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Sport: WM 2006: Das Spiel der Intrige - Warum Franz Beckenbauer erstmals verlieren könnte (Kommentar)

Es war am Tafatafa-Strand auf Samoa, einem Fleckchen Erde, den selbst Franz Beckenbauer noch nicht kannte. Beckenbauer war gestresst und so bettete er die nackten Füsse auf den Tisch.

Es war am Tafatafa-Strand auf Samoa, einem Fleckchen Erde, den selbst Franz Beckenbauer noch nicht kannte. Beckenbauer war gestresst und so bettete er die nackten Füsse auf den Tisch. Und Fedor Radmann, offiziell sein Assistent bei der WM-Bewerbung, geriet in Verzückung. "Ach Franz, du und deine göttlichen Füße." Grundsätzlich ist dieser Aufwertung irdischer Treter nicht zu widersprechen, immerhin hat es Beckenbauer als Fußballer damit zu unvergänglichem Ruhm gebracht. Aber ob sie ihm auf dieser Mission helfen konnten?

Heute fällt in der Villa Sonnenberg im Hitzigweg 11 zu Zürich die Entscheidung, ob Deutschland die WM 2006 veranstalten darf. Und damit der dort ansässige Weltverband Fifa, die Frage positiv entscheidet, hat Beckenbauer seine Füße überall dort auf den Globus gesetzt, wo er Unterstützung erhoffte. Er war auf Samoa und in Accra und Asuncion, in Nassau und Kuala Lumpur, in Bangkok, Sydney, Ghana, Botswana, Mali, Kamerun undundund. Nur gewonnen, gewonnen hat Beckenbauer nach Lage der Dinge allenfalls ein paar Freiflüge im Bonusprogramm der Airlines. Die WM 2006 aber, so zumindest der Stand vor der Wahl im Hitzigweg, dürfte am Kap in Afrika gespielt werden. Und kommt es so, dann haben Beckenbauers Füße, sein Ruhm und sein Charme wohl erstmals in seinem Leben eine herbe Niederlage einstecken müssen. Was sicher nur in nachrangiger Linie damit zu tun hat, dass seine, nun ja, Diplomatie mitunter doch arg als Geschwätz daherkommt, das ihn sehr wetterwendisch erscheinen lässt, weil er heute dies sagt und morgen das Gegenteil.

Gescheitert wäre er dann an einem Spiel, das selbst Beckenbauer offensichtlich nicht so gut beherrscht wie Fußball und Weltläufigkeit: das Spiel der Intrige. Denn Fußball-Weltmeisterschaften werden, da gleichen sie Olympischen Spielen, nicht vergeben, weil in einem Bewerbungsland die besten Stadien stehen, die Logistik fortgeschritten ist und die Politik stabil. Vielmehr entscheiden verbandsinterne Machtkämpfe. Deshalb könnte nun Südafrika gewinnen, weil es die südamerikanischen Wahlmänner auf seiner Seite weiß, denn Brasilien will im Gegenzug bei der Vergabe für 2010 die afrikanischen Stimmen. Furchtbar kompliziert ist das und nicht nur für Beckenbauer "Mauschelei". Es war dies allerdings die gleiche Methode, die er in Accra anwandte, als er den afrikanischen Delegierten zurief: "Unterstützt doch Deutschland bei der WM 2006, dann unterstützen wir Afrika bei der WM 2010." Wer ist der bessere Mauschler?

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