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Sport: „Wir werden Weltmeister“

Christian Schwarzer über die deutschen Chancen

Herr Schwarzer, haben Sie schon mal überlegt, was Sie im August 2008 machen werden?

Ich weiß, was ich am Sonntag machen werde: Ich werde im WM-Finale in Köln spielen.

Aber zwischen beiden Terminen besteht ein unmittelbarer Zusammenhang.

Ach so, der Weltmeister ist direkt für die Olympischen Spiele qualifiziert.

Genau. Könnte das, im Falle eines Finalsieges gegen Polen, Ihre Planungen für 2008 beeinflussen?

Sie werden lachen, aber darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Dann wird das Weltmeisterschaftsfinale Ihr letztes Länderspiel sein?

Davon gehe ich jetzt einmal aus.

Gegen Polen haben Sie in der Vorrunde Ihr Comeback nach zweieinhalb Jahren gegeben, gegen Polen wird es nun enden. Was ist seitdem passiert?

Unglaublich viel. Ich genieße seitdem jeden Augenblick in dieser Mannschaft, die hat sich so unglaublich gesteigert.

Wie war die Situation nach der Niederlage gegen Polen in der Vorrunde?

Als ich in die Kabine kam, waren alle sehr niedergeschlagen und haben an sich und dem Erfolg bei der WM gezweifelt. Das hat mich sehr erschreckt. Ich habe dann zu allen gesprochen.

Was haben Sie gesagt?

Nur, dass wir auch bei der Europameisterschaft 2004 in Slowenien so eine Niederlage zu verkraften hatten, aber anschließend den Titel gewannen.

Die allgemeine Meinung ist, dass nach Ihrer Rückkehr ein Ruck durch das Team ging.

Wenn das so war, freut es mich.

Warum so bescheiden?

Ich konnte sicherlich meine Erfahrung einbringen. Entscheidend war aber, dass wir als Kollektiv aus den Fehlern der Niederlage gegen die Polen gelernt haben.

Wie kam es, dass Sie als 37 Jahre alter Bundesligaspieler so fit wieder eingestiegen sind?

Ich war nach der Bundesliga-Vorrunde im Skiurlaub und bei Dirk Nowitzki in Dallas beim Basketball. An die Weltmeisterschaft habe ich doch wirklich nicht gedacht. Und dann kam der Anruf von Heiner Brand, und ich war richtig ausgeruht.

Hat sich Dirk Nowitzki, dessen Rückennummer 41 Sie bei der WM tragen, schon bei Ihnen gemeldet?

Ja, er hat mir um 02.30 Uhr in der Nacht zum Freitag eine SMS geschrieben.

Was stand darin?

Gratulation zum Finaleinzug und die besten Wünschte, dass wir Weltmeister werden!

Sie waren 2004 Olympiazweiter. Was unterscheidet die heutige Mannschaft von der damaligen?

Nicht viel, der Geist ist derselbe. Wir haben vielleicht nicht die besten Einzelspieler, aber als Team sind wir die Besten.

Wie lautet Ihr Tipp für das Finale?

Wir werden Weltmeister!

Weil?

Weil wir das erste Spiel gegen Polen genau analysiert haben und die Fehler nicht noch einmal machen.

Sie unterschätzen die Polen dieses Mal nicht?

Das wäre der größte Fehler. Nein, wir reden den Gegner bestimmt nicht klein. Wir haben Respekt, aber keine Angst.

Was passiert im Falle des Sieges mit dem Bundestrainer?

Bartabschneiden und Haarefärben gab es bereits. Wir sind aber kreativ, uns wird schon was Neues einfallen.

Und es bleibt wirklich dabei, dass Sie am Sonntag Ihr letztes Spiel für Deutschland bestreiten?

Ich glaube, ja. 2004 war schon ein Super-Abschluss, jetzt wäre das vor den eigenen Fans eine Super-Zugabe.

Das Gespräch führte Hartmut Moheit.

Christian Schwarzer, 37, spielt gerade seine sechste WM und kommt auf 309 Länderspiele. Zwei Jahre war er beim FC Barcelona unter Vertrag, seit 2001 ist er es beim TBV Lemgo.

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