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Sport: Wird LT der MVP der NFL?

LaDainian Tomlinson ist niemand, der das große Wort führt bei den San Diego Chargers. Im Gegenteil.

LaDainian Tomlinson ist niemand, der das große Wort führt bei den San Diego Chargers. Im Gegenteil. Als der Footballer bereits nach fünf Spielen ahnte, dass es wieder einmal nichts werden wird mit den Play-offs in der National Football League (NFL), kniete er in der Umkleidekabine nieder, betete und weinte minutenlang still vor sich hin. Diese Zeiten müssen ihm nun ewig weit weg vorkommen. Wenn er derzeit etwas richtig vorausahnt, dann sind das seine eigenen Erfolge.

„Ich möchte, dass ihr alle gleich mit mir in der Endzone steht und feiert“, sagte er am Sonntag vor dem letzten Spielzug beim 48:20-Erfolg der Chargers gegen die Denver Broncos zu seinen Teamkollegen der Offensive. Der Ballträger wusste, bei wem er sich für die tatkräftige Blockunterstützung bei seinen zahlreichen Touchdown-Läufen zu bedanken hatte. Dann schnappte er sich das Lederei und spazierte durch Denvers Defensive in die Endzone. Seine Teamkollegen kamen und hoben ihn auf ihre Schultern. Die fast 70 000 im Stadion brüllten: „L.T! L.T.! MVP! MVP!“ In der Tat ist der Running Back derzeit der wertvollste Spieler in der NFL – der Touchdown am Sonntag war sein 29. in der Saison. Ein Rekord für die Geschichtsbücher – den alten hielt Seattles Shaun Alexander mit 28.

Tomlinson hat die neue Bestmarke schon nach 13 Spielen aufgestellt, drei weitere in der regulären Saison bleiben ihm noch, um sie auszubauen. Danach trennen ihn und seine Chargers nur noch zwei Siege in den Play-offs vom Superbowl in Miami. Für den sind sie Favorit – den Heimvorteil für die Play-offs haben sich die Chargers vorzeitig gesichert. Erstaunlich an Tomlinsons Auftritten ist vor allem ihre Konstanz. In den vergangenen sieben Spielen trug er das Lederei wenigstens zweimal pro Partie in die Endzone. Eine unvergleichliche Leistung, zumal Tomlinsons Stärke inzwischen jedem Teambusfahrer und erst recht jedem Coach bekannt ist. Trotzdem findet niemand einen Weg, ihn zu stoppen.

Wie in solchen Fällen üblich, läuft die Lobhudelungsmaschinerie auf vollen Touren. In den Sportsendungen ist Tomlinson Dauergast und in Jay Lenos Talkshow durfte er auch schon Platz nehmen – die höchste Segnung, die Fernseh-Hollywood zu bieten hat. Das verschwitzte Trikot sicherte sich die NFL-Ruhmeshalle, dort wird es demnächst unter Glas zu sehen sein. Da trifft es sich gut, dass Tomlinson auch außerhalb des Spielfeldes ein Saubermann ist. Während mehrere seiner Kollegen in den vergangenen Wochen wegen Drogendelikten, Schlägereien und anderer Vergehen Ärger mit der Polizei hatten, leistete er sich bislang nur einen groben Patzer: Er parkte seinen Wagen auf dem designierten Platz des General Managers. Und das auch noch nach einer Niederlage. Schlimmer Fehler. Aber auch einer, der schon eine Ewigkeit zurückliegt.

An dieser Stelle erklären die US–Korrespondenten und Sebastian Moll regelmäßig Phänomene aus dem amerikanischen Sport.

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