menschen, Kulturen und Religionen zusammenbringt. Was kann es Schöneres geben?

Vielleicht glauben Ihnen die Menschen nicht, dass Leipzig gewinnen kann?

Das ähnelt den Stimmen, die schon vor zwei Jahren gesagt haben, wir könnten schon die nationale Entscheidung nicht gewinnen. Wir haben jetzt gewonnen, und wir können wieder gewinnen. Für Deutschland.

Was bedeutet die Wahl von Leipzig und Rostock, wo die Segelwettbewerbe stattfinden sollen, für die neuen Bundesländer?

Alles das, was ohnehin an Infrastrukur investiert werden muss, wird nun mit olympischer Qualität investiert. Das wird sich auszahlen.

Und was werden Sie im Jahr 2012 machen?

Ich denke, dann geht die zweite Amtsperiode für mich als Oberbürgermeister zu Ende. Und wir werden dann gut vorbereitet sein für die Besucher aus aller Welt .

Vielleicht sind Sie dann ja schon Bundeskanzler?

(lacht) Völliger Quatsch.

Das Interview führte Armin Lehmann.

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