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Sport: „Wir müssen für Vertrauen werben“ Sporthilfe-Chef Gäb über Korruption und Reform

Herr Gäb, Sie haben am Wochenende den Vorsitz der Deutschen Sporthilfe übernommen. Wie wollen Sie die Stiftung aus der Krise führen?

Herr Gäb, Sie haben am Wochenende den Vorsitz der Deutschen Sporthilfe übernommen. Wie wollen Sie die Stiftung aus der Krise führen?

Ich sehe keine Krise. Es hat einen einzigen politischen Fehler gegeben, für den Vorstandschef HansLudwig Grüschow mit seinem schnellen Rücktritt die Verantwortung übernommen hat.

Herr Grüschow hatte den inzwischen gefeuerten Sportchef des Mitteldeutschen Rundfunks, Wilfried Mohren, als so genannten Medienbotschafter der Sporthilfe verpflichtet und ihm 45 000 Euro angewiesen. Damit ist die Sporthilfe in den Verdacht der Korruption geraten.

Zur Korruption gehören immer zwei Parteien. Herr Grüschow hat sich aber überhaupt keinen Vorteil verschafft. Trotzdem werden wir den Fall gründlich aufarbeiten. Ich habe schon die Buchhaltung der Stiftung durchforstet, und nach dieser ersten Prüfung kann ich sagen: Es gibt bei uns kein System einer systematischen Beeinflussung von Journalisten.

Wie wollen Sie verhindern, dass so etwas in Zukunft wieder passiert?

Wir werden transparent mit den Medien umgehen. Wenn das gelingt, steht auch wieder die Botschaft der Sporthilfe im Vordergrund.

Was wollen Sie als Vorstandschef der Sporthilfe inhaltlich verändern?

Ich denke, ich werde ohne drastische Änderungen der Arbeit und des Personals auskommen. Manche Dinge müssen wir vielleicht dynamisieren, in einigen Bereichen müssen wir möglicherweise innovativer werden. Aber verstehen Sie bitte, dass ich mich zu Details nicht äußern will, bevor ich mich nicht eingearbeitet habe.

Auch nicht zu dem Nachfolger, den Sie bis zum Herbst 2006 finden müssen?

Eine meiner wichtigsten Aufgaben wird es sein, einen neuen Vorstandschef zu finden. Dabei will ich ein Zeichen für die Zukunft setzen, denn zum Sport im Allgemeinen und zur Sporthilfe im Besonderen gehört gerade die Jugend.

Die Sporthilfe fördert derzeit mehr als 4000 Athleten. Wie wollen Sie deren Vertrauen wieder zurückgewinnen?

Wir werden nichts vertuschen, auch nicht gegenüber den Athleten. Aber noch mal: Wir befinden uns nicht in der Krise. Die Sporthilfe ist wirtschaftlich gesund. Viele Sponsoren helfen uns, die Förderprogramme zu finanzieren. Auch bei denen müssen wir für neues Vertrauen werben.

Das dürfte schwer werden.

Ich will viele ausführliche Gespräche führen. Dabei werde ich deutlich machen, dass wir wegen eines Einzelfalls in die Schlagzeilen geraten sind. Einen Fehler im System sehe ich nicht.

Das Gespräch führte Robert Ide.

Hans Wilhelm Gäb, 69, ist seit Samstag Chef der Stiftung Deutsche Sporthilfe. Er übernahm das Amt von Hans-Ludwig Grüschow, der wegen Zahlungen an einen Journalisten zurücktrat.

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