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Sabine Spitz, 40, war auf dem Mountainbike dreimal Europameisterin, zweimal Weltmeisterin und 2008 in Peking Olympiasiegerin. Foto: dpa

© dpa

Sport: „Wir sind auf alles vorbereitet“

SABINE SPITZ über die Chancen auf einen erneuten Sieg im Mountainbike-Rennen bei ihren wahrscheinlich letzten Olympischen Spielen.

Frau Spitz, Sie sind hier in England ziemlich bekannt!

Ich? Wieso?

Vor jedem Wettkampf hier läuft auf den Videowänden ein Film mit emotionalen olympischen Höhepunkten der Vergangenheit. Da sind fast nur Engländer zu sehen – und Sie, wie Sie ihr Rad in Peking strahlend über die Ziellinie tragen.

Das freut mich natürlich. Hier hat man mich nach dem Training schon gebeten, zu 150 Volunteers zu sprechen – und die wollen mich im Rennen anfeuern.

Sie gehören mit der Fünfkämpferin Lena Schöneborn und den Hockey-Herren zu den wenigen aus der deutschen Mannschaft, die ihren Erfolg von Peking noch wiederholen können.

Da liegt ja jetzt ganz schön viel Last auf meinen Schultern. Nein, im Ernst, ich habe hier draußen auf dem Land in Hadleigh Farm vielleicht auch den Vorteil, dass die ganze olympische Hektik weit weg ist. Wir Mountainbiker bekommen traditionell leider von den Spielen nicht viel mit, weil wir ganz am Ende unseren Wettkampf haben. Vorher trainieren wir lange zu Hause, und danach sind die Spiele auch schon vorbei.

Gefällt Ihnen die Strecke?

Ich bin das Training mit einem Lächeln gefahren. Ich mag den Kurs sogar sehr. Er verlangt gute Kondition, hat aber auch technisch schwere Steinpassagen, die mir liegen. Am Kurs wird es jedenfalls nicht liegen, wenn es mit einer guten Platzierung nicht klappt.

Und wie ist die Ausgangslage vor dem Rennen?

Ich denke, es ist enger als in Peking. Wenn es normal läuft, fahren hier zwölf Mädels um die Medaillen. Aber ich habe mich gut vorbereitet, wie schon vor Peking zwei Weltcuprennen weggelassen, um mich optimal auf die Spiele einzustellen. Es hängt natürlich auch ein wenig davon ab, wie das Rennen läuft, aber wir haben auch viel Taktikanalyse gemacht, die Gegnerinnen beobachtet. Ich denke, wir sind auf alles vorbereitet.

Die Briten räumen bei den Spielen richtig ab, und in Annie Last haben sie auch eine gute Fahrerin dabei.

Das stimmt, sie war Dritte im letzten Weltcuprennen. Und das Publikum wird wie ein Mann hinter ihr stehen, wahrscheinlich dann auch noch meine 150 Volunteers. Für die Engländer zahlt sich ihre große Sportförderung eben jetzt besonders vor diesen Heimspielen aus.

Würden Sie im Fall der Fälle wieder Ihr Rad über die Linie tragen?

Wenn dazu Zeit bliebe, warum nicht? Aber es wird sicher auch ein bisschen Wehmut aufkommen, egal wie es ausgeht. Das sind ja hier zu 99 Prozent meine letzten Spiele, und das ist auch das Ende einer schönen Zeit.

Das Gespräch führte Jürgen Löhle.

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