zum Hauptinhalt

Sport: Wissen, wie es geht

Von Helen Ruwald Berlin. Es war nichts abgesprochen und nichts eingeübt, und dennoch waren die Hand- und Beinbewegungen der beiden Herren erstaunlich synchron.

Von Helen Ruwald

Berlin. Es war nichts abgesprochen und nichts eingeübt, und dennoch waren die Hand- und Beinbewegungen der beiden Herren erstaunlich synchron. Am Spielfeldrand der Ballsporthalle in Frankfurt-Höchst tigerte Emir Mutapcic im dunklen Jackett hin und her, die Hände in die Hüften gestützt, aufgeregt. Ein paar Meter weiter wanderte Gordon Herbert im hellen Jackett an der Linie entlang, auch seine Hände suchten immer wieder Halt an den Hüften. Die Basketballtrainer von Alba Berlin und den Frankfurt Skyliners hielt es im dritten Play-off-Halbfinale um die deutsche Meisterschaft nicht auf ihren Sitzen.

Mutapcic ärgerte sich, dass Albas 32:11-Führung nach dem ersten Viertel auf sechs Punkte zusammengeschmolzen war, Herbert trieb sein Team an, aus eben jenem Zustand Kapital zu schlagen. Im letzten Viertel änderte sich das Bild etwas. Herbert legte seine Jacke ab, erlebte die letzten Minuten Kaugummi kauend im kurzärmligen Hemd. Der Frankfurter Trainer schwitzte, körperlich und seelisch. Alba hatte die ersten beiden Halbfinalspiele gewonnen, nur ein Sieg würde die Skyliners vor dem Aus bewahren. Doch dazu wird es nicht kommen. Alba siegte am Ende souverän 93:76 und trifft im Finale auf Rhein Energy Cologne oder die Telekom Baskets Bonn, Köln führt die Serie mit 2:1 an.

Als Fünfter ging Alba nach mäßiger Hauptrunde mit vielen Verletzten, durchwachsenen Leistungen und acht Niederlagen in 18 Spielen in die Play-offs – und spielt dort durchweg meisterlich. Sowohl gegen Leverkusen im Viertelfinale als auch gegen Frankfurt siegten die Berliner in drei Spielen – und gewannen jeweils zweimal auswärts. Und das bei zwei Topteams der Liga. Alba war so überlegen, dass der vermeintliche Nachteil, in den Spielen eins und drei auswärts antreten zu müssen, keiner war. Der Pokalsieg vor vier Wochen, eine Woche vor Play-off-Beginn, gab Alba das Selbstvertrauen zurück, das bis dahin gefehlt hatte. Dass die Mannschaft, die fast identisch ist mit dem Meisterteam 2001, das Basketballspielen nicht verlernt haben konnte, stand außer Frage. Nun hat es Klick gemacht, ein Rädchen greift wieder ins andere, so wie man es von den Berlinern gewohnt war. Das Timing ist perfekt: Die Krise leistete sich das überragende Team der vergangenen Jahre vor den Play-offs, wo die Niederlagen der Vergangenheit nicht mitgezählt werden. Die Skyliners, lange das überragende Team der Liga, schwächelten, als Pleiten das Aus bedeuten.

„Wir haben schon mehrere Meisterschaften zusammen gewonnen, wir wissen, wie das geht“, sagt Marko Pesic. Er ist überzeugt, dass Alba den Titel holt, zum sechsten Mal in Folge. Alba ist fähig, im Drei-Tages-Rhythmus Spitzenteam um Spitzenteam zu schlagen. Frankfurt wird diesem Anspruch – noch – nicht gerecht. Die Skyliners haben Alba Ostern in Berlin besiegt – einmal. Im Viertelfinale war Frankfurt von Hagen nicht gefordert worden, ehe die Mannschaft begriffen hatte, wie aggressiv in den Play-offs zur Sache gegangen wird, war es zu spät. Als das Spiel am Sonnabend hätte kippen können, vergaben die Skyliners einfache Körbe, während bei Alba allein Mithat Demirel im letzten Viertel drei Dreier hintereinander verwandelte. Oft hat Alba in dieser Saison eine deutliche Führung noch verspielt. In den Play-offs ist der Meister konzentriert und souverän genug, dass genau das nicht passiert. Die Verletzten sind genesen, der Konkurrenzdruck im Training größer, viele Leistungsträger spielen um neue Verträge.

Die Dominanz von Alba Berlin hat nach Meinung von Gordon Herbert einen n: Wendell Alexis, am Sonnabend Topscorer mit 24 Punkten. Alexis sei nicht nur der beste Spieler der Liga, sondern verfüge auch über herausragende Führungsqualitäten. Diese zeigte sich auch in kleinen Dingen. Wenn es nicht laufe, reiche ein Wort von Alexis, dann würde sich selbst ein Nationalspieler wie Pesic zusammenreißen, sagte Herbert. Klasse und Erfahrenheit des 37-Jährigen setzte Alba von Beginn an ein. Die Mannschaft suchte Alexis, der in den ersten drei Minuten neun Punkte erzielte, und Frankfurts 13 Jahre weniger erfahrenen Star Marcus Goree nicht zur Entfaltung kommen ließ und so ein Signal aussandte, wer das Spiel beherrschen würde.

Er sollte Recht behalten.

NAME

Zur Startseite