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Sport: Wir wollen auch anders

Wie Herthas Neuverpflichtungen versuchen, die 0:3-Niederlage gegen Bremen in positives Denken umzusetzen

Von André Görke und

Michael Rosentritt

Berlin. In weniger guten Tagen, und solche sind bei Hertha BSC nach dem 0:3 gegen Werder Bremen angebrochen, sind gute Ideen gefragt. Auf der Suche nach einem schnellen Erfolgserlebnis sind die Berliner in der Nachbarschaft fündig geworden. Für den heutigen Abend (18 Uhr, Stadion Neukölln) hat sich der Bundesligist bei Tasmania Gropiusstadt eingeladen. Dem momentanen Verbandsligisten (fünfte Liga) haftet noch immer der wenig schmeichelhafte Ruf an, die schlechteste Bundesligamannschaft aller Zeiten zu sein. In der Saison 1965/66 brachte Tasmania zwei Siege zustande. Das Torverhältnis (15:108) von damals ist heute noch Rekord. Alles deutet darauf hin, dass Hertha heute etwas fürs Selbstbewusstsein tun kann.

Vor allem sind nach der 0:3-Niederlage gegen Werder Bremen die drei neuen Spieler von Hertha BSC gefragt. Trainer Huub Stevens hatte sie kurz nach Spielende als „Ausfälle“ bezeichnet, wie alle anderen übrigens auch. Bis wenige Stunden vor dem Anpfiff am Sonnabend hörte sich das noch ganz anders an. „Mit Fredi Bobic, Artur Wichniarek und Niko Kovac stehen Huub Stevens jetzt drei Profis zur Verfügung, die genau in das Anforderungsprofil – clever, raffiniert, durchschlagskräftig und torgefährlich – passen.“ Dieses Zitat stammt aus der Feder von Manager Dieter Hoeneß, nachzulesen im Stadionheft. Stets hat Hoeneß betont, dass „diese Spieler der Mannschaft durch ihren Charakter und ihre Persönlichkeitsstruktur helfen“. Sie sollten der Mannschaft Führungskraft verleihen und sie notfalls aus der Krise führen. Ein Anflug von Krise ist schon da. Beim 0:3 gegen Werder aber waren auch die neuen Spieler überfordert – jetzt sind sie gefordert. Als Charakterköpfe.

Kovac beschreibt die Situation so: „Wir stehen mit dem Arsch zur Wand.“ Entsprechend verunsichert ging die Mannschaft am Montag in ihre erste Trainingswoche nach dem Bundesligastart. Schon nach der Niederlage gegen Bremen hatte sie ratlos gewirkt, aber bei weitem nicht so emotionslos wie in der vergangenen Saison. Erst geriet Herthas Abwehrchef und Kapitän Dick van Burik mit einem Reporter aneinander, kurz danach auch Fredi Bobic und Niko Kovac. Vielleicht sind es diese Emotionen, die Hertha aus der Krise führen können. „Natürlich haben wir die Neuen geholt, damit sie den Mund aufmachen“, sagte Huub Stevens. Und was den aufgebrachten Kapitän von Burik anbelangt, sagte der Trainer: „Nicht nur Dick trägt die Binde, alle müssen Verantwortung übernehmen. Die Jungs sind traurig, aber sie sind auch verärgert und sauer. Das finde ich positiv.“

Niko Kovac und Fredi Bobic stellen sich der Verantwortung. Natürlich seien er und Bobic auch deswegen geholt worden, „um die Mannschaft emotional wachzurütteln, aber das darf kein Alibi für die anderen sein“, sagte Kovac. Er sprach von Disziplin und Ordnung. Darauf müsse man sich wieder besinnen. „Nie wieder darf uns ein Gegentor so durcheinander bringen. Wir wollen anders auftreten.“ Man dürfe jetzt nichts künstlich aufbauschen. „Wir wollen aber im Training und in der Kabine eine gewisse Aggressivität reinbringen“, sagte Bobic.

Gestern Nachmittag meldete sich eine weitere Führungspersönlichkeit bei Trainer Stevens zurück. Arne Friedrich arbeitete wieder mit dem Ball, nachdem er sich wochenlang mit einer Leisten- und Bauchmuskelverletzung herumgeplagt hatte. Eine Operation aber ist laut Mannschaftsarzt Ulrich Schleicher kein Thema. Am Wochenende hatte Friedrich sein Rehabilitationsprogramm fortgesetzt. Ein Einsatz am kommenden Sonntag in Stuttgart käme wohl noch zu früh. „Ich muss erst wieder reinkommen, nur so kann ich der Mannschaft helfen“, sagte der 24 Jahre alte Nationalspieler. Im nächsten Spiel sollte es auch ohne ihn reichen. Heute Abend, im Stadion Neukölln bei Tasmania Gropiusstadt.

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