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Der Algerier Brahimi sucht sich eine Seite, über die sie dann viel Druck erzeugen.

© AFP

WM 2014 - Achtelfinale Deutschland gegen Algerien: Taktik-Einmaleins: So besiegt man Algerien

Wer die Aufstellung und die Taktik der algerischen Nationalmannschaft studiert, weiß wie man sie besiegen kann. Die Mannschaft aus Nordafrika ist nicht zu unterschätzen, wenn man aber genau hinschaut, erkennt man einige Schwächen.

Das algerische Nationalteam geht als klarer Außenseiter ins Achtelfinalduell mit der deutschen Auswahl. Die Nordafrikaner wollen sich für das Ausscheiden bei der WM 1982 revanchieren und sind mit ihrer Angriffsreihe nicht zu unterschätzen. Die Mannschaft des bosnischen Trainers Vahid Halilhodzic konnte in den ersten beiden Wochen der Weltmeisterschaft in Brasilien gerade beim 4:2-Sieg über Südkorea ihre offensive Stärke unter Beweis stellen. Die große Mehrheit des algerischen Stammpersonals ist in Frankreich geboren und wurde auch dort in den Jugendteams ausgebildet. Die Spieler weisen in Gänze ein hohes Maß an taktischer Disziplin auf. Halilhodzic lässt in einem herkömmlichen 4-2-3-1-System spielen, Algeriens Torgefahr beruht weniger auf taktischen Finessen als auf den individuellen Fähigkeiten der Offensivspieler. Valencias Sofiane Feghouli sowie Spanien-Legionär Yacine Brahimi stachen bei den ersten Partien heraus. Brahimi lässt sich mit Vorliebe auf Feghoulis rechte Seite fallen, infolge dieser Flügelüberladung können sich beide auf engem Raum durch die gegnerischen Reihen kombinieren. Beide sind technisch stark und physisch auf absolutem Spitzenniveau. Insgesamt verfügt Algerien über viele schnelle und dribbelstarke Spieler, die auch keinen Zweikampf scheuen. Zudem leitet Nabil Bentaleb, Top-Talent der Tottenham Hotspur, die Angriffe intelligent ein und gibt oftmals den Rhythmus vor.

Ihre Bemühungen konzentrieren die Algerier zumeist auf jeweils einen Flügel. Es könnte gut sein, dass Halilhodzic den deutschen Linksverteidiger Benedikt Höwedes als Schwachpunkt in der Abwehrreihe der DFB-Elf ausgemacht hat und über die Seite des Schalkers versucht, vor das Tor von Manuel Neuer zu kommen. Da sich immer mehrere Offensivakteure Algeriens auf einer Seite konzentrieren, können sie zudem, sollten sie den Ball einmal verlieren, sofort mit geballter Kraft ins Gegenpressing übergehen.

Andererseits standen die Algerier in den Vorrundenspielen phasenweise nicht kompakt genug. Im Mittelfeld gehört es zum taktischen Konzept, die gegnerischen Schlüsselspieler in Manndeckung zu nehmen. Driften diese allerdings nach außen ab, ziehen sie ihre Bewacher mit auf die Flügel und öffnen so das Zentrum für Vorstöße aus der Verteidigung. Für Deutschland bestünde die Möglichkeit, dass sich Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos immer wieder auf die Außenbahnen fallen lassen und dadurch Philipp Lahm oder sogar Mats Hummels in den leeren Raum vorstoßen können. Die Algerier versuchen dieses Problem durch Rhythmuswechsel zu lösen, indem sie dann auf eine raumorientierte 4-4-2-Defensivformation umschalten und die enge Manndeckung aufgeben. Doch in diesen Fällen stimmen die Abstände zwischen den Reihen nicht immer. Diese offenen Zwischenlinienräume sind optimal für Thomas Müller oder Mesut Özil. Zudem ist die algerische Defensive dadurch für lange Bälle anfällig. Denn durch die weitläufige Staffelung können Abpraller vermehrt beim Gegner landen.

Dafür muss allerdings die deutsche Mannschaft auch konsequent ins offensive Zentrum nachrücken. Das war bei dieser WM bisher nicht oft der Fall. Auch lange Bälle werden nur vereinzelt gespielt. Insofern sollte Joachim Löw für das Duell mit Algerien kleinere Anpassungen vornehmen, um die Defensivschwächen des Achtelfinalgegners zu nutzen.

Constantin Eckner

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